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Adventskalender mit freier Musik

Wie jedes Jahr hat der Musikpiraten e.V. auf seiner Webseite einen Adventskalender online gestellt, den man auf der eigenen Webseite einbinden und anpassen kann. Jeden Tag bis zum 24. Dezember wird ein Türchen geöffnet und gibt ein neues, weihnachtlich angehauchtes Lied unter Creative-Commons-Lizenz preis. Der Stil wird dabei wie jedes Jahr alles von Rock über Classic und Pop abdecken. Für Mobilgeräte steht eine extra Mobilversion bereit.

Mehr zu den Musikpiraten erfährt man Interview mit Christian Hufgard, dem Vorsitzenden des Vereins.

Interview mit den Musikpiraten

Wer das Wort „Musikpiraten“ hört, denkt vermutlich zuerst an den illegalen Tausch von Liedern in diversen Tauschbörsen. Dass der Musikpiraten e.V. nicht viel weiter am anderen Ende des rechtlichen Spektrums stehen kann, zeigt das folgende E-Mail-Interview mit Christian Hufgard, dem Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins.


Logo des Musikpiraten e.V.
(gemeinfrei, Lizenz: CC0 1.0)

Hallo Christian. Vielen Dank, dass Du für ein Interview zur Verfügung stehst. Ich denke, für den Start ist es sinnvoll, wenn Du den Musikpiraten e.V. kurz vorstellst? Seit wann existiert der Verein und was ist seine Aufgabe?

Die Musikpiraten wurden Juni 2009 gegründet. Wir haben als Vereinsziel die Förderung der Kultur und zwar besonders der freien Musik. Dafür wurden wir vom Finanzamt auch als gemeinnützig anerkannt.

Was genau wird denn alles unter so einer Förderung zusammengefasst?

Wir veranstalten zum Beispiel den Free!Music!Contest und unterstützen Musiker oder Bands gelegentlich auch direkt finanziell mit Geld für Instrumente.

Was hat Dich/Euch dazu bewogen, den Verein zu gründen?

Die Gründung geht zurück ins Jahr 2008. Da habe ich bei der hessischen Piratenpartei vom OpenMusicContest erfahren. Ich fand das Konzept klasse und als Landesverband wollten wir den Wettbewerb unterstützen. Leider wurde das von den Machern abgelehnt, da man dort mit Parteien nichts zu tun haben wollte. Also haben wir beschlossen, einen Verein zu gründen, der dann den Wettbewerb unterstützt – und etwas mit „Piraten“ im Namen hat. Leider fand dann ab 2009 der OpenMusicContest nicht mehr statt, weshalb wir den Free!Music!Contest ins Leben gerufen haben.

Der Name „Musikpiraten“ könnte in der Gemeinschaft negativ aufgefasst werden, weil er doch sehr an Musikpiraterie erinnert. War die Namenswahl Absicht, z.B. als bewusste Provokation, oder hat sich das einfach so ergeben?

Der Begriff der „Musikpiraterie“ ist ein Kampfbegriff der Musikindustrie. Damit soll suggeriert werden, der Konsum von Musik, ohne für jeden einzelnen Hör- und Kopiervorgang zu zahlen, wäre illegal. Das ist falsch, denn das private Kopieren und Teilen von Musik ist zulässig. Die Urheber erhalten dafür eine Entschädigung, die in Form von Pauschalabgaben von der SD-Karte bis hin zum Handy erhoben wird. Wir wollten mit dem Namen aber auch klar eine Nähe zur Piratenpartei zeigen.

Es gab sicherlich vieles, was Ihr erreichen wolltet. Habt Ihr davon etwas erreicht? Hat sich die heutige Tätigkeit gegenüber den Anfängen geändert?

Ich denke, wir haben vielen Menschen das Konzept frei verfügbarer Kunst näher gebracht. Unser größter Erfolg war aber die Produktion von über 50.000 Liederbüchern mit GEMA-freien Kinderliedern. Das ging bundesweit durch die Presse und hat sehr viele Menschen gezeigt, dass es jenseits der GEMA noch Alternativen gibt.

Wie ist die Resonanz auf den Musikpiraten e.V. in den Medien abseits der „Szene“? Werdet Ihr dort überhaupt wahrgenommen?

Vor allem durch die eben erwähnten Liederbücher sind wir ziemlich bekannt geworden. Mein Kopf war sogar auf Seite 1 der BILD zu sehen. Unsere Auseinandersetzungen mit der GEMA schaffen es auch immer wieder in die klassische Presse. Von der BILD über heise.de bis hin zum österreichischen derStandard.at waren wir in diversen Medien vertreten. Auch in Fachblogs zum Thema Erziehung und in Lehrerrundbriefen nahm man uns zur Kenntnis.

Was hat Euch dazu bewogen, Projekte wie „Kinder wollen singen“ zu starten?

Die Arroganz der GEMA und der VG Musikedition und natürlich der Wunsch, die Menschen über ihre Rechte aufzuklären. Wir konnten es einfach nicht ertragen, dass sich die GEMA hinstellt und behauptet, niemand dürfe Noten kopieren, ohne ihnen dafür Geld zu zahlen.

Apropos GEMA, wer Eure Aktivitäten verfolgt, kennt die Probleme. Kannst Du es für alle anderen kurz beschreiben?

Puh, kurz ist schwierig … Laut Rechtsprechung aus dem letzten Jahrtausend gehören der GEMA die Rechte an aller Musik weltweit (GEMA-Vermutung). Wenn man dann eine CD erstellen oder Musik öffentlich aufführen will, muss man der GEMA beweisen, dass sie an dem Werk keine Rechte hält. Das ist im Creative-Commons-Umfeld oft schwierig, da die Urheber nicht wollen, dass ihre bürgerlichen Namen bekannt werden. Aber selbst wenn man die hat, muss man häufig noch das Geburtsdatum und den aktuellen Wohnort nennen – denn es gibt diverse Christian Müller und Markus Schmitt, die GEMA-Mitglied sind. Leider hat es das Landgericht Frankfurt 2013 abgelehnt, die Angelegenheit vom Bundesgerichthof entscheiden zu lassen. Jetzt müssen wir auf die nächste Klage durch die GEMA warten.

Gibt es denn keine Alternative zur GEMA?

Es gab schon diverse Versuche, andere Verwertungsgesellschaften aufzubauen. Zur Zeit befindet sich die C3S (Cultural Commons Collection Society) auf einem recht guten Weg. In Zukunft muss man sich als Nutzer freier Werke dann halt mit GEMA oder C3S rumstreiten. Eine wirkliche Lösung ist das nicht. :(

Das klingt sehr negativ. Welche Möglichkeiten einer Verwertung würdest Du Dir denn wünschen?

Ich wünsche mir eine Abschaffung der GEMA- bzw. Verwertungsgesellschaftsvermutung. Wenn ein Musiker seinen Namen nicht nennen will, finde ich es absolut unangemessen, dass dann für die Nutzung seines Werkes Geld an eine Verwertungsgesellschaft gezahlt werden muss.

Gibt es auf europäischer oder weltweiter Ebene ähnliche Probleme? Gibt es denn in anderen Ländern andere Vereine wie Euch, die Freie Musik unterstützen?

Bestimmt, aber mir ist keiner bekannt.

Bei der Sammlung nach Fragen für das Interview in meinem Umfeld kam öfters die Frage auf, was für Musik Ihr veröffentlicht, obwohl Ihr ja gar keine selbst veröffentlicht, sondern nur auf freie Musik hinweist. Hast Du eine Idee, wie man diesen Irrtum aus den Köpfen bekommt?

Der Begriff des „Veröffentlichens“ ist da ein sehr unscharfer. Wir sammeln immer wieder Lieder und packen sie in Samplern zusammen. Vermutlich werden wir aber aufgrund des Namens als ein Warez-Verein oder so angesehen.

Stimmt, genau genommen veröffentlicht Ihr mit dem Free!Music!Contest-Sampler doch jedes Jahr Musik. Kannst Du etwas zu dem Wettbewerb erzählen?

Es reichen Künstler aus der ganzen Welt Lieder bei uns ein. Wir werden dabei von Creative Commons unterstützt und wurden sogar dieses Jahr für den Zedler-Preis der Wikimedia Deutschland vorgeschlagen. Die Künstler freuen sich immer wahnsinnig, wenn sie dann am Ende auf dem Sampler sind – und nehmen es in der Regel auch gelassen zur Kenntnis, wenn sie es nicht gepackt haben. :)

Wie war die Resonanz sowohl bei den teilnehmenden Künstlern als auch bei den abstimmenden Zuhörern dieses Jahr?

Auf der Teilnehmerseite war die Beteiligung wieder sehr hoch. 69 Titel verschiedener Künstler aus verschiedenen Musikrichtungen wie Pop, Rock, Elektro, Punk oder Ska wurden eingereicht. Davon schafft es aber nur die Hälfte auf den Doppel-CD-Sampler. Das Publikumsvoting dieses Jahr lief dagegen nicht so gut, wie wir das erhofft haben. Es haben nicht einmal 20 Personen abgestimmt. :(

Von wie vielen möglichen Abstimmern? Und ist das nicht dennoch ein Erfolg, dass Ihr auch Stimmen aus der Community erhaltet und nicht alleine als Jury entscheiden müsst?

Es haben 16 von 24 Leuten abgestimmt. Davon waren auch einige Teilnehmer des Wettbewerbs. Insofern würde ich da nicht unbedingt von Stimmen aus der Community sprechen.

Die meiste Musik, auf die Ihr hinweist und die Ihr unterstützt, unterliegt einer Creative-Commons-Lizenz. Was ist der Grund dafür? Macht Ihr Ausnahmen?

Das ergibt sich aus unserem Vereinsziel, freie Kultur zu fördern. Es gibt zwar auch noch andere Lizenzen für freie Kunst, aber die führen eher ein Nischendasein. Es gibt aber auch immer wieder Ausnahmen. Wichtiger als die Lizenz ist für uns, dass ein Werk kostenlos verfügbar ist. Wir verlinken auch immer wieder Videos von YouTube und Vimeo, die von den Urhebern dort eingestellt worden sind.

Beteiligen sich auch „große“ Künstler an solchen Aktionen? Oder kennt Ihr bekannte Künstler bekannt, die Freie Musik veröffentlichen?

Die „großen“ Künstler sind leider immer bei Labels unter Vertrag, die nichts von freier Verfügbarkeit der Werke halten. Selbst die, die eigene Labels besitzen, gehen davon aus, dass jeder einzelne Download ein Cent weniger in ihrem Geldbeutel sei. Eine Ausnahmen wäre vielleicht Trent Reznor von Nine Inch Nails. Aber der ist auch nicht unbedingt ein Charts-Stürmer. Ich kenne einige Künstler, die von Musik leben können, die frei verfügbar ist. Aber die führen bei weitem kein Luxusleben.

Gab es denn schon einmal Gegenstimmen zu den Musikpiraten? Vielleicht von großen Bands, die Angst um Ihre Existenz haben?

Die ignorieren uns vollständig. Wir sind da aber auch ein viel zu kleines Rädchen.

Hast Du Tipps parat, wie professionelle Künstler Geld mit ihrer Musik verdienen können, obwohl (oder vielleicht gerade weil) Ihre Musik frei verfügbar ist?

Wer Profi ist, hat ja bereits schon einen Weg gefunden. Gäbe es hier ein Patentrezept, würde ich es umsetzen. :) Es hängt aber auch immer davon ab, was Musiker wollen. Was nur den wenigsten gelingt, ist rein vom Verkauf von Tonträgern – oder digitalen Kopien – zu leben. Dafür ist die Marge viel zu gering und der Markt viel zu groß. Selbst die Bands, die in den Charts hoch und runter gedudelt werden, haben weitere Jobs. Ein kurzer Blick in die Wikipedia-Artikel der aktuellen Top 10 zeigt, dass praktisch alle neben der Musik noch weitere Standbeine haben. Das sind eigene Labels, Schauspielerei oder Arbeiten als Produzent.

Gibt es neben den Liederbüchern für Kinder und dem Free!Music!Contest noch weitere Projekte, für die der Musikpiraten e.V. bekannt ist? Vor allem, jetzt wo Weihnachten vor der Tür steht?

Unser Creative-Christmas-Adventskalender (Beispiel von 2010) erfreut sich auch immer wieder großer Beliebtheit. Dort gibt es jeden Tag einen anderen weihnachtlichen Song, der unter einer Creative-Commons-Lizenz steht. Er kann auch ganz einfach auf eigenen Webseiten eingebunden werden.

Zuletzt bleibt natürlich die Frage, wie man bei den Musikpiraten mitmachen kann. Wie kann sich jeder einbringen oder Euch unterstützen?

Wir freuen uns immer über Leute, die Artikel für unsere Webseite schreiben und so zeigen, was es alles an freier Kunst gibt. Aber auch Mitgliedsbeiträge sind gerne gesehen. :)

Darfst Du sagen, wie groß der Verein aktuell ist, also wie Mitglieder er hält? Und hast Du einen Prozentzahl bereit, wie viele davon aktiv mitmachen?

Es sind auf dem Papier knapp fünfzig Mitglieder. Aber an der letzten Mitgliederversammlung nahmen weniger als 10 davon teil. Und das, obwohl sie online durchgeführt worden ist.

Vielen Dank für Deine Antworten, Christian. Ich wünsche dem Musikpiraten e.V. viel Erfolg auf seinem weiteren Weg und hoffen, dass Ihr vielleicht durch das Interview noch mehr Resonanz aus der Gemeinschaft erfahrt.

Konzert: Video Games Live

Gestern fand in Stuttgart das Konzert Video Games Live statt. Bei VGL spielt ein Orchester mit Chor verschiedene Computerspiel-Kompositionen nach. Es war nach Leipzig 2008 erst die zweite deutsche Aufführung in der neunjährigen Geschichte. Ich war bereits vor zwei Jahren bei solch einer Art Konzert (East meets West) und war deswegen auch begeistert, dass es so etwas erneut in Deutschland gibt.

Video Games Live wird von Videospiel-Komponist Tommy Tallarico geleitet, der auch vor Ort mit E-Gitarre zahlreiche Stücke musikalisch unterstützte. Dies war wohl auch der größte Unterschied zum Konzert in Köln, bei dem es keine elektronischen Klänge gab und das Klavier von Benyamin Nuss im Vordergrund stand.

Video Games Live – Eröffnung

Video Games Live – Eröffnung

Das Konzert dauert insgesamt zweieinhalb Stunden mit 20 Minuten Unterbrechung und es wurden zahlreiche Lieder aus sehr bekannten Computerspielen widergegeben. Die Tracklist umfasste unter anderem Legend of Zelda, Final Fantasy 7 und 8, Castlevania, Sonic the Hedgehog, Megaman, Skyrim, World of Warcraft, Halo, Kingdom Hearts, Mass Effect, Shadow of the Collosus und Street Fighter 2. Aber besonders die Stücke von Metal Gear Solid und Journey waren sehr bewegend.

Sonic the Hedgehog

Sonic the Hedgehog

Für mich gab es drei andere Highlights, da ich oben genannte Spiele (bis auf Street Fighter und Sonic) nie gespielt habe. Zum einen war das der sehr schöne und fröhliche Soundtrack zu „The Secret of Monkey Island“. Daneben wurde Akira Yamaokas „Theme of Laura“ aus Silent Hill 2 gespielt, was mich extrem freute, da ich die Serie sehr mag.

Silent Hill 2 mit Tommy Tallarico (unten rechts).

Silent Hill 2 mit Tommy Tallarico (unten rechts).

Nach zweimaligen Standing Ovations gab es am Ende noch Chrono Trigger und Chrono Cross als Zugabe sowie den legendären Song „Still Alive“ von Jonathan Coulton aus dem Spiel „Portal“. Tommy Tallarico begleitete dabei Riva Taylor auf der Gitarre, die das Lied sang. Vom Publikum hätte ich mir hier etwas mehr stimmgewaltige Beteiligung gewünscht, aber scheinbar kannte nicht jeder den Text – auch wenn er auf der Leinwand eingeblendet wurde. (Seit dem Humble Music Bundle kenne ich Coultons Songs auswendig.)

Riva Taylor unterstützte auch den Song zu „Journey“ und sang ihr Lied „The Creed“, welches der offizielle Soundtrack zum neuen Assassins Creed ist. Schade fand ich, dass die Musik dabei von Band kam und nicht vom Orchester gespielt wurde. Ihre Stimme war dennoch überwältigend, auch wenn mir Journey besser gefallen hat.

Journey, gesungen von Riva Taylor (unten rechts)

Journey, gesungen von Riva Taylor (unten rechts)

Zwischen den Musikteilen gab es sehr witzige Mash-Up-Videos von Dane Boe wie z.B. Sonic vs. Pac Man oder Grand Theft Auto vs. Frogger, die beim Publikum sehr gut ankamen.

Vor der Veranstaltung konnte man in der Nintendo Gaming Lounge noch zahlreiche Spiele wie Super Smash Bros., Super Mario Kart, aber auch Klassiker wie Street Fighter oder Megaman spielen (was wieder gezeigt hat, dass ich kein Konsolenspieler bin).

Nintendo Gaming Lounge

Nintendo Gaming Lounge

Insgesamt war es ein großartiges Konzert mit vielen bewegenden und schönen Momenten und Erinnerungen. Es war dabei aber wie gesagt anders als „East meets West“ und hat mir dennoch sehr gefallen. Für alle, die auch an dem Konzert interessiert sind, gibt es im März noch zwei deutsche Aufführungen in München und Berlin.