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Kostenlose LaTeX-Referenz

Via DANTE-Mailingliste kam von Herbert Voß der Hinweis, dass die Bücherei Lehmanns die LaTeX-Referenz kostenlos abgibt. Man kann zum einen bis zu fünf Bücher (auf Anfrage auch mehr) als gedrucktes Exemplar bestellen und bekommt dieses kostenlos zugesandt. Zum anderen gibt es das Buch auch als PDF-Download.

Ich finde die Aktion sehr gut, auch wenn ich sicherlich die Referenz nicht so oft benötigen werde. Mir reicht daher auch die elektronisch Ausgabe, die keinen Platz in meinem Regal wegnimmt. :) Wer aber gerade an einem Artikel oder einer wissenschaftlichen Arbeit sitzt, die er mit LaTeX schreibt, wird sicherlich viele gute Hinweise in der Referenz finden.

Rückblick: DANTE-Herbsttagung in Köln 2013

Die Herbsttagung der Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX e.V. (DANTE) fand dieses Jahr in Köln statt. Von Allerheiligen, den 1. November, bis Sonntag, den 3. November, trafen sich TeX-Interessierte aus ganz Deutschland und auch über deutsche Grenzen hinweg, um einen Tag lang fachspezifische Themen zu verfolgen und ein unterhaltsames Rahmenprogramm zu genießen.

Vorabendtreff am Freitag

Auch wenn die eigentliche Tagung und die Vorträge erst für Samstag angesetzt waren, trafen sich schon zahlreiche Dante-Mitglieder zum Vorabendtreff am Freitag in „Hellers Brauhaus“. Durch die sehr gute Vorauswahl der Hotels konnten die meisten sehr gemütlich zu Fuß den Weg dorthin finden.

Wer nebenbei noch shoppen wollte und sich wunderte, dass die Geschäfte geschlossen waren, kam wohl eher aus einem evangelischen Landesteil Deutschlands, denn in Köln war dank Allerheiligen ein Feiertag. Wer ganz clever war, konnte mit dem Reformationstag am Tag davor und Allerheiligen gleich zwei Feiertage mitnehmen.

Der Stimmung schadete der Feiertag natürlich nicht. Man traf sehr viele altbekannte Gesichter im Brauhaus und konnte sich so von der letzten Tagung in Gießen synchronisieren. Zusätzlich konnte man lernen, dass man den Bierdeckel auf das leere Kölsch-Glas legen sollte, wenn man kein Interesse an Nachschub hat. Dieser wird nämlich ungefragt hingestellt, wenn das Glas leer ist.

Nach dem Essen machte sich eine kleine Gruppe auf, um eine Cocktailbar zu finden. Aufgrund kleinerer Kommunikationsschwierigkeiten landeten wir aber an leicht anderer Stelle, wo wir aber dennoch etwas zu trinken bekamen. Der Rückweg war dann umso lustiger, denn sich bei Nieselregeln Abkürzungen (der positive Ausdruck für Umweg) durch das Kölner Studenten- und Partyviertel zu suchen, war schon sehr interessant.

Während ein Teil der DANTE-Gruppe im Mauritius Therme einchecken konnte, musste sich der andere bis zum Hotel Mado im Süden der Stadt durchschlagen, was sich aber am nächsten Morgen als bessere Wahl herausstellte, auch wenn es keinen Saunabereich gab.

DANTE-Tagung und Mitgliederversammlung am Samstag

Vom Hotel Mado zum Tagungsgebäude der Universität Köln waren es nur 700 Meter. Dementsprechend konnte man auch gemütlich ausschlafen, um pünktlich 9 Uhr vor Ort zu sein. Das Institut für Kristallographie stellte unter Prof. Dr. Manfred Mühlberg, der leider nicht anwesend sein konnte, einen Raum zur Verfügung, in dem die circa 40 Teilnehmer den Vorträgen lauschen konnten.

49. Mitgliederversammlung

Um 9 Uhr eröffnete der Vorstandsvorsitzende Martin Sievers die Mitgliederversammlung des DANTE e.V. Es wurde wieder viel über vergangene Tagungen berichtet. Vor alle die Eindrücke der TUG 2013, die dieses Jahr in Tokyo stattfand, wurden sehr interessant und unterhaltsam von Volker RW Schaa übermittelt.

Wie bereits bekannt war und noch einmal bestätigt wurde, findet die DANTE-Frühjahrstagung 2014 in Heidelberg statt. Zum 25. Jubiläum der Vereinsgründung bietet sich der Gründungsort Heidelberg an, um vom vom 11. bis 14. April ein großes Geburtstagsprogramm auf die Beine zu stellen. Hierfür werden bereits jetzt schon Vorträge gesucht, die dann auch in einem speziellen Tagungsband erscheinen sollen. Ein gesonderter Aufruf für den „Call for Papers“ soll noch folgen.

Die Herbsttagung 2014 soll dann gleich „um die Ecke“ von Heidelberg in Karlsruhe stattfinden und die Frühjahrstagung 2015 dann an der wunderschönen Ostseeküste in Stralsund. Die Verlagerung des Veranstaltungsortes soll es allen DANTE-Mitgliedern und TeX-Interessierten ermöglichen, einmal an solch einer Konferenz teilzunehmen.

Neben den aktuellen unterstützten Projekten, die sich zumeist mit Schiftarten beschäftigen, war auch die SEPA-Umstellung ein Thema, ebenso wie die Auslieferung der TeX-Collection als Doppel-DVD oder auf USB-Stick sowie ein Corporate Design für den Verein.

Von und nach LaTeX mit Pandoc

Im ersten Vortrag stellte Blandyna Bogdol den Universalkonverter Pandoc vor, mit dem man Dateien und Dokumente zwischen vielen verschiedenen Formaten wandeln kann (siehe auch „PDF-Dokumente schreiben mit Pandoc und Markdown“, freiesMagazin 06/2013). So gibt es auch Wandlungsroutinen für LaTeX, ODT und XML. Sinnvoll ist das Programm vor allem dann, wenn man von einem Ausgangsformat verschiedene Ausgaben benötigt.

Neben der Erklärung der Installation und Standardverwendung zeigte die Referentin am Beispiel von DocBook (siehe auch „Einführung in Docbook“, freiesMagazin 03/2013, wie sie den Text nach LaTeX wandelt. Pandoc ist dabei hilfreich und mächtig, ist aber eher für einfachere Dokumente geeignet. Die Textmenge ist zwar egal, aber zu komplexe LaTeX-Konstrukte können Probleme bereiten. Durch verschiedene Vorlagen kann man die Wandlungsroutine entsprechend beeinflussen. Die Anpassung der Vorlagen ist aber noch recht komplex und umständlich, sodass Pandoc nicht für jeden geeignet ist.

Als Alternative zur Wandlung von PDF nach HTML wurde aus dem Zuschauerraum noch pdf2htmlEX erwähnt, welches PDF-Dokumente dank CSS eins zu eins in HTML darstellen kann.

Blandyna Bogdol erklärt den Einsatz von Pandoc.

Blandyna Bogdol erklärt den Einsatz von Pandoc.

PDF-Formulare ausfüllen mit iText & Co.

Marcus Bitzl von der TU München zeigte an einem Anmeldeformular, wie man mit der Open-Source-Bibliothek iText PDF-Formulare ausfüllen kann. Die erste Idee, dass die Daten eingesammelt und mit LaTeX in ein fertiges PDF-Dokument gewandelt werden, wurde aufgrund von Zeitproblemen verworfen. Stattdessen wurde mittels des Paketes hyperref in LaTeX ein PDF-Formular erstellt. Dieses Formular wird dann von der Webanwendung, die z.B. in Java geschrieben sein kann, mittels iText ausgefüllt und zum Download bereitgestellt.

Als Alternative zu iText wurde noch pdftk genannt (siehe auch „Kurztipp: Bastelstunde mit Pdftk“, freiesMagazin 03/2009). Mithilfe einer generierten fdf-Datei kann man damit ebenso ein PDF-Formular automatisiert ausfüllen und anbieten.

Von 12 bis 14 Uhr war dann Mittagspause, in welcher sich kleine Grüppchen bildeten und in der Zürpicher Straße eines der zahlreichen Restaurants und Cafés aufsuchten. Wir fanden dann auch die Cocktailbar wieder, die wir am Vorabend so verzweifelt gesucht hatten.

ConTeXt Quickie: Tabellen

Den Nachmittag leitete Leo Arnold mit russischen Tabellen ein. Glücklicherweise war der Inhalt der Tabellen nicht von Relevanz, um die Beispiele zu verstehen.

Nach einer kurzen Einführung in ConTeXt stellte er die Tabellenumgebungen Tabulate, bTABLE und tables vor. Alle Umgebungen waren mehr oder weniger vergleichbar mit ihren LaTeX-Pendants, konnten an anderer Stelle wiederum etwas mehr.

CTAN mit Geschichte

Unter dem Titel „CTAN mit Geschichte“ könnte man eine historische Ausarbeitung von CTAN (Comprehensive TeX Archive Network) erwarten, die Patrick Gundlach aber nicht gab. Er erklärte zwar kurz die Bedeutung und den Inhalt der Plattform, zeigte in seinem Projekt dann aber ein CTAN-Archiv mit Versionierung.

Hintergrund war die Problemstellung, dass man für einige TeX-Projekte ganz oft bestimmte Pakete in speziellen Versionen benötigt. Wenn diese nicht zufällig aufgehoben wurden oder auf einer der TeX-Collection-DVDs vorliegen, hat man gegebenenfalls mit der Übersetzung seines Dokuments ein Problem. Unter ctanmirror.speedata.de stellte Patrick Gundlach daher ein Archiv zur Verfügung, über welches man zu jedem Datum die richtige Paketversion erhalten kann.

Ein ähnliches Projekt gab es schon von Martin Scharrer, der unter ctanhg.scharrer-online.de CTAN in eine Mercurial-Versionsverwaltung integrierte.

Eine historisch-kritische Betrachtung des Quelltextes von TeX

Einen von den restlichen Themen abweichenden Vortrag präsentierte Sven Oos von der Universität Trier. Mittels spezieller Textanalyse-Methoden, die auch in den Literaturwissenschaften herangezogen werden, untersuchte er in seiner Diplomarbeit den Quelltext von TeX.

Der von Donald Knuth entwickelte Code hat die Besonderheit, dass nur Knuth selbst daran arbeitete. So konnte man mithilfe von Changelogs und Knuths Entwicklertagebuch die Evolution von den TeX-Anfängen 1977, als noch in SAIL programmiert wurde, bis zu TeX82, der ersten in WEB geschriebenen Version, grafisch darstellen.

Sehr interessant an dem Vortrag waren die Publikumsbeiträge von „Zeitzeugen“, d.h. von DANTE-Mitgliedern, die bereits in den ersten Jahren der TeX-Entwicklung dabei waren.

Wortlisten: Voraussetzung für gute Trennmuster

Tobias Wendorff von der TU Dortmund wandelte dann auch etwas abseits der normalen TeX-Themen und stellte seine Arbeit und die Probleme in der Trennmustermannschaft unter Trainer Herbert Voß vor. Die Gruppe kümmert sich darum, dass TeX im Falle eines Falles Wörter korrekt trennt und nicht unsinnige Trennungen wie „bein-haltet“ statt „be-inhaltet“ benutzt.

Seine Tätigkeit in der Gruppe nahm er hauptsächlich auf, weil er sich für seine Arbeit als Geographiestudent über die (verkürzte) Darstellung von Straßennamen auf Karten Gedanken machte. Hier musste er zum einen einen Verkürzungsalgorithmus erfinden und zum anderen auch einen guten Trennalgorithmus, um überlange Namen darstellen zu können.

Da sehr wenig Rückfluss aus der TeX-Community selbst zu den Trennlisten kommt, wird überlegt, ob man das Problem der Mitarbeit lösen kann, indem man diese einfacher und offener macht. Eine zweite Idee ist es, mit anderen Projekten wie „hunspell“ zusammenzuarbeiten, die eigene Trennlisten pflegen.

TeXStudio Live

Im letzten, sehr praxisbezogenen Vortrag zeigte Tim Hoffmann, einer der Entwickler von TeXStudio, den Editor in einer Live-Demonstration. Der Grund für die Entwicklung war der hemmende Arbeitsfluss in LaTeX zwischen Schreiben des Textes, Übersetzen auf der Konsole und Anschauen in einem PDF-Betrachter.

TeXStudio fasst diese drei Eigenschaften zusammen und bietet noch zahlreiche andere Funktionen. Am beeindruckendsten war sicherlich die Live-Vorschau von geschriebenen Formeln oder auch von Bildern, die ohne separate Übersetzung des Dokuments eingeblendet wurden. Zusätzlich zeigt der Editor sofort eventuelle Fehler wie unbekannte Befehle oder falsch geschriebene Pakete an. Ebenso gibt es eine Anbindung an diverse Literaturverwaltungen.

DANTE-Vorstandsvorsitzender Martin Sievers beendet den Tag mit einem Lachen.

DANTE-Vorstandsvorsitzender Martin Sievers beendet den Tag mit einem Lachen.

Abendveranstaltung

Mit etwas Überzug schloss Martin Sievers die DANTE-Tagung um 18 Uhr. Die meisten Teilnehmer machten sich dann auch sogleich auf den Weg zum Abendtreff im „Gaffel am Dom“, in dem sich ein Großteil gegen 19 Uhr einfinden wollte. Auch wenn die Aufmachung der Lokalität sehr kölsch war, kam das den Tischgesprächen nicht sehr zu Gute. Nach einigen Bieren und deftigem Essen wie Haxe und Spanferkel, löste sich die Gruppe daher aus akustischen Gründen relativ früh gegen 21 Uhr schon auf.

Die „Jungspunde“ der Tagung störte das natürlich weniger und suchten sich ein neues Lokal. So genoss eine kleine Gruppe noch gemeinsam bis 23 Uhr auf dem beheizten Vorplatz des Lokals „Alex“ einige Cocktails, Kölsch und Tee.

Touristisches Programm am Sonntag

Am Sonntag fand unter der Leitung von Dorothea Wand eine kleine Stadtführung durch Köln statt. Alle Teilnehmer schafften es (fast) pünktlich bis 10 Uhr zum Kölner Dom und schauten sich dann neben der historischen Stadtmauer einige Bauwerke mit Einflüssen aus der Romanik, Gotik und dem Barock an.

Leider war es stellenweise etwas windig und kalt (immerhin regnete es nicht) und zwei Straßenmusikanten gaben ihr Bestes, sich gegenseitig zu übertönen, was beim akustischen Verständnis der touristischen Führerin nicht gerade half. Dennoch hat die Stadtführung Spaß gemacht und viel Wissenswertes über Köln bei allen Beteiligten hinterlassen.

Gegen 12 Uhr löste sich die Gruppe dann auf. Einige Teilnehmer mussten ihre Züge erreichen, andere suchten sich vor der Heimfahrt noch etwas Leckeres zu essen und eine dritte Gruppe genossen noch etwas die verschiedenen touristischen Angebote in Köln.

Der Kölner Dom.

Der Kölner Dom.

Abschließende Bemerkungen

Das Vortragsprogramm war auch in diesem Jahr wieder breit gestreut, sodass für jeden etwas Interessantes dabei war. Die behandelten Lösungen bezogen sich aber sehr oft auf ein so spezielles Problem, dass nur in wenigen Fällen jemand anderes direkt etwas davon mitnehmen konnte.

Aber das ist nicht weiter schlimm! Wie auch bei anderen Veranstaltungen, bei der sich eine Community trifft, geht es irgendwann einmal nicht mehr um die Vorträge oder Mitgliederversammlungen. Viel wichtiger sind die Menschen und die Pflege von Beziehungen. Die DANTE-Tagung bietet die Möglichkeit, dass man die Gesichter hinter Beiträgen aus der TeXnischen Komödie oder den Helfern auf der Mailingliste und TeX Stack Exchange kennenlernt. Jeder ist willkommen und wird normalerweise auch recht schnell in die Gruppe integriert. Oft schließen sich auch Freundschaften, die über die Tagung hinaus erhalten bleiben – schließlich haben die meisten von uns auch noch ein Leben neben TeX.

Insofern war es eine sehr gelungene Veranstaltung, die Dank Uwe Ziegenhagen ohne Schwierigkeiten über die Bühne ging. Interessante Vorträge und wie geschrieben vor allem sehr nette Menschen machen die DANTE-Tagung zu einem Pflichtprogramm, was man als Community-Mitglied beziehungsweise als TeX-Nutzer mitnehmen sollte. Die Freude auf Heidelberg 2014 ist aus dem Grund umso größer.