Skip to content

(Neu) Gespielte Spiele im Dezember 2020

Das Jahr 2020 ist vorbei, das Spielen aber natürlich nicht. Nach wie vor gibt es keine richtigen Spieleabende und wenn, dann wird meist nur zu zweit oder online gespielt. Daher war es mit neuen Spielen im Dezember auch eher übersichtlich.

Smart 10 (Piatnik, 2019)

Manche Wissensspiele kranken daran, dass es eine Person gibt, die viel weiß und die anderen nur ein bisschen. „Smart 10“ löst das „Problem“ nicht, aber entschärft es ein bisschen.

Jede Runde wird eine Frage mit 10 Punkten aufgedeckt (z.B. „In welchem Land steht folgendes Wahrzeichen?“). Wenn ich an der Reihe bin, wähle ich einen Punkt, gebe die hoffentlich richtige Antwort und ziehe einen Knopf heraus, unter dem die Antwort steht. Dann ist der nächste Spieler an der Reihe. Wenn ich wieder drankomme, kann ich passen. Dann ist mir der bisherige Knopf als Siegpunkt sicher. Oder ich versuche mich an einer weiteren Antwort. Sollte die aber falsch sein, verliere ich alle in der Runde gesammelten Punkte.

Dieses kleine Push-your-Luck-Element („Ich weiß es nicht genau, aber habe eine grobe Ahnung. Ich riskiere es mal …“) gefällt mir sehr gut, da manche „Besserwisser“ sich auch gern mal überschätzen. Und so hat man zumindest eine kleine Aufholchance. Dennoch ist immer noch das „Problem“, dass wenn ein paar Mitspieler ein wenig wissen, einer aber sehr viel, der die meisten Punkte herausholen kann. „Problem“ steht in Anführungszeichen, da es nun einmal die Idee eines Wissensspiels ist, dass man etwas weiß und dafür mit Punkten belohnt wird. Praktischerweise spielt man aber nur in Gruppen mit gleichem Wissensniveau.

Die Fragen sind sehr unterschiedlich. Von historischen Ereignissen über Sport-Fragen bis hin zu modernen Musikwissen ist alles vertreten. Teilweise frage ich mich zwar, wer der wissen soll, aber bei fast jeder Frage hat man ggf. zumindest grob eine Ahnung. Die Altersangabe „ab 12“ halte ich teilweise aber für sehr daneben gelegen. Wenn nur Teenager unter sich spielen, geht das natürlich. Aber Erwachsene gegen Teenager ist nicht sehr ausgeglichen. Hier hätte ich mir unterschiedliche Stapel mit Themengebieten „Für Kinder“, „Sport“ oder „Film, Musik und Fernsehen“ gewünscht.

Die Box, in der die Karten stecken, ist etwas blöd, da die Karten nicht alle gut hineinpassen oder gequetscht werden müssen. Wenn man die Seitenklappe auflässt (um bereits gestellte Fragen unter den Stapel zu schieben), dann fallen die Karten beim Weitergeben leider manchmal raus. Darauf muss man aufpassen. Ansonsten hätte ich mir gern mehr Informationen gewünscht. Vor allem bei den Ja/Nein-Fragen (z.B. „Welches ist ein Lied von ABBA?“) hätte ich mir bei den Nein-Antworten auch noch die Auflösung gewünscht, von wem es war. Oder bei Reihenfolge-Fragen (z.B. „Welche Tiere wurden wann domestiziert?“) hätte ich die Jahresangabe anstatt nur der Ordinalzahl interessant gefunden, um noch mehr zu lernen.

Ansonsten macht das Spiel (auch in kleinen Runden) Spaß – wenn man allgemein Spaß an Wissensspielen hat. Wer die nicht mag, wird auch mir „Smart 10“ nicht glücklich werden. Selbst für zwischendurch nach dem Abendessen und vor dem Zubettgehen ist das Spiel ganz gut geeignet. Wir spielen aber mit der Variante, dass man bei den Ja/Nein-Fragen auch Punkte für die Nein-Antwort bekommt, wenn man sie findet. Und die Reihenfolge-Fragen sind sehr oft nur schwer korrekt zu beantworten, sodass wir diese meist überspringen. Als kleine Variante sind wir am Ende des Spiels auch noch ein paar Fragen kooperativ angegangen und haben versucht, gemeinsam alle Punkte einer Frage zu beantworten. Auch das war lustig und hat zumindest zu mehr Diskussion angeregt.

Smart 10
Smart 10

Wertung: (8,5)

Rokoko (Pegasus, 2014)

„Rokoko“ ist einer meiner Lieblingsspiele. Das Thema, Kleider zu schneidern, ist zum einen sehr unverbraucht, zum anderen aber auch noch extrem gut umgesetzt.

Im Prinzip handelt es sich um einen Deckbuilder ohne Mischen. Am Anfang haben alle fünf Startkarten mit Lehrlingen, Gesellen und Meistern, von denen ich mir drei Karten aussuche. Reihum spielt jeder eine Arbeiterkarte aus, mit der ich eine Aktion ausführen kann. Manche Aktionen sind dabei Meistern oder Gesellen vorbehalten. So darf nur ein Meister weitere Arbeiter anwerben (um das Deck zu vergrößern). Und ein Lehrling darf keine Kleider schneidern, weil das Ergebnis nicht sehr präsentabel wäre. Und so besorge ich mir mit dem Lehrling auf dem Markt Stoffe, Zwirn und Garn, um dann mit Geselle oder Meister Kleider zu schneidern. Die Kleider kann ich für Geld verscherbeln oder sie auf dem Ball auftreten lassen. In fünf Räumen des Schlosses kann ich die Kleider platzieren, um am Ende des Spiels damit eine Mehrheitenwertung zu gewinnen. Daneben gibt es noch andere Punktemöglichkeiten und Aktionen.

Thematisch gefällt mir „Rokoko“ sehr gut. Mechanik und Thema spielen sehr gut zusammen. Allein, dass ein Lehrling nicht alles machen darf, was Geselle oder Meister dürfen, ist toll. Ebenso klasse ist, dass ich mir aus dem Nachziehstapel immer drei Karten aussuche. Ich bin also nicht so dem Zufall unterworfen, muss aber dennoch erst mein Deck durchspielen. Zusätzlich kommen neu angeworbene Arbeiter direkt auf die Hand, sodass ich in dieser Runde eine Aktion mehr ausführen kann. „Rokoko“ fängt das Spielgefühl des Kleiderschneiders durch seine simplen Aktionen einfach sehr gut ein. Im Gegensatz beispielsweise zu „Prêt-à-Porter“ (Bericht vom letzten Monat), das mit ähnlichem Thema „Modedesign“ in meinen Augen völlig versagt hat.

Einziges Problem für Neulinge ist mitunter die Mehrheitenwertung am Ende des Spiels. Vor allem die Bedeutung der Meisterkleider und Musiker als Gleichstandsauflöser (wir suchen noch ein deutsches Wort für „Tie-Breaker“) können leicht missverstanden oder vergessen werden. Ich werde das zukünftig wie bei „Clans of Caledonia“ machen, bei dem die Siedlungswertung am Spielende meist auch nicht sofort verstanden bzw. leicht wieder vergessen wird. Nach jeder Runde frage ich den Neuling ab, wer in welchem Raum gerade die Mehrheit hat. Und falls es nicht richtig ist, korrigiere ich es. Dann hat der Spieler oder die Spielerin immer noch Zeit, an ihrem gewünschten Ergebnis zu feilen.

Rokoko
Rokoko

Wertung: (9,5)

Kodama Forest (Indie Boards & Cards, 2020)

„Kodama“ hatte ich mir vor langer Zeit einmal gekauft. Ich fand die Idee gut, sehr frei seine Bäumchen wachsen zu lassen, in denen Baumgeister wohnen, die mir Punkte bringen für gleiche Symbole. Die entstehenden Bäume sahen dabei auch noch sehr hübsch aus. Im gleichen Universum spielt nun „Kodama Forest“, bedient sich aber eines anderen Spielprinzips.

Konkret ist „Kodama Forest“ eine Mischung aus „Between two Cities“ und „Patchwork“. Jeder Spieler hat zwischen sich und seinen beiden Nachbarn ein Waldtableau mit 9x9-Feldern ausliegen. Jeder Spieler hat immer drei Polyominos zur Auswahl und sucht sich jeweils eins aus, das in der den Wald links bzw. rechts einbauen will. Absprachen mit den Nachbarn sind dabei erwünscht. Die Polyominos zeigen verschiedene Grafiken, unter anderem Blumen, Bambus oder Teiche. Wenn diese passend aneinander gebaut und damit abgeschlossen werden, erhalten die jeweiligen zwei Spieler für ihr Tableau als Bonusplättchen einen 1x1-Schmetterling, 2x2-Panda oder 1x2-Frosch, den sie zusätzlich einbauen dürfen. Am Ende des Spiels werden für jedes Waldtableau die unbebauten Felder gezählt (manche haben Werte 5 und 10 aufgedruckt). Jeder Spieler hat also zwei Waldtableau-Wertungen, die addiert werden. Der mit der kleinsten Summe gewinnt das Spiel.

Die Anleihen aus den anderen Spielen sieht man sofort. Das muss nicht schlecht sein. Mein Problem mit „Between two Cities“ (und allen anderen Spielen, bei denen ich mit meinem Nachbarn etwas zusammen baue): Wenn mein Nachbar nicht gut im Spielen ist, habe ich keine Chance zu gewinnen. Wenn ich dagegen neben zwei Voll-Profis sitze, die ihre Wälder zusammen mit mir optimal bauen, ist mir der Sieg sicher. Das missfällt mir auch an „Kodama Forest“. „Between two Cities“ hat es damals wenigstens so gehalten, dass die schlechtere von beiden Städten die Wertung ausmacht. So war jeder darauf erpicht, nicht eine Stadt extrem gut und die andere eher schlecht zu bauen, sondern die Balance zu finden. In „Kodama Forest“ kann es leicht passieren, dass man einen Wald extrem gut baut, den anderen dafür eher schlecht, man in Summe aber immer noch so gut abschneidet, um zu gewinnen.

Für ein und zwei Spieler gibt es Varianten. Im Solo-Spiel versuche ich einfach zwei Waldtableaus alleine über 10 Runden aufzubauen und eine möglichst gute Punktzahl zu erreichen. Zu zweit kann man dies kompetitiv exakt genauso machen (jeder hat zwei eigene Waldtableaus) oder kooperativ mit zwei gemeinsamen Waldtableaus spielen. Beides fühlt sich aber nicht natürlich an. Richtig spielt sich „Kodama Forest“ erst ab drei Spieler.

Die Polyominos sind recht hübsch, die Grafik aus „Kodama“ erkenne ich sofort wieder und mag sie immer noch. Die Bonusplättchen für passendes Anlegen sind auch sehr nett. Der Anspruch des Spiels ist aber nicht sehr hoch. Die Zielgruppe sind aber vermutlich auch eher Jugendliche oder Familien. Und für die ist es kein schlechtes Spiel. Ich denke, wer „Kodama“ gerne spielt, mag auch „Kodama Forest“. Ein Kritikpunkt ist eine Regelunklarheit: Müssen die Polyominos aneinander gebaut werden (wie ich das von anderen Spielen kenne und erwarten würde) oder dürfen sie frei auf dem Tableau verteilt werden? Im zweiten Fall decke ich logischerweise zuerst wild alle 10er- und 5er-Felder ab, was ich etwas langweilig finde. Auch ist unklar, wie mit den Bonusplättchen umgegangen wird, wenn diese ausgehen bzw. nicht mehr genügend zur Verfügung stehen.

Kodama Forest (online)
Kodama Forest (online)

Wertung: (7,0)

Winter Queen (CrowD Games, 2021)

„Winter Queen“ ist ein abstraktes Spiel, das Ende Dezember auf Kickstarter lief. In der Mitte des Tischs liegt ein Spielbrett mit Hex-Feldern, auf denen bunte Kristalle platziert werden können. Das Spielbrett ist in vier Bereiche unterteilt, zu denen jeweils ein Stapel mit Zauberbüchern gehört. Jedes Zauberbuch hat zwei Seiten/Sprüche, die ich aktivieren kann. Zwischen jeweils zwei Spielern liegt ein Pool mit vier Kristallen zur Auswahl. Wenn ich dran bin, habe ich drei Möglichkeiten: 1. Einen Kristall vom linken oder rechten Pool nehmen und auf das Spielbrett auf ein leeres Hex-Feld legen. Aus dem Bereich, wo ich den Kristall platziert habe, erhalte ich ein Zauberbuch vor mich. 2. Einen Kristall vom linken oder rechten Pool nehmen und auf einen Zauberspruch (also im Zauberbuch rechts oder links legen). 3. Ein Zauberbuch und damit einen oder zwei Zaubersprüche, die einen Kristall haben, aktivieren. Das verschafft mir Siegpunkte, und zwar immer passend zur Farbe der Kristalle auf dem Spielbrett. Wenn ich ein Zauberbuch mit zwei Zaubersprüchen aktiviert habe, kann ich danach noch einen Kristall vom Spielfeld entfernen.

Grafisch springt die Schachtel mit der wunderschönen Gestaltung der Winterkönigin ins Auge. Im Spiel bleibt davon wenig übrig. Die Kristalle sind bunt, die Siegpunkte sehen wie Goldmünzen aus und das Spielbrett ist funktional hübsch. Das ist schade, aber es ist halt ein abstraktes Spiel. Das wiederum funktioniert ganz gut. Es gibt zwar nicht viele Entscheidungen, aber die sind kniffelig. Platziere ich den grünen Kristall auf dem Brett? Dann brauche ich noch einen für meinen Zauberspruch. Oder lege ich ihn als Vorbereitung auf das Spielbrett, um mir gleichzeitig damit ein neues Zauberbuch zu holen? Extrem tiefgehend sind die Entscheidungen natürlich nicht, aber sie regen angenehm zum Denken an.

Die Interaktion ist ebenfalls nicht extrem hoch, aber es gibt einen gewissen Ärgerfaktor. Zum einen kann ich einem Spieler Kristalle wegnehmen, die derjenige selbst gerne sinnvoll einsetzen würde. Zum anderen kann ich beim Erfüllen eines Zauberbuchs mit zwei Sprüchen einen Kristall vom Spielbrett entfernen, welcher dem anderen Spieler ggf. viele Punkte kaputt macht. Der Kristall kommt aber nur zurück in den Beutel und taucht danach auf alle Fälle wieder auf. Der erste Punkt mit dem Wegnehmen funktioniert im Übrigen nur im Zwei-Personen-Spiel richtig gut. Hier haben die Spieler nicht zwei Kristallpools zwischen sich, sondern in Summe drei Pools zur Auswahl und können damit gezielter Kristalle aus dem Spiel entfernen. Im Spiel zu dritt und viert habe ich auf ein oder zwei Kristallpools gar keinen Zugriff.

Mir hat „Winter Queen“ ganz gut gefallen. Es ist sicherlich kein extrem tiefgehendes Spiel mit extrem strategischem Vorgehen. Aber als kleiner Aufwärmer oder Absacker eignet bei einer Spielzeit von 30 Minuten recht gut.

Winter Queen (online)
Winter Queen (online)

Wertung: (7,0)