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Buch: The Circle

Titel

The Circle

Autor

Dave Eggers

Sprache

Englisch

Genre

Dystopie

Verlag

Vintage Books, 2014

Seitenanzahl

497 Seiten

Mae Holland hat das große Los gezogen. Dank ihrer Freundin Annie ergattert sie eine Job bei Circle, einer Firma, die Daten sammelt und auswertet. Besteht Ihre Aufgabe anfangs noch ganz normal aus der Beantwortung von Kundenanfragen, soll sie bald auch noch nebenbei ihr soziales Netzwerk ausbauen. Dort ein Post, hier ein Like, schnell noch ein Foto machen und eine Umfrage beantworten. Initiiert von den „drei weisen Männern“, die die Firma gegründet haben, öffnet Mae immer weiter ihre Privatsphäre und stößt so ihren Ex-Freund und ihre Familie vor den Kopf. Mae hat damit aber kein Problem, wäre da nicht dieser gut aussehende, geheimnisvolle Typ, der sie davor warnt, wenn der Circle die volle Kontrolle erhält.

Dave Eggers hat seine Idee nicht von ungefähr: Auch heute läuft das Leben vieler junger Menschen nur im Netz ab. Nichts ist geheim, nichts ist tabu. Wo heute glücklicherweise zahlreiche Netzwerke dahinter stecken, sodass die Daten, die durch das Netz schwirren nicht so einfach zusammengetragen werden können, umfasst der Circle das alles. Von der Überwachung des Schlafrhythmus, Essen und Sport, über Aufenthaltsorte, Arbeitsleistung und Privatvergnügen wird alles aufgezeichnet. Die Politik macht mit und wird transparent, indem eine Kamera um den Hals des Abgeordneten alles zeigt, was dieser gerade tut. Kinder bekommen einen Chip eingepflanzt, der sie vor Entführungen schützen soll – aber natürlich auch zur weiteren Kontrolle benutzt werden kann.

Wo Transparenz ein erstrebenswertes Ziel ist, ist es Anonymität ebenfalls. Und das Recht die Wahl zu haben. Wenn jemand sein Leben öffnen will, ist das eines. Wenn alle dazu gewungen ist, das etwas anders. Und wenn alles überwacht und von einer Firma kontrolliert wird, ist das Missbrauchspotential unendlich groß. Das zeigt Dave Eggers sehr schön in seinem Roman.

Ich bin froh, dass wir von dieser Dystopie noch entfernt sind und halte es heute noch für unwahrscheinlich. Aber geben wir der nächsten und übernächsten Generation noch etwas Zeit und vielleicht ist es dann gar nicht mehr so abwegig.

Schade fand ich, dass es eine Art Dreiecksbeziehung zwischen Mae und zwei Typen in der Firma gibt. Um Maes Beziehung darzustellen, ist das okay, aber muss unbedingt der Sexakt auf der Toilette beschrieben werden? Dieser trägt sehr wenig zur Geschichte bei. Ein zwei Passagen im Buch lesen sich sonst noch etwas langatmig, sonst ist das Buch durchgehend spannend geschrieben.

Ich kann The Circle nur empfehlen. Das Buch reißt mit und macht einem auch etwas Angst. Aber wer weiß, jemand anderes freut sich vielleicht sogar auf diese Zukunft …

Buch: The Rosie Project

Titel

The Rosie Project

Autor

Graeme Simsion

Sprache

Englisch

Genre

Love-Story

Verlag

Penguin Books, 2014

Seitenanzahl

327 Seiten

Don Tillman hat ein geordnetes Leben. Jeder Tag ist durchgetaktet, das Essen jeden Tag ist genau festgelegt, ebenso wann Sport gemacht wird, wann es ins Bett geht. Spontane Situationen sind ihm zuwider und unter Menschen fühlt er sich nicht sonderlich wohl bzw. kann mit deren Gefühlen und Reaktionen oft nicht umgehen. Dennoch sucht Don eine Frau für sich. Wissenschaftler, wie er ist, erstellt er einen Fragebogen und versucht so die Spreu vom Weizen zu trennen. Dummerweise erfüllt keine Dame seine Kriterien – bis Rosie durch seine Tür tritt. Die passt zwar auch nicht auf das gesuchte Profil und verstößt gegen alle seine Regeln, bringt sein Leben aber auf eine positive Art und Weise durcheinander.

Graeme Simsion hat ein sehr schönes Buch über einen Menschen mit Asperger-Syndrom geschrieben, wobei er nach eigenen Aussagen (Interview am Ende des Buches) keine große Recherche betrieben hat. Die Verhaltensweisen, die man mit Asperger verbindet, findet man in Don Tillman wieder, wodurch man geneigt sein könnte, das Buch als stereotypisch abzulehnen. Darüber urteile ich nicht, die Unterhaltung stand im Vordergrund.

Und unterhaltsam ist das Buch. Die diversen sozialen Missverständnisse, weil Don alles wörtlich nimmt und kein Sarkasmus kennt oder ein streng getaktetes Leben führt, sorgen für den einen oder anderen Lacher. Aber auch Rosie ist sehr unterhaltsam, frisch und fröhlich, wie man sich eine junge, lebhafte Frau vorstellen kann.

Die Mischung des ungleichen Paares macht es aus und so lernen beide voneinander und nähern sich an. Das macht Spaß zu lesen, weswegen ich das Buch empfehlen kann. Mit The Rosie Effect gibt es bereits einen zweiten Teil der Serie.

Buch: Statistics Done Wrong

Titel

Statistics Done Wrong

Autor

Alex Reinhart

Sprache

Deutsch

Genre

Sachbuch

Verlag

mitp, 2016

Seitenanzahl

208 Seiten

Einleitung

Im Gegensatz zum Buchtitel „Statistics Done Wrong“ handelt es sich bei dem Werk um die deutsche Auflage aus dem mitp-Verlag. Verfasst hat das Buch Alex Reinhart, der Doktorand an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh ist und dort Statistik unterrichtet. Also prinzipiell der richtige Mann für den Job, einem zu erklären, wie man Statistik nicht macht.

Ich selbst habe mit Statistik wenig zu tun und konnte mir nie merken, wie viele Bälle ich irgendwo rausziehen muss, um irgendwann einen blauen in der Hand zu haben … und dann fällt mir ein, dass das Stochastik und nicht Statistik ist. So viel also dazu …

Inhalt

Alex Reinhart behandelt in dem Buch zahlreiche Probleme, die man als Statistiker oder zumindest als Wissenschaftler und Forscher machen kann, wenn man gerade kein ausgebildeter Statistiker ist.

Leider (?) kann man schwer ein Buch über Statistik schreiben, ohne nicht zumindest ansatzweise die theoretischen Hintergründe zu erklären. So startet das Buch auch mit Teststärken, Konfidenzintervallen und Signifikanztests. Hat man den Teil über- und verstanden, gibt es auch zahlreiche Beispiele, wo man sich statistisch verheddern kann. Über Pseudoreplikationen hin zu Prävalenzfehlern und doppelter Datennutzung ist alles dabei.

Die Beispiele sind dabei aus dem Leben gegriffen und entsprechend verweist Reinhart auf diverse Forschungsarbeiten und -berichte, die solche statistischen Fehler begangen haben. Ganz zum Schluss, nach all der Schwarzmalerei, gibt der Autor noch Hinweise, was zu tun ist und wie man es besser machen kann.

Ein Kapitel nimmt auch das Thema Open Source und Open Data ein. Alex Reinhart erklärt, wieso es wichtig ist, nicht nur die statistischen Ergebnisse zu veröffentlichen, sondern auch die Datenbasis, die eingesetzten Methodiken und Werkzeuge, sodass jeder prinzipiell die Ergebnisse prüfen und nachstellen kann.

Zielgruppe

Statistiken betreffen zwei Gruppen von Menschen. Die einen, die die Statistik erstellen und (meist vereinfacht) darstellen. Und die, die das Ergebnis dann lesen müssen. (Okay, es gibt oft noch eine dritte Gruppe, wenn es um statistische Ergebnisse aus Experimenten mit Menschen geht, aber die lasse ich mal unter den Tisch fallen.) Das Buch richtet sich klar an die erste Gruppe.

Viele Beispiele sind aus dem medizinischen Sektor (vermutlich, weil es dort mehr Studien gibt, die man analysieren kann), insofern ist das Buch für ebensolche Wissenschaftler geschrieben. Apropos Wissenschaftler, eine Ausbildung in einer Naturwissenschaft kann helfen, die Inhalte besser zu verstehen. Am besten ist natürliche eine mathematische Ausbildung. Es sei aber dazu gesagt (siehe Kritik), dass man auch als Nicht-Diplom-Mathematiker die Inhalte versteht. Und erst recht muss man kein Mediziner sein, auch wenn die meisten Beispiele aus diesem Gebiet stammen.

Kritik

Der Anfang des Buches ist sehr theoretisch und wissenschaftlich. Durch die ersten zwei Kapitel muss man sich schon durchbeißen – selbst als Mathematiker fällt einem das Verständnis nicht auf Anhieb leicht. Dabei ist es aber wichtig, dass man die Grundlagen verstanden hat, um mit dem Rest des Buches irgendetwas anfangen zu können.

Glücklicherweise verzichtet Alex Reinhart auf mathematische Formeln oder irgendwelchen andere Zauberei (manchen kommt Mathe ja manchmal so vor). Ganz im Gegenteil helfen vor allem die Beispiele immer wieder zu verstehen, dass das Ganze tatsächlich in der Realität benutzt wird – teilweise bekommt dann wieder Angst, wenn man überlegt, auf Basis welcher Forschungen man Medikamente verschrieben bekommt.

Beeindruckend war ich von dem Verweis auf Open-Source-Software wie Sweave, IPython oder LaTeX. Obwohl es für Wissenschaftler eigentlich selbstverständlich sein sollte, die eigene Arbeiten so zu veröffentlichen, dass man sie später noch nachvollziehen kann, geht dies aus verschiedenen Gründen oft unter – manchmal leider auch aus Angst davor, dass jemand mit der Datenbasis oder den Ergebnissen selbst einen Forschungsdurchbruch erzielt.

Sehr gut gefallen hat mir u.a. das Kapitel über „Korrelation und Kausalität“ – etwas, was viele Menschen immer wieder durcheinanderbringen. So klingt es seltsam, wenn ich sage, dass Menschen mit einer Yacht länger leben als die Menschen ohne. Das liegt dann nämlich meist nicht an der Yacht (Korrelation), sondern an dem Geld und der besseren medizinischen Versorgung (Kausalität).

Noch interessanter war aber die Vorstellung des Simpson-Paradoxons (weswegen das auch einen eigenen Absatz bekommt). Die Grundidee ist: Wenn man die Datenbasis zweier Versuchsreihen anders aufteilt, kehrt sich das Ergebnis um. Als Beispiel stellt man sich die Untersuchungen zweier medizinischer Verfahren A und B vor. Das Verfahren A funktioniert in 75 von 100 Fällen (75%), Verfahren B in 68 von 100 (68%). Klar scheint das erste besser. Teilt man die Fälle aber nach einem bestimmten Kriterium auf, kommt man ggf. darauf, dass das Verfahren A in 5 von 10 (50%) und in 70 von 90 Fällen (77,78%) funktioniert, Verfahren B aber in 28 von 50 (56%) und in 40 von 50 Fällen (80%). Das heißt, durch die Unterteilung ist Verfahren B plötzlich das bessere. Das passiert immer dann, wenn die Verteilung der Aufteilung nicht mehr gleichmäßig ist. Ich fand diesen kleinen „Trick“ sehr faszinierend. Mehr zu dem Thema gibt es natürlich in der Wikipedia. (Schade fand ich nur, dass es tatsächlich keine realen Zahlen, sondern nur Prozentwerte gab, sodass ich mir die Datenbasis erst selbst suchen musste – und Wikipedia gerade nicht bei der Hand hatte.)

Fazit

Mit Statistik habe ich in der Tat öfters zu tun, da so gut wie jedes Unternehmen irgendwelche Graphen und Statistiken führt, um irgendeinen Sachverhalt (vereinfacht) darzustellen. In der Regel sind die erstellen Statistiken auch okay, aber mitunter findet man nach dem Lesen des Buches tatsächlich den einen oder anderen Denkfehler und hinterfragt die präsentierten Erkenntnisse – vor allem wenn daraus aufwändige Maßnahmen abgeleitet werden sollen. Insofern hat mir das Buch sehr geholfen, und ich hoffe, dass wenn ich mal wieder eine eigene Statistik erstellen muss, ich darauf achte, wie ich die „Statistik falsch mache“.

Wer die andere Seite kennenlernen möchte, dass heißt, auf was man als Leser von Statistik-Ergebnissen bzw. -diagrammen aufpassen muss, dem sei das Buch „So lügt man mit Statistik“ von Walter Krämer empfohlen, dass ich vor ca. zehn Jahren geschenkt bekommen habe. Alex Reinhart verweist zwar in seinem Buch mehr auf „Wie lügt man mit Statistik“ von Darrell Huff, aber das habe ich (noch) nicht gelesen. Jedenfalls erfährt man darin einige Tricks, wie man Statistiken mitunter so darstellen kann, dass sie das gewünschte Ergebnis zeigen und nicht zwingend die objektive Realität.

Daher zum Abschluss ein Nicht-Zitat: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ (siehe Wikiquote).

Das Ende von freiesMagazin

Mir fällt ein, dass ich gar nichts zum Ende von freiesMagazin geschrieben habe. Ich war fast durchgängig die 10 Jahre an Bord, die größte Zeit als verantwortlicher Redakteur. Wenn ich auf die Download-Statistiken und die Artikel-Einsendungen schaue, zeigte sich die letzten Jahre aber eine langsame Stagnation. Das Interesse wurde sowohl bei den Lesern als auch bei den Autoren geringer. Und so fällt es natürlich schwer, dauerhaft eine monatliche Ausgabe zu veröffentlichen.

Zusätzlich hat sich bei mir auch privat und beruflich viel verändert, sodass ich kaum noch zu vielen anderen Dingen komme (wie man an den Blogbeiträgen etwas sieht). Die Konsequenz war, das Magazin einzustellen, da sich niemand aus dem Team gefunden hat, der es weiterführen wollte. Spaß hat es auf alle Fälle gemacht und ich versuche irgendwie weiterhin einen Blick in die TeX-Welt zu werfen, wo mir doch mein einziges Anwendungsgebiet mit dem Magazin weggefallen ist.

Die Archivierung ging im Übrigen relativ einfach. Zuerst habe ich die Original-Webseite mit wget lokal gespeichert. Danach habe ich mit einem TCL-Skript alle HTML-Seiten durchforstet und unerwünschte Elemente herausgeworfen (wie z.B. Formular oder Kommentarfunktionen). Zusätzlich musste ich auch noch ein paar Korrekturen vornehmen, da nicht alle Links korrekt ersetzt wurde. Am Ende habe ich alles auf meine Seite http://deesaster.org/freiesMagazin/ hochgeladen, wo alle Inhalte dauerhaft archiviert werden. Die URL http://freiesmagazin.de/ zeigt natürlich auf den neuen Ort.

Allen Teamkollegen, Autoren und Lesern natürlich noch einmal einen herzlichen Dank. Ich habe viel gelernt in den zehn Jahren und kann sogar einiges davon im Berufsleben anwenden.