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GIMP - kurz & gut

Titel

GIMP - kurz & gut

Autor

Karsten Günther

Sprache

Deutsch

Genre

Sachbuch

Herausgeber

O'Reilly, 2009

Seitenanzahl

191

Viele Linux-Anwender nutzen das umfangreiche Bildbearbeitungsprogramm GIMP selten bis gar nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig, meist sind sie aber von der Fülle an Funktionen und Optionen erschlagen, die ihnen die freie Bildbearbeitung bietet. Das Buch "GIMP - kurz & gut" von Karsten Günther soll hier Abhilfe schaffen.

Inhalt

"GIMP - kurz & gut" gliedert sich in fünf Abschnitte. Im ersten wird die Oberfläche vom GIMP näher vorgestellt. GIMP zeigt (in der Regel) drei Fenster an: den "Werkzeugkasten" mit den ganzen Werkzeugen und zugehörigen Optionen, das Dockfenster mit Ebenen-, Kanal- und Pfadverwaltung etc. sowie natürlich das Bildfenster mit dem zu bearbeitenden Bild.

Der zweite Abschnitt geht dann auf die einzelnen Werkzeuge ausführlich ein. Es wird jedes Icon beschrieben, welches man beim Start von GIMP im Werkzeugkasten findet. Dabei erklärt Karsten Günther sowohl die Optionen, die unter dem gewählten Werkzeug stehen, als auch deren sinnvollen Einsatzzweck. Vor allem bei den Auswahlwerkzeugen muss man Einiges beachten, was den korrekten Einsatz angeht.

Der dritte Abschnitt beschäftigt sich mit den einzelnen GIMP-Menüs. In den Menüs findet man sowohl alternative Zugangsmöglichkeiten zu den einzelnen Werkzeugen, aber natürlich auch noch zahlreiche andere Funktionen, die nicht im Werkzeugkasten zu finden sind. Zu erwähnen sind dabei sicherlich die beiden Menüs "Farben" und "Filter", die bei der professionellen Bildbearbeitung eine große Rolle spielen. Dementsprechend komplex sind die Optionen der einzelnen Funktionen dort auch, dafür aber auch extrem mächtig. Im Buch geht Karsten Günther auch ausführlich auf diese Menüs ein, auch wenn man sich bei den Filtern eine bessere Erklärung gewünscht hätte. Hier findet man ab Seite 116 zu jedem Untermenü einen Absatz, der die jeweiligen Funktionen in zwei bis drei Sätzen erklärt und gegebenenfalls auch Hinweise zu deren Einsatz gibt. In manchen Fällen ist die Erklärung sehr knapp gehalten, was teilweise aber auch verständlich ist, schließlich würde es wohl ein zweites eigenes Buch benötigen, die über 130 verschiedenen GIMP-Filter ausführlich zu beschreiben.

Im vorletzten Abschnitt widmet sich Karsten Günther dann in kurzer Form (im Vergleich zu den vorherigen Kapiteln) dem Dockfenster. Es wird erklärt, welche Funktionen man alles andocken kann und wie diese arbeiten. So wird auf die Ebenen-, Kanal und Pfadverwaltung eingegangen, ebenso wie auf die Farben, Pinsel und Muster.

Am Ende findet man einen Anhang, in dem unter anderem kurze Hinweise gegeben werden, wann GIMP nicht "richtig" arbeitet. Danach findet man auch noch die Parameter, mit denen man GIMP von der Kommandozeile aus starten kann.

Eine besondere Stellung hat noch die neueste Version GIMP 2.6, auf die im Buch durchgängig hingewiesen wird. So werden kleinere Unterschiede zum Vorgänger 2.4 gezeigt, die auf Seite 150 auch noch einmal in einem extra Abschnitt beschrieben sind.

Zielgruppe

An wen richtet sich das Buch letztendlich? Zuerst würde man natürlich antworten: Vor allem an GIMP-Einsteiger. Die einzelnen Funktionen werden sehr gut erklärt, sodass man schnell nachschlagen kann, wenn man als Neuling vor dem GIMP-Fenstern sitzt und ein Icon oder einen Menüeintrag nicht zuordnen kann oder wenn ein Werkzeug nicht so arbeitet, wie man das will.

Aber nicht nur Einsteiger, sondern auch fortgeschrittene GIMP-Nutzer, die nicht jedes Menü auswendig kennen oder von jeder Funktion die exakte Verhaltensweise kennen, können "GIMP - kurz & gut" als gutes Nachschlagewerk nutzen.

Profis, die GIMP jahrelang einsetzen, kennen die Funktionen und Menüeinträge sicherlich aus dem EffEff und werden eher wenig Neues im Buch finden.

Kritik

"Gimp - kurz & gut" ist ein Nachschlagewerk, kein Roman. Dementsprechend trocken liest es sich auch. Als Gute-Nacht-Lektüre ist daher sicherlich nicht empfohlen, aber schließlich auch nicht gedacht.

Wichtig ist auch, dass nur Funktionen erklärt werden. Es wird also gezeigt, was etwas macht, nicht wie man etwas macht. Zu einem kleinen Teil erfüllt das Glossar am Ende des Buches diese Aufgabe etwas. Anhand von Schlagworten wird erklärt, wie man diese umsetzen kann. Es sind aber sehr wenig Beispiele, die so beschrieben sind. Mit dem Buch lernt man also nur die einzelnen Werkzeuge GIMPs kennen, aber nicht zwingend damit umzugehen.

Positiv erwähnen muss man die verschiedenen Hinweise und Querverweise, die sich durch das Buch ziehen. Egal, welche Seite man aufschlägt, man findet Verweise auf ähnliche Funktionen oder weitere Informationen im Buch. Daneben sind die einzelnen Absätze von extra "Hinweisen" durchzogen, die zum einen das Lesen auflockern, zum anderen aber auch kleine Tipps und Tricks zeigen, worauf man bei einem bestimmten Werkzeug, das an dieser Stelle gerade behandelt wird, achten muss, möchte man es korrekt einsetzen. Auch gibt es zahlreiche Links auf externe Webseiten und Anleitungen, die den Umgang mit GIMP erklären. Eine besondere Stellung nehmen noch die Plug-ins ein, die nicht zum Standardrepertoire von GIMP gehören. ichtige Plug-ins findet man in grauem Text unter manchen Abschnitten mitsamt Links zu deren Download.

Nun zu den Negativpunkten (wobei sich die Liste glücklicherweise in Grenzen hält). Das Buch enthält ein paar - wenn auch sehr wenige - Rechtschreib- und Layoutfehler. Die letzten werden den meisten Leser aber sicherlich sowieso nicht auffallen.

An einigen Stellen merkt man leider, dass aufgrund des Layouts des Buches Satzteile geändert oder gestrichen werden mussten. So findet man auf Seite 103 den "Satz":

"Verlustfrei umkehrbar."

Natürlich ist das kein richtiger deutscher Satz, sondern nur ein Kommentar, den man am Seitenrand erwartet hätte. Wäre der Absatz aber eine Wort länger, wäre es eine Zeile mehr geworden auf der Seite und der restliche Text hätte sich verschoben. Zugegeben: Das ist Jammern auf hohem Niveau.

Nicht gerade zur Spannung trägt auch der Copy&Paste-Text bei, vor allem bei den Malwerkzeugen, die nun einmal relativ identische Optionen haben. Es hätte wohl gereicht, wenn die gemeinsamen Optionen einmal am Anfang erklärt worden wären und man dann später nur auf diesen Abschnitt verweist.

Auch wenn Karsten Günther sehr ausführlich auf die GIMP-Werkzeuge und -Funktionen eingeht, hätte er auf einige Dinge doch ausführlicher eingehen können (wobei man natürlich irgendwo eine Grenze ziehen muss). So wird auf Seite 86 bei der Indizierung eines Bildes die Option "Internet-optimierte Palette verwenden" nur gesagt, dass sich die Option von selbst erklärt. Offen gestanden tut sie das nicht, zumal es darüber die Option "Optimale Palette erzeugen" gibt. Heißt das, dass "optimal" (zu deutsch: es geht nicht besser) für das Internet doch nicht so optimal ist? Ein zweites Beispiel findet sich auf Seite 89. Hier wird auf die Skalierung eines Bildes eingegangen und dort auch in einem Satz auf das Interpolationsverhalten. Leider wird nicht erklärt, was die vier verschiedenen Auswahlmöglichkeiten "Keine", "Linear", "Kubisch" und "Sinc (Lanczos3)" auszeichnen. Wenn es egal wäre, gäbe es an der
Stelle keinen Auswahlbox.

Etwas optimistisch ist Karsten Günther auch mit seiner Aussage auf Seite 88, dass

"hochwertige Drucke [...] etwa 150 ppi [erfordern]".

Die meisten professionellen Drucker (nicht die Geräte, die Menschen, die diesen Beruf ausüben) werden hier sicherlich widersprechen, aber selbst für private Fotoausdrucke sollte man keine Bilder unter 300 ppi verwenden.

Tastenbindungen

Nun zum größten Kritikpunkt: Die Tastenkürzel im Buch. Tastenkürzel bzw. Tastenbindungen sind extrem wichtig in GIMP, da man so sehr schnell zu einzelnen Werkzeugen oder Funktionen schalten kann. dementsprechend hilfreich ist auch die Tabelle im Buch ab Seite 11, welche die wichtigsten Tasten und deren Funktion samt Menüeintrag aufzeigt. Aber gerade hier gibt es das größte Problem: Wieso hat sich Karsten Günther für eine Mischung aus deutschem und englischen Tastaturlayout entschieden? Und wieso weicht er von der Schreibweise in GIMP ab? Dies macht den Wiedererkennungswert vor allem für Einsteiger unnötig schwer.

Was ist genau gemeint? Auf einer deutschen Tastatur findet man vor allem für die Sondertasten deutsche Bezeichnungen. So heißt es "Strg", "Entf" oder "Ende". Im Buch wird dies leider vermischt. So wird von "Ctrl",
"Del" oder "Return" gesprochen, dann aber wieder von "Ende" oder "Bild (auf)". Die Festlegung auf das deutsche Tastaturlayout wäre sinnvoller gewesen. Im Text selbst beschreibt Karsten Günther Funktionen dann zwar oft beide Tasten (Seite 30:

"[Ctrl] bzw. [Strg] schaltet in den Bearbeitungsmodus, ..."

), aber leider nicht immer. Allgemein hätte man sich dieses (meist schwer zu lesende) "bzw." ersparen können.

Daneben wäre es natürlich auch sinnvoll gewesen, wenn in "GIMP - kurz & gut" die gleichen Bezeichnungen wie in GIMP selbst benutzt worden wären. Sicherlich ist den meisten Lesern die Übertragung von "[Ctrl]+[Shift]+[e]" (im Buch wird anstelle der Bezeichnung "Shift" der dicke Pfeil nach oben benutzt) auf "[Umschalt]+[Strg]+[E]" (GIMP-Bezeichnung) möglich, aber es ist unnötig.

An dem Beispiel sieht man auch bereits eine Besonderheit: Buchstabentasten werden im Buch klein geschrieben. Es ist unklar wieso (eine Vermutung ist, dass man so leichter "I" (großes i) und "l" (kleines L) auseinanderhalten kann), aber es führt dann zu Aussagen wie

"Das Werkzeug (Taste [O], also [Shift][o]) ..."

(Seite 27) und

"Das Pfadwerkzeug (Taste [B]) ..."

(Seite 30). Prinzipiell okay, nur ist es im zweiten Satz nicht "[B]", also "[Shift]+[b]", gemeint, sondern es ist ein Schreibfehler und es muss nur "[b]" lauten.

Extrem kritisch sind dann Kombinationen wie "[Ctrl]+[;]" (Seite 69), ganz einfach, weil es keine (einzelne) ";"-Taste auf der deutschen (!) Tastatur gibt (auf der englisch dagegen schon). Gemeint war "[Ctrl]+[Shift]+[,]".

Insgesamt sorgt das für viel Verwirrung, auch beim Autor, denn es kommt vor, dass falsche Tastenkürzel angegeben werden. So wird auf Seite 20 behauptet, man könnte mit "Strg+C" eine Auswahl invertieren (gemeint war "Strg+I") und auf Seite 91 f. wird eine Ebene mit "Shift+H" verankert, anstatt korrekterweise mit "Strg+H".

Es ist zu hoffen, dass in einer zweiten Auflage die Tastenkürzel an GIMP angepasst werden, sodass die Notation in Programm und Buch einheitlich und im Buch selbst konsistent sind.

Fazit

Die aufgezählten Kritikpunkte sind aber nur Kleinigkeiten, das Buch ist im Gesamten gesehen sehr empfehlswert, da wirklich jeder Punkt in GIMP beschrieben wurde. Alles, was darüber hinaus geht, ist für Anfänger und etwas fortgeschrittene GIMP-Nutzer erst einmal nicht interessant. Vor allem das sehr gute Preis/-Leistungsverhältnis (für ein Fachbuch sind 9,90 Euro sehr gering) empfiehlt den Kauf.

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