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Mozilla nervt mit EULA

Die Nachricht geistert bereits durch alle Blogs: In der nächsten Version von Ubuntu 8.10 "Intreped Ibex", die im Oktober erscheint, wird vor der ersten Benutzung von Mozillas Firefox ein Popup-Fenster mit einer EULA erscheinen, die man akzeptieren soll. Die EULA soll über die Markenrechte von Mozilla an "Firefox" informieren.

In meinen Augen wird man zumindest eines damit erreichen: Die Benutzer zu nerven und zu gängeln, durchlesen werden es sich die wenigsten. Vor allem auf den Live-CDs wird es nervig sein, nach jedem Start erst das Infofenster wegzuklicken. Interessanterweise ist dabei auch egal, ob man die EULA akzeptiert oder nicht. Danach kommt man an Firefox. Alles andere wäre aber auch ein Selbstmord für Ubuntu, stellt man sich vor, der Benutzer stimmt nicht zu und steht nach einer Standardinstallation ohne Browser da.

Man diskutiert in der Community noch darüber, was man nun macht, es wird aber daraus hinauslaufen, dass es ein Paket abrowser gibt, welches ohne Branding und EULA auskommt. Ich finde es zwar etwas seltsam, dass nicht Iceweasel von Debian benutzt wird, angeblich soll dessen Stabilität aber nicht die beste sein.

Naja, ich werde Intrepid eh nicht installieren, aber abrowser klingt wie eine vernünftige Wahl und wird installiert, nachdem Firefox runtergeflogen ist.

Wochenrückblick KW 37

Distributionen

CentOS

Version 4.7 des Red-Hat-Clones CentOS verfügbar
Mit Version 4.7 hat CentOS sich an die Veröffentlichung von Red Hat Enterprise Linux 4.7 im Juli angepasst. Die neue Version unterstützt die Verschlüsselungstechniken SHA-256 und SHA-512 und bringt neue Versionen von Firefox 3.0 und OpenOffice.org 2.0 mit. Die CDs bzw. DVD stehen für 32-Bit- und 64-Bit-Architekturen zur Verfügung. An den Server-CDs wird noch gearbeitet.
Weitere Berichte: Distribution Release: CentOS 4.7

Elive

Development Release: Elive 1.8.8 (Unstable)
Jede Woche eine gute Tat denkt sich das Elive-Team und hat die Entwicklerversion 1.8.8 herausgebracht. Behoben wurden zwei größere Probleme: Zum einen gab es einen einen Maus-Bug, bei dem die Maus nicht richtig fokussierte, zum anderen war es in der Vorgängerversion nicht immer möglich, das Netzwerk korrekt einzurichten. Mittels der "changedevice"-Bootoption kann man während des Bootvorgangs (von einer Live-CD zum Beispiel) das Medium wechseln (zum Beispiel auf einen USB-Stick) und von diesem weiterarbeiten. Daneben wurde der Kernel auf eine aktuellere Version 2.6.25.16 gehoben und die neuesten Änderungen der SVN-Version der Desktopumgebung Enlightenment E17 eingespielt. Eine spezielle Unterstützung gibt es für die MSI-Wind-Notebooks.

Foresight Linux

Distribution Release: Foresight Linux 1.0 "Mobile"
Speziell für Netbooks hat Foresight Linux eine Version 1.0 "Mobile" herausgebracht, die bisher auf dem Asus EeePC und Intels Classmate-PC getestet wurde. Die GNOME-Oberfläche wurde extra an die kleineren Bildschirme angepasst, sodass alle Anwendungen durch eine linke Seitenleiste leicht erreichbar sind. Mitgeliefert werden unter anderem Firefox, Pidgin, Banshee, GNOME Movie-Player und F-Spot.

FreeBSD

Development Releases: FreeBSD 7.1-BETA, 6.4-BETA
Von FreeBSD sind die beiden Entwicklerversionen 7.1 Beta (aktuelle Version) und 6.4 Beta (Vorgängerversion) erschienen. Die Ankündigung verrät leider absolut nichts über irgendwelche Änderungen. Immerhin stehen die CDs für die Architekturen alpha, amd64, i386, ia64, pc98, powerpc und sparc64 zur Verfügung.

Linux Mint

Distribution Release: Linux Mint 5 "Xfce"
Linux Mint 5 "Elyssa" ist in der Xfce-Edition erschienen. Die MintTools wurden wieder einmal etwas verbessert, unter anderem kann man den Desktop nun noch besser konfigurieren. Etwas Arbeit wird dem Benutzer bei der Anzeige der MD5-Summen von ISO-Images und bei der Installation von TrueType-Schriften abgenommen, was nun über einen einzelnen Klick gehandhabt werden kann. Im Inneren wurde vor allem an der Leistungsschraube gedreht und der Speicherverbrauch optimiert. Eine komplette Liste aller Änderungen findet man in den Release Notes.
Weitere Berichte: Mint Linux mints new distro release, LinuxMint 5 als Xfce-Version

Development Release: Linux Mint 5 RC1 "Fluxbox"

Ubuntu

Jaunty Jackalope and UDS Sponsorships
Nun steht es fest, Ubuntu 9.04, welches im April 2009 erscheinen wird, trägt den Codenamen "Jaunty Jackalope" (frei übersetzt: "Lebhafter Wolpertinger"). Wie immer wurde der Name aus einem Adjektiv und einem (diesmal fiktivem) Tier zusammengesetzt und von Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth auf der Mailingliste bekannt gegeben. Auf dem Ubuntu Developer Summit (UDS) im Googleplex in Mountain View, Kalifornien, werden vom 8. bis zum 12. Dezember 2008 die Weichen für Jaunty gestellt und entschieden, welche Richtung die Version nehmen soll. Als vorzeitige Ziele hat man sich einen schnelleren Bootvorgang und eine bessere Verbindung zwischen Webdiensten und Desktopanwendungen auf die Fahne geschrieben. Wer Lust hat, kann bei Canonical eine UDS-Förderung beantragen, um an der Konferenz teilzunehmen. Die Teilnahmebedingungen findet man in Jono Bacons Blog.
Weitere Berichte: Ubuntu 9.04 soll Jaunty Jackalope heißen, Zünftige Taufe: Fabeltier als Ubuntu-Namenspate, Ubuntu 9.04 heißt Jaunty Jackalope, Ubuntu 9.04 heißt Jaunty Jackalope, "Jaunty Jackalope" conceived

Mobil

Netbooks, UMPCs und MIDs

Netbook mit Ubuntu aus Polen
Der polnische Notebookhersteller Comes hat sein ARISTO pico i300 vorgestellt, welches auf einen Intel-Atom-Prozessor mit 1,6 GHz setzt und dazu 1 GB Hauptspeicher mit 80 GB SATA-Festplatte besitzt. Der interne Grafikchip Intel GMA950 liefert das Bild auf das 10-Zoll-Display mit 1024x600 Pixeln oder alternativ an einen über VGA angeschlossenen Monitor. Zusätzlich hat das Netbook WLAN, Bluetooth, eine 1,3-Megapixel-Kamera und zwei USB-Anschlüsse. Auf dem ARISTO kommt Ubuntu 8.04.1 oder alternativ Windows XP Home zum Einsatz, welches aber 70 Euro mehr kostet. Mit Linux kostet das Gerät ca. 370 Euro.

OLPC kündigt neues "Give One, Get One"-Programm an
Es gab zwar letzte Woche schon Gerüchte, nun hat das OLPC-Projekt aber bestätigt, dass es ein neues "Give One Get One"-Programm geben wird, wobei Amazon die Auslieferung der Geräte übernimmt. Zusätzlich sei das Angebot auch weltweit nutzbar und Linuxfreunde wird es freuen, dass das Notebook mit der ursprünglichen Sugar-Oberfläche ausgeliefert wird und nicht mit Windows. Ab dem 17. November 2008 kann man die zwei Geräte, wovon eines automatisch für die Dritte Welt gespendet wird, für 399 US-Dollar erwerben.

Bericht: Netbooks feuern die Computerverkäufe an
Laut dem IDC kurbeln Netbooks den PC-Markt an. Ansonsten sind solche Zahlen immer sehr langweilig ...

Mobiltelefone

Linux smartphone share drops
Laut einer Gartner-Studie konnten Smartphones im vergangenen Jahr zwar zulegen, Linux-Smartphones sollen aber einen herben Verlust eingesteckt haben. Wichtig dabei ist, dass Gartner wahrscheinlich die gesamte Handysparte von Motorola ausgelassen hat, die allein in den letzten Monaten drei neue Modelle mit Linux angeboten haben.

Software

Linux mobile stack adds Flash
Azingo hat für seinen LiMo-basierenden Browser die Unterstützung von Adobe Flash Lite 3.1 angekündigt. Darüber können Webentwickler nun endlich Flashanwendungen für Linux-Handys programmieren.

Open Linux phone gets datacasts
Mal ohne Text, weil mir nichts passendes dazu einfällt.

Linux und Open Source

Kenai: Sun richtet eigene Community-Site ein
Projekthoster gibt es vielleicht nicht wie Sand am Meer, aber nach SourceForge, Launchpad, BerliOS und ShareSource stellt Sun seine neue Plattform Kenai ("Keen Eye") vor, auf der Entwickler ihre Open-Source-Projekte verwalten können. Die Plattform bietet Mercurial und Subversion als Versionsverwaltung, Bugzilla als Bugtracker und Sympa für Mailinglisten. Als Lizenzen für die Projekte werden vorerst nur die von der OSI empfohlenen benutzt. Kenai selbst unterliegt der GPLv2.
Weitere Berichte: Sun eröffnet Entwicklerplattform, Sun startet Projekt-Hostingdienst Kenai

Software

Numerik-Software Scilab 5.0 erschienen
Mal etwas für den wissenschaftlichen Bereich: Die Numeriksoftware Scilab ist in Version 5.0 erschienen und unterliegt nun der CeCILL-Lizenz, die kompatibel zur GPL ist. Damit ist Scilab offiziell Freie Software. Der Funktionsumfang soll ähnlich wie beim kommerziellen Matlab sein.

freiesMagazin 09/2008 erschienen

Heute ist die Septemberausgabe von freiesMagazin erschienen. Falls man hinter einer Firewall sitzt, die FTP nicht zulässt, ist das Magazin auch per HTTP-Zugriff auf das FTP-Verzeichnis zu erreichen.

Auch diesen Monat gibt es wieder eine HTML-Ausgabe für Mobilgeräte ohne Bilder und mit Bildern (ca. 1,6 MB). Unter der Adresse http://freiesmagazin.de/mobil/ findet man immer die aktuelle und alle bisher erschienenen Mobil-Ausgaben.

Inhalte der Ausgabe 09/2008 sind u.a.

  • GNU Emacs - ein mächtiger Editor
  • Sawfish - Rückkehr eines GNOME-Urgesteins
  • Plasma, der neue KDE-Desktop
  • Die neunte Generation von Fedora im Test
  • Die Welt von Chrome erschlagen
  • Veranstaltungskalender, News, Leserbriefe, u.a.

Das vollständige Inhaltsverzeichnis findet man auf der Webseite der aktuellen Ausgabe. Leserbriefe mit Lob, Kritik, Anregungen oder Fragen können an die Redaktion geschickt werden.

Wer jeden Monat an die neue Ausgabe erinnert werden will, kann auch den RSS-Feed abonnieren. Auf der Magazin-Seite können die letzten drei Ausgaben von freiesMagazin abgerufen werden, ältere Ausgaben findet man im Archiv.

Die Welt von Chrome erschlagen

Seit Google am 1. September 2008 mehr oder weniger versehentlich in einem Comic ihren Browser "Chrome" vorgestellt hat, wurde die Internetwelt nahezu lawinenartig mit Berichten, Blogeinträgen und Tests rund um das Browserwunder überschüttet. Der Hype, der um diesen neuartigen Internetknecht gemacht wird, übertrifft alle Erwartungen - selbst das iPhone bekam wahrscheinlich bei seiner Veröffentlichung nicht so viel Aufmerksamkeit. (Eine Linkliste spare ich mir an dieser Stelle, allein für diesen Beitrag habe ich aber ca. 45 Nachrichten, Berichte und Blogeinträge gelesen.)

Die Berichte, die man im Netz findet, sind, was das Fazit angeht, stark gemischt. Die einen bezeichnen Chrome als Revolution, andere sehen ein paar "kleinere" Kritikpunkte im Vordergrund, auf die ich hier auch eingehen möchte. Zuerst stellt sich mir die Frage: Braucht die Welt tatsächlich noch einen Browser? Und wenn ja, muss dieser unbedingt von Google kommen?

Fangen wir hinten an. Es gibt heutzutage kaum noch ein Internetgebiet, in dem Google nicht seine Finger (manchmal auch "Tentakel" als Anspielung auf die Datenkrake genannt) hat: Google (als Suchmaschine), Gmail, Picasa (Bildverwaltung und -bearbeitung), Google Maps (Karten und Routenplanung), Google Earth, Google StreetView, Google Blogger (Blog-Community), Google Android (Software für Mobiltelefone), YouTube (Videoportal), Google SketchUp (3D-Modellierung), orkut (Social Network), Google Docs (Schreibprogramm und Tabellenkalkulation), Google Desktop (Suchmaschine für die eigenen Daten), Knol (Wissensdatenbank), Google Reader (Online-Newsreader) und so weiter. Einige der Programme sind Open Source (wie Google Android), andere sind proprietär (wie Google Earth). Fast alle haben eines gemeinsam: Sie sind online verfügbar und verwalten die persönlichen Daten der benutzenden Person.

Genau hier ist auch der erste Kritikpunkt, der oft angeführt wird: Google sammelt Daten, viele Daten - sehr viele Daten. Daraus macht das Unternehmen keinen Hehl und muss es auch nicht, schließlich baut genau darauf das Geschäftsmodell von Google auf: zu wissen, was einen Benutzer interessiert - noch bevor der Anwender es selbst weiß. Dies ist auch der Grund, wieso Google seine Fangarme im gesamten Internet ausstreckt.

Wieso also kein Browser von Google? Wie oben gesagt, gibt es die meisten Google-Dienste nur online. Und wie kommt man an diese ran? Genau, mit einem Browser. Wenn nun also Chrome die Benutzer auf die Google-Seiten leitet, weiß dieser natürlich auch, wie lange ein Benutzer sich wo aufhält und was er so alles anklickt. Keine Sorge, dies ist die Aufgabe eines Browsers. Wichtig ist eben, was man mit diesen Daten macht. Und hier hat es Google mit Chrome leider etwas zu gut gemeint.

Zum einen hatte man für Chrome die normale Google-EULA (End User License Agreement), die in fast allen Google-Anwendungen einheitlich zur Geltung kommt, benutzt. Dies ist eigentlich nicht tragisch, nur leider liest diese kaum jemand durch. Und so wird es ein paar Google-Nutzer jetzt vielleicht wundern, wenn ich sage, dass sich Google das Recht herausnimmt, alle von einem Benutzer über einen Dienst erstellten Inhalte nutzen und verbreiten zu dürfen. Dies steht in Abschnitt 5 "Inhalte von Diensten" der EULA (Abschnitt 11 "Content licence from you" in der englischen Version). Dies war schon ein Kritikpunkt bei Google Docs, denn Google darf rein rechtlich über diese EULA mit den eingestellten Dokumenten machen, was es will. Seine (ggf. patentrelevante) Diplomarbeit sollte man daher dort besser nicht schreiben. Eine Anwendung dieser EULA auf Chrome geht aber noch einen Schritt weiter, da dies ja bedeutet, dass jeder Inhalt, der über den Browser ins Internet eingetragen wurde, in Googles Hände fällt. Dies war aber glücklicherweise nicht die Intention Googles, so dass sie diesen Paragraphen auf Anfrage aus der Chrome-EULA entfernt haben.

Punkt 2, der problematisch ist, ist die Übertragung der eingegebenen URL-Daten an Google. Die in die sogenannte "Omnibox" eingetragenen Daten werden unter anderem dazu genutzt, um dem Benutzer Vorschläge bei späteren Suchen zu machen. Zusätzlich will Google damit auch tote URLs für sein eigenes Suchportal erkennen. Bei der Angabe wird also zumindest die URL und - was der Knackpunkt an der Sache ist - eine eindeutige Identifikationsnummer (ID) an Google geschickt und gespeichert. Es ist also nicht so, dass die Suchanfragen eines Benutzers nur lokal vorliegen, nein, diese werden auch online gespeichert. Wird diese ID dann mit der Anmeldung an andere Google-Dienste und zum Beispiel den gespeicherten Cookies gekoppelt, ergibt sich ein extrem detailliertes Benutzerprofil. Man kann dieses Verhalten zwar in den Optionen abstellen, dennoch ist die Option per Standard aktiviert, sodass auch die Electronic Frontier Foundation (EFF) mit Bedenken auf diese Entwicklung schaut und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor dem Einsatz warnt.

Die zweite Frage von oben steht noch aus: Braucht die Welt noch einen Browser? Prinzipiell ist die Antwort "Mir doch egal", ob nun ein Browser mehr oder weniger, fällt nicht ins Gewicht und Wettbewerb belebt bekanntermaßen das Geschäft. Microsoft führt mit seinem Windows Internet Explorer mit 74% Verbreitung immer noch den Browsermarkt an, danach kommt Mozillas Firefox mit 18% und Apples Safari mit 6%. Für Opera fallen gerade einmal 0,7% ab und der Rest geht an andere Browser. Google wird mit Chrome natürlich diese Aufteilung etwas durcheinanderwirbeln. Auch wenn Microsoft getroffen werden soll - und sicher auch ein paar Prozentpunkte einbüßen muss - wird Mozilla meiner Meinung nach der größte Leidtragende sein, wie es auch andere Portale sehen. Laut aktuellen Zahlen soll Chrome nach vier Tagen bereits einen Marktanteil von knapp 1,5% und damit Opera, die schon jahrelang im Geschäft sind, überrannt haben.

Ein weiteres Problem, dass Chrome aktuell hat: Es soll zwar extrem absturzssicher sein, was aber eine relativ alte Sicherheitslücke nicht daran gehindert hat, beim Absturz des Browsers zu helfen. Die sogenannte "Carpet Bomb" ist bereits aus Apples Browser Safari bekannt und wurde dort im Juni behoben, bei Chrome kann sie aber noch wirken, weil die Entwickler eine veraltete Version von Webkit einsetzen, das diese Schwachstelle noch besitzt. Über die Lücke kann Java-Code ausgeführt werden, der dann durch einen Klick des Benutzers auf eine vorgetäuschte Schaltfläche ein Schadprogramm installiert. Absturzsicher ist der Browser leider auch nicht, wie es in den meisten Nachrichten heißt. Ein simpler Mouse-Over-Effekt kann durch eine Denial-of-Service-Attacke den ganzen Browser - und nicht nur den aktiven Tab, wie versprochen - zum Absturz bringen. Natürlich ist Chrome immer noch eine Beta-Version, zumindest die seit Monaten veraltete Webkit-Einbindung hätte man aber vermeiden können.

Was sind aber nun die Vorteile des Browsers? Diese können in diversen Berichten nachgelesen werden, wobei die Absturzsicherheit zurzeit kein Punkt mehr ist, wie man weiter oben sehen konnte. Zu Gute halten muss man Google, dass sie einen schnellen und schlanken Browser entwickelt haben. Einige Tests - vor allem die von Google entwickelten - hatten Chrome einen Vorsprung bei JavaScript dank der neuen Engine "V8" bescheinigt. Mozilla konterte hier aber mit dem im Firefox 3.1 enthaltenem "TraceMonkey", wodurch Chrome sowohl unter Windows XP als auch Windows Vista wieder hinter Firefox zurückfiel - in einem Mozilla-eigenem Test wohlgemerkt. Welcher Browser schneller ist, wird sich im Laufe der Zeit zeigen, die Frage ist wohl: Ist es dann überhaupt noch wichtig?

Wem es nicht aufgefallen ist: Ich rede oben nur von Tests unter Windows. Der Grund ist einfach, dass Chrome nur für Windows verfügbar ist. Klickt man auf der Chrome-Seite auf die Schaltfläche "Learn more", erhält man als Linuxnutzer nur den Hinweis, dass sich Chrome für Linux noch in der Entwicklung befindet und man doch bitte seine E-Mailadresse angeben mag, wenn man informiert werden möchte. Wer Chrome unter Linux unbedingt testen möchte, kann auf die neueste Version von Wine zurückgreifen, die inzwischen auch eine Unterstützung für den Google-Browser mitbringt. Zur Installation gehört aber dennoch etwas Frickelei.

Manch einer hat sich sicher auch gerade gefragt, wieso man so umständlich Wine benutzt, wenn Chrome Open Source ist. Dazu sei gesagt, dass Chrome selbst nicht Open Source ist, sondern den Google Chrome Terms of Service unterliegt, die in Punkt 10.2 unter anderem festhalten, dass man das Programm nicht kopieren, verändern, ableiten, zurückentwickeln, dekompilieren oder anderweitig den Quellcode extrahieren darf. Open Source ist nur das Basisprojekt namens Chromium, welches der BSD-Lizenz unterliegt. Laut eigener Aussage ist die Binärversion von Chrome aber identisch zum veröffentlichtem Quellcode.

Aber zurück zur eigentlichen Frage, warum man Chrome (bzw. Chromium) nicht einfach unter Linux kompiliert. Das Problem ist, dass man bei der Chromium-Installationsanleitung für Linux nur lesen kann (übersetzt): "Es existiert kein Chromium-basierter Browser unter Linux. Obwohl sich viele der Submodule kompilieren lassen, ist zurzeit nur ein Kommandozeilentest funktionsfähig". Der Grund ist, dass die Benutzeroberfläche die Windows Template Library benutzt und so nicht ohne Weiteres auf anderen Betriebbsystemen nachgebildet werden kann.

Kehren wir zurück zum Anfang des Artikels. Wie ich dort schrieb, wird Google mit Chrome sicher einige Markanteile von anderen Browser-Herstellern abgraben. Das eigentlich Ziel ist aber sicher keine Dominanz auf diesem Gebiet, sondern man will lediglich einen schnellen Zugang zu den Online-Applikationen liefern, die Google anbietet. Auf diese Art würde der Browser selbst zum Betriebssystem werden. Mit der aktuellen Marktführung im Online-Bereich und der Fülle an Anwendungen (siehe oben) wäre Google damit ein ernstzunehmender Konkurrent für Microsoft und dessen Betriebssystem. Man würde zwar Windows nicht verdrängen können, da man es schließlich benötigt, aber alle weiteren Anwendungen würden aus Google-Hand kommen.

Ob sich die Meldungen bewahrheiten, die mit Chrome nun das Jahr 1984 einläuten - und zwar nicht durch eine Staatsmacht, sondern durch einen Online-Konzern - wird sich mit der Zukunft zeigen. Man sollte die Entwicklung des Browsers aber nicht nur einseitig verfolgen. Der Browser hat durch die klare Struktur, das spartanische Auftreten und die Geschwindigkeit klare Vorteile, die Sicherheitslücken und Datenschutzprobleme sind aber die Kehrseite der Medaille.

Wochenrückblick KW 36

Distributionen

Debian

Debian: Nach Lenny kommt Squeeze
Ende des Monats soll Debian 5.0 "Lenny" erscheinen, die Arbeiten am Nachfolger hat das Debian-Team aber bereits aufgenommen. Wie bisher erhält die neue Debian-Version einen Codenamen aus dem Film "Toy Story". Nach Buzz, Rex, Bo, Hamm, Slink, Potato, Woody, Sarge, Etch und Lenny wird der neue Entwicklungszweig "Squeeze" heißen, benannt nach einem dreiäugigen Alien aus dem Film.
Weitere Berichte: Debian lässt Squeeze auf Lenny folgen, Nächste Debian-Version heißt "Squeeze", Debian distro named for little green man

Linpus Linux

Linpus Linux Lite
Eine neue Version von Linpus Linux Lite ist erschienen, welches sich gegenüber dem Vorgänger nun auch auf der Festplatte installieren lässt. An der Oberfläche hat sich nichts geändert, so dass es nach wie vor eine benutzerfreundliche und iconbasierte Oberfläche gibt und zum anderen den normalen Xfce-Desktop für fortgeschrittene Anwender. Linpus Linux Lite ist für Netbooks gedacht und wird bereist auf Northec- und Acer-Geräten eingesetzt. Auf den Downloadservern findet man auch die neueste DVD-Version von Linpus Linux 9.6.

Mandriva

Development Release: Mandriva Linux 2009 RC1
Mandriva hat den ersten Release Candidate für die Version 2009 veröffentlicht, die unter anderem eine automatische Repository-Konfiguration mitbringt und es wurde der neue ath5k-Treiber für WLAN-Karten mit Atheros-Chipsatz eingebracht. Daneben wurde das Theme überarbeitet und die neuesten Version des Linux-Kernels 2.6.27, GNOME 2.23.91 und KDE 4.1.1 hinzugefügt. Alle Neuerungen können in den Release Notes nachgelesen werden.
Weitere Berichte: Mandriva 2009.0 RC1

Ubuntu

Intrepid Alpha 5 released
Die fünfte Alpha-Version des kommenden Ubuntu 8.10 "Intrepid Ibex" wurde am Freitag veröffentlicht und bringt das neueste GNOME 2.23.9, X.Org 7.4 und ganz aktuell Linux-Kernel 2.6.27 mit. Mit dem Kernel wird zur Zeit noch experimentiert, ob ein so frisches Modell die Vorteile der besseren Hardwareunterstützung und Fehlerbehebungen wirklich ausleben kann. Zwei weitere große Neuerungen gibt es zum einen mit DKMS, welches dafür sorgt, dass Treiberkomponenten bei einem Kernelupdate direkt aktualisiert werden. Dies soll sicherstellen, dass nach einem Update auch alle Treiber noch laufen (was aktuell meist nicht der Fall ist). Zum anderen merkt sich Ubuntu nun den zuletzt geladenen und funktionierenden Kernel und bietet diesen als "Last successful boot" im Bootmenü an. Sollte man sich also den Kernel zerschießen und das System nicht mehr starten, kann man über diesen Eintrag eine Reparatur versuchen.
Weitere Berichte: Fünfte Testversion von Ubuntu 8.10 freigegeben

Mobil

Netbooks, UMPCs und MIDs

Veteran im Trend: Linux-Netbook von Commodore
Commodore, früher bekannt für seinen "Brotkasten" C64, reiht sich auch in die Schlange der Netbook-Hersteller ein. Auf der IFA 2008 in Berlin wurde das Modell Modell UMMD 8010 F vorgestellt. Wie HP setzt Commodore nicht auf einen Intel-Chip, sondern benutzt einen Via-C7-M-Prozessor, der Bildschirm misst 10 Zoll, 1 GB RAM geben ausreichend Speicher, die 80-GB-Festplatte tut ihr Übriges. Dazu gibt es noch eine Kamera, WLAN und optional Bluetooth. Also Betriebssystem kommt Windows XP und alternativ ein bisher nicht benanntes Linux zum Einsatz. Im Oktober soll das Gerät für 399 Euro in den Handel kommen.

Dell ships Ubuntu- and Atom-based netbook
Nun hat auch Dell endlich ein Einsehen und hat letzte Woche sein erstes Netbook mit Intel-Atom-Prozessor herausgebracht. Die CPU läuft wie gewohnt mit 1,6 GHz, verbaut sind 512 MB RAM und eine 4-GB-Solid-State-Disk, beide Speicher können aber auf 1 GB beziehungsweise 16 GB erweitert werden. Der Bildschirm misst 8,9-Zoll und liefert 1204x600 Bildpunkte. Dazu gibt es drei USB-Anschlüsse und Ethernet sowie optional WLAN, Bluetooth und eine Kamera. Das Gerät kostet ca. 350 US-Dollar. Einen ausführlichen Testbericht gibt es beim LAPTOP Magazine.
Weitere Berichte: Großer Angriff auf die Kleinen: Dell Inspiron Mini 9

First $100 laptop runs Linux
Das, was das "One Laptop per Child"-Projekt nicht geschafft hat, gelang nun dem chinesischem Hersteller HiVision, der im Oktober ein Mini-Notebook "miniNote NB0700" für 98 US-Dollar herausgeben will. Die Details des Gerätes sind noch unklar, vermutlich wird eine Longsoon-2F-CPU oder ein Ingenic-Jz4740-Chip verbaut werden. Auf der IFA 2008 in Berlin wurde ein ähnliches Modell für nur 120 US-Dollar vorgestellt. Dieses hat einen 7-Zoll-Bildschirm, 1 GB Flashdisk, WLAN, Ethernet und USB.
Weitere Berichte: Der 100-Dollar-Laptop kommt aus China

Breaking News: Amazon to run G1G1 starting in November
Apropos OLPC, das Projekt konnte eine Verbindung mit Amazon eingehen, so dass die Geräte im Zuge der "Give 1 Get 1"-Aktion dort von November bis Dezember angeboten werden. Die Aktion bedeutet, dass man zwei Laptops kauft, wovon einer nach Hause und der andere in ein Entwicklungsland geliefert wird. Wie schon zuvor, wird es das Angebot aber nur in den Vereinigten Staaten geben, die anderen Länder gehen leer aus. Da es sehr lange ruhig um das OLPC-Projekt war, ist unklar, ob die Kunden der letzten G1G1-Aktion ihr Laptop-Modell endlich erhalten haben. Im Mai gab es immer noch Menschen, die bereits ein halbes Jahr auf ihr Gerät warteten. Wichtig: Es gibt noch keine offizielle Meldung seitens OLPC oder Amazon, auch wenn einige Newsseiten anderes verlauten lassen.
Weitere Berichte: OLPC kooperiert mit Amazon, Amazon will OLPC-Laptop anbieten, OLPC partners with Amazon, ITU

Mobiltelefone

"Olympics" phone runs Linux
Samsung hat sein SCH-i859, welches auch als "Olympics Phone" bezeichnet wird, mit einem Linuxaufsatz von Mizi Research veröffentlicht. Das Telefon wird von China Unicom unter der Samsung-Marke "Anycall" vertrieben und ist somit vorerst dem chinesischem Raum vorbehalten. Das Olympics Phone besitzt ein 2,8-Zoll-Touchscreen mit einer Auflösung von 320x240 Punkten und 65.000 Farben. Dazu gibt es eine 3-Megapixel-Kamera, USB, Bluetooth und einen MicroSD-Slot. Die Linux-Software Mizi Prizm bringt Anwendungen zum Surfen, zum E-Mail lesen und schreiben und zur Sprachaufzeichnung mit sowie einen Medienplayer und ein Fotoalbum.

Andere Hardware

First Linux on Everest
Mit dem Igel-5310 LX Premium hat der Thin-Client-Spezialist Igel ein Linux-Image erstellt, welches vor allem für Panel-PCs gedacht ist. Unter anderem auf dem Thick Client Everest von Glacier läuft das System bereits.

Hacker-friendly karaoke PMP runs Linux
Die taiwanesische Firma Cool-Idea Technology hat mit dem Cool-Karaoke einen Medienplayer erstellt, der die Audioformate MP3, OGG, WAV und FLAC sowie die Videoformate MPG, AVI und FLV abspielt und nebenbei auch als Karaoke-Maschine fungiert. Das Gerät besitzt einen 400-MHz-ARM-Prozessor mit 4 GB Flashdisk und einem 320x240-Pixel-Display. Der USB-Anschluss dient nicht nur zum Datenaustausch, der Cool-Karaoke kann darüber auch aufgeladen werden. Die Hardware-Mixer im Gerät ermöglichen es, bei einem Musikstück die Originalstimme herunter zu regeln und mit der eigenen Stimme zu überlagern. Das Ganze kann man dann auch noch aufnehmen. Als System auf dem Cool-Karaoke wird ein Linux-Kernel der Version 2.6.x eingesetzt.

Software

Linux und Open Source

Neuer Protest gegen ISO-Zertifizierung von Microsofts OOXML
Nachdem die ISO die Einsprüche gegen OOXML der Länder Brasilien, Indien, Südafrika und Venezuela mit der Begründung abgelehnt hatte, dass es nicht genügend Unterstützung gäbe, regt sich eine neue Protestwelle. Die obigen Länder mit Ausnahme von Indien sowie Ecuador und Kuba haben sich in einem offenen Brief erneut über die ISO und den Abstimmungsprozess zu OOXML beschwert. Dadurch dass die ISO ihre eigenen Regeln bei der Abstimmung etwas gedehnt habe, sehen sich die protestierenden Ländern gezwungen, zukünftige ISO-Entscheidungen zu hinterfragen und nicht mehr alle Standardisierungen ohne Bedenken für den Gebrauch im Staatswesen und Behörden zu benutzen. Hier findet man den offenen Brief.
Weitere Berichte: Erneuter Protest gegen OOXML, Neuer Protest gegen OOXML, The CONSEGI 2008 Declaration: Six Nations "Just Say No" to ISO/IEC, CONSEGI 2008 Declaration -- Open Letter to ISO Reveals More OOXML Issues

Announcing the Ubuntu Manpage Repository: manpages.ubuntu.com
Unter der Adresse manpages.ubuntu.com kann man ab sofort die Manpages von Ubuntu online nachschlagen. Man gibt dazu einfach den Namen der gewünschten Manpage ein (Eine allgemeine Suche ist aktuell nicht möglich.) und erhält eine Liste aller Manpages in den verschiedenen unterstützten Ubuntu-Versionen und den verschiedenen Manpage-Kategorien.

Software

Phoronix Test Suite 1.2.0 erschienen
Phoronix haben ihre neue Test Suite in der Version 1.2.0 herausgebracht. Die Software beinhaltet zahlreiche Benchmarks, mit denen man seinen PC oder Laptop auf CPU-, RAM-, Grafik- und Festplattenleistung testen kann. In Version 1.2.0 wurde vor allem die Hard- und Softwarerkennung verbessert und sie bringt zahlreiche Funktionserweiterungen mit. Zusätzlich ist die Testsoftware nun auch unter OpenSolaris und BSD lauffähig.
Weitere Berichte: Phoronix-Benchmark für BSD und OpenSolaris, Linux-Testsuite Phoronix kennt Open Solaris und BSD