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Review: Teasi One Biking Navigation

Teasi One

Dirk von Eldorado hat mir letzte Woche ein Navigationsgerät in die Hände gedrückt und meinte ich solle es mal testen. Gesagt, getan, nach einer Woche Test kann ich ein kleines Fazit abgeben. Vorab sei aber gesagt, dass ich an Fahrrad-Navigationsgeräten nur mein Garmin Oregon 450 kenne und logischerweise die Bedienung und den Funktionsumfang etwas daran messe.

Bei dem Gerät handelt es sich um das Teasi One der Firma a-rival.

Spezifikation

Das Teasi One ist recht flach und leicht und liegt gut in der Hand. Mit der Größe passt es sogar ähnlich einem Smartphone gut in die Hosentasche. Das 3,2-Zoll große Display hat eine ausreichende Auflösung von 320x480 Pixeln. Der Touchscreen lässt sich meistens recht gut bedienen. Da er druckempfindlich reagiert, gibt es auch bei Nässe oder mit Handschuhen kein Problem. Etwas schlechter ist dabei eher die Oberfläche des Display. Sie spiegelt ziemlich stark, sodass vor allem am Tag die Helligkeit des Gerätes auf Maximum gesetzt werden muss, damit man etwas erkennt. Bei direkter Sonneneinstrahlung reflektiert der Hintergrund zwar, aber definitiv nicht so gut wie beim Oregon. Nachts wiederum ist selbst bei niedrigster Helligkeitsstufe noch alles gut zu erkennen.

Am Gerät selbst sind zwei Knöpfe links angebracht, einer zum Ein- und Ausschalten, der andere zur Menüführung (dazu später mehr). Das Gerät hat nur einen USB-Anschluss zum Aufladen und Anschluss an den PC. Der SD-Karten-Slot ist laut FAQ derzeit nicht benutzbar. Auf der Rückseite ist noch der Anschluss an die beiliegende Fahrradhalterung.

Das Gehäuse ist zwar spritzwasserfest und sieht robust aus, dadurch dass aber nur die Rückseite gummiert ist und die Schale rundherum aus Hartplastik zu sein scheint, bin ich unsicher, ob das Gerät einen Sturz von der Fahrradhalterung wirklich aushält. Das Display selbst ist dabei auch nicht versenkt, sodass bei einem Sturz dieses auf alle Fälle in Mitleidenschaft gezogen wird.

Als Betriebssystem ist Windows Embedded CE 6.0 installiert, wobei das theoretisch egal ist, schließlich sieht man nur die von a-rival erstellte Oberfläche. Die Besonderheit des Gerätes ist die Verwendung der OpenStreetMap-Karten, die für 27 europäische Länder vorinstalliert ist. Das erklärt dann auch den geringen Preis von ca. 160 Euro.

Obwohl OSM-Karten verwendet werden, lassen sich keine eigenen Karten auf das Gerät aufspielen. Im Gegensatz zu den Garmin-Geräten, für die man sich jede beliebige Karten erstellen kann, ist man beim Teasi One also auf den Hersteller angewiesen, was sehr schade ist.

Im Gegensatz zum Garmin, was man nur an den PC anschließen kann, wenn das Gerät aus ist (bzw. schaltet es sich selbst aus), kann man das Teasi One nur anschließen, wenn es an ist. Dann wiederum wird aber ebenfalls das Display gesperrt und das Gerät ist nicht mehr bedienbar. Die USB-Verbindung funktioniert glücklicherweise auch mit einem Linux-System, sodass man selbst erstellte GPX-Tracks auf die freien 1,1 GB spielen kann. Eine SD-Karten-Erweiterung ist wie oben geschrieben nicht möglich, aber der Speicher sollte für Tracks allein vollkommen ausreichen.

Das Update des Kartenmaterials ist laut Webseite nur mit einem Windows-Betriebssystem möglich. Hier werden Linux- und Mac-Nutzer als potentielle Kunden gleich einmal abgeschreckt. Ggf. funktioniert das Update dennoch auf manuellem Wege, da die OSM-Karten auf der Gerät über USB sichtbar sind.

Der Akku hält in etwa 9 Stunden. In der Regel reicht das für Tagestouren aus. Da der Akku aber fest verbaut ist, hat man ein Problem, wenn er doch einmal eher leer sein sollte. Das Laden dauert in etwa 4 Stunden, ist also über Nacht erledigt. Auch das Laden über den PC geht.

Teasi One

Je nach Blickwinkel ist die Spiegelung ziemlich stark.

Menüführung

Nach dem Einschalten dauert es ein bisschen, bis die Satelliten gefunden werden und die aktuelle Position bestimmt ist. Leider sieht man die Anzeige dazu am oberen Rand nicht so gut, sodass man anfangs nicht weiß, wieso das Gerät nichts Sinnvolles anzeigt.

Das Menü ist kreisförmig angeordnet und übersichtlich. Unverständlich ist, wieso die Menüs keinen Zurück-Knopf haben. Am unteren Bildschirmrand wäre dafür immer Platz gewesen. Stattdessen muss man darauf kommen, dass das Drücken des seitlichen Menü-Knopfes am Gehäuse die Zurück-Funktion übernimmt. Da der Knopf (mit Absicht) recht schwergängig ist, ist die Menübedienung während der Fahrt etwas schwierig.

Die Einstellungen sind recht übersichtlich, man verliert sich definitiv nicht in endlosen Optionen. Schön ist, dass man verschiedene Profile anlegen kann. Sei es, weil mehrere Personen das Gerät nutzen oder weil man selbst verschiedene Profile vorhalten will.

Die wichtigste Profileinstellung ist die fürs Routing. Es gibt verschiedene Routing-Optionen, sodass man City-Bike, Mountainbike, Rennrad oder Fußgänger einstellen kann. Je nach Einstellung werden zum Routing andere Straßen mit betrachtet. Dazu später mehr.

Kartendarstellung

Wenn man im Menü auf „Karte“ klickt, landet man genau da. Ein großes Dreieck zeigt die aktuelle Position, am oberen Rand findet man zwei Informationsanzeigen, die sich variabel einstellen lassen. Unten befinden sich Bedienelemente zum Navigieren.

Die Karte selbst ist ... nun ja, ich bin vom Garmin wohl einfach verwöhnt. Das größte Kriterium gegen das Gerät ist für mich die Wegdarstellung. Es gibt zwar Unterschiede zwischen Bundestraße, Landstraße und Kreisstraße, darunter wird aber nicht mehr unterschieden – also genau da, wo es für die Zielgruppe des Gerätes wichtig wäre. Ich möchte, wenn ich umherfahre, in der Regel wissen, ob ein Weg, auf den ich gerade zusteuere geteert ist oder nicht. Und ob nun Feldweg oder Trampelpfad, alles sieht beim Teasi One gleich aus. Auch wer das Gerät zum Routen nutzt, wird hier ggf. Probleme bekommen (siehe unten).

Ein zweiter für mich unverständlicher Punkt ist die Anzeige der Ortsnamen. Diese werden nämlich nur bei recht großen Orten angezeigt. Wer also „blind“ über Feld- oder Waldwege durch die Gegend fährt, sieht mit dem Gerät zwar den Namen der Straße, wo er sich befindet, aber er sieht den Ort nicht. Auch beim Herauszoomen bleiben die Ortsnamen der meisten Orte verborgen.

Teasi One

Wo bin ich? – Die Orten tragen keine Namen.

Was ich ebenfalls vom Garmin her vermisse, ist die Anzeige der POIs (Point of Interests). Sicherlich übertreibt das Garmin hier etwas, da auf den OSM-Karten selbst Briefkästen angezeigt werden. Beim Teasi One fällt dies aber komplett weg. Hier hat der Hersteller mehr wert auf Straßennamen gelegt, die ich wiederum zur Navigation mit dem Rad eher selten benötige. Schließlich steuere ich bei Radtouren in der Regel nicht eine bestimmte Straße an. Eine Anzeige der wichtigsten POIs bzw. die direkte Anzeige bei der Auswahl von POIs wäre schön gewesen.

Zu guter Letzt vermisse ich den Hinweis auf Radwege. Für ein Radnavigationsgerät ist es für mich eigentlich eine Grundverständlichkeit, dass Radwege irgendwie gekennzeichnet werden. Dies fällt beim Teasi One aber leider auch weg. Ich kann also nicht aufs Blaue losfahren und nur nach der Karte auf Radwegen entlang fahren. Gut, immerhin gibt es ja Radwegweiser an fast jeder Ecke …

Was mich bei der Bedienung ziemlich irritiert hat, ist noch eine Kleinigkeit: Man kann die Anzeige entweder nach Norden oder nach Fahrtrichtung ausrichten. Ich bevorzuge eigentlich immer die Anzeige in Fahrtrichtung, da so die Pfeilspitze immer nach vorne zeigt. Wenn man dies aber einstellt und man möchte dann die Karte manuell bewegen (um z.B. zu schauen, ob das Routing nicht wieder Unsinn treibt), springt die Anzeige auf eine eingenordete Perspektive. Erst, wenn man die Karte wieder zurück auf den eigenen Standort zentriert, zeigt die Karte wieder in Fahrtrichtung. Das ist extrem verwirrend und hat mich so genervt, dass ich lieber auf Nordausrichtung während der Fahrt umgestellt habe.

Routing

Wie oben geschrieben, gibt es vier verschiedene Routing-Optionen: City, MTB, Rennrad und Fußgänger. Das Routing unterscheidet sich bei allen vier Einstellungen sehr und ist mehr oder wenig sinnvoll.

„City-Rad“ bedeutet, dass nur Radwege zur Navigation benutzt werden. Dies führt dann dazu, dass auf einer eigentlich 12 km langen Strecke ein Umweg von 7 Kilometern gemacht wird, weil zwischen Start und Ziel kein ausgewiesener Radweg existiert, sondern „nur“ ein normaler geteerter Weg. In der Stadt mag dies ggf. noch gangbar sein, auch wenn ich das Routing hier noch nicht getestet habe, aber für normale 08/15-Radler sind solche Umwege nicht hinnehmbar.

„Mountain-Bike“ zeigte für mich bisher das beste Verhältnis zwischen genutzten Wegen und Streckenlänge. Wenn die Option aber das tut, was sie sagt, kann es sein, dass man auch über Wurzelwege und Trampelpfade geleitet wird. Dennoch ist dies die beste Option für normalen Tourenradfahrer.

Die „Rennrad“-Option habe ich nicht getestet, zum Routing werden aber wohl nur geteerte Wege herangezogen. Dabei wird aber auch vor Verkehrsstraßen nicht Halt gemacht, wenn dies erforderlich ist.

Und bei „Fußgänger“ geht es wirklich querfeld ein.

Teasi One

Routen werden grün und mit Pfeilen markiert.

Was mir beim Routing missfällt ist, dass wenn der aktuell gefahrene Weg als unroutebar für die aktuelle Einstellung gekennzeichnet ist, auch kein Routing stattfindet. Ist man also einmal irgendwo falsch abgebogen und man befindet sich mit seinem City-Bike auf einem Feldweg, verweist das Routing einfach nur per Luftlinie zum nächstgelegenen Punkt der eigentlichen Route. Im Endeffekt muss man hier also selbst zusehen, wie man aus der Misere zurück zum Weg findet, das Navi hilft einem da wenig. Diese Einschränkung ist für mich unverständlich.

Sehr schön ist, dass beim Routing durch einen roten Kringel angezeigt wird, wo die nächste Abzweigung ist. So muss man nicht auf die zusätzliche Meterangabe schauen, um diese nicht zu verpassen. Auch das optional einblendbare Höhenprofil ist recht schön, auch wenn es für ältere Menschen wohl viel zu klein ist.

Eine kleine seltsame Eigenschaft gibt es aber auch hier wieder: Wenn man als Anzeigelemente „Ankunftszeit“ eingibt, bleibt diese per Standard auch beim Routing leer. Nur, wenn man die Route gleichzeitig aufzeichnet, wird die Ankunftszeit angezeigt. Den Sinn dahinter verstehe ich nicht, da sich die Zeit natürlich auch ohne Aufzeichnung berechnen ließe.

Apropos Aufzeichnung: Dies geht schön simpel. Einfach den roten „Rec“-Knopf am unteren Bildrand drücken, um die Aufnahme zu starten. Und dort auf Stop drücken, um sie zeitweise anzuhalten bzw. zu beenden. Dieser Punkt ist also gut gelöst.

Bei der Navigation nach POIs stört mich etwas in der Übersicht, das die Entfernungsangabe nur in Kilometer dasteht. In einer Stadt nach Einkaufsmöglichkeiten zu suchen, liefert also zig Ergebnisse mit „~ 0 km“ Entfernung. Daneben fehlt mir ein Richtungsangabe. Vom Garmin finde ich es recht praktisch, dass mir auch die Richtung des POIs angezeigt wird, also ob der Punkt auf meinem Weg liegt oder nicht.

Fazit

Für mich selbst wäre das Teasi One nichts, das Garmin Oregon 450 bietet hier viel mehr Vorteile. Sicherlich ist der Preis beinah unschlagbar für ein Radnavi, aber einige nervige Kleinigkeiten machen das Gerät unattraktiv. Vor allem die Geschlossenheit des Systems wäre für mich ein Ausschlusskriterium. Ich möchte dabei nicht abhängig vom Hersteller sein, sondern selbst Karten aufspielen dürfen.

Der fest eingebaute Akku ist wahrscheinlich nur für Langstreckenradler ein Kritikpunkt. Wenn man nur 9 Stunden pro Tag fährt (was bei einer mehrwöchigen Tour normalerweise schon zu viel ist), reicht eine Akkuladung aus.

Empfohlen werden kann das Gerät wahrscheinlich für Alltagsradler, die sich ohne Gedanken zu machen, einfach nur eine Route von A nach B berechnen und abfahren wollen. Dabei müssen sie aber vollends den Routing-Leitungen des Navis vertrauen. Alternativ kann man immer noch eine Route am PC vorberechnen lassen und auf das Gerät spielen, wobei dies für viele Standardanwender schon wieder zu viel Umstand ist.

Ich bleibe also schön bei meinem Garmin Oregon 450 ...