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Bericht: Herbsttagung DANTE e.V. 2014 in Karlsruhe

Jedes halbe Jahr trifft sich die Deutschsprachige Anwendervereinigung TeX e.V. (kurz DANTE), um die Mitgliederversammlung abzuhalten und dabei gleichzeitig auch noch interessante Vorträge rund um das Thema TeX anzubieten. Dieses Jahr fand die Herbsttagung in Karlsruhe statt.

Vorabendtreff

Bevor es zum vergnüglichen Teil ging, traf sich der Vorstand des Dante e.V. zur halbjährlichen Sitzung. Da ich das erste Mal als Beisitzer den Diskussionen beiwohnen konnte, war es sehr interessant, etwas mehr Einblick in die internen Vorgänge und Abläufe zu erhalten. Vor allem einige kontroverse Themen wurden sehr hitzig und spannend diskutiert.

Nach dreieinhalb Stunden waren die Getränke alle und wir erschöpft, sodass wir uns nach einer kurzen Pause gemeinsam zum Abendtreff aufmachen konnten. Im Vogelbräu in der Südstadt trafen sich ca. 25 Teilnehmer der Tagung, was auf eine rege Teilnahme am Folgetag hoffen ließ.

Sehr schön war, dass man viele neue und vor allem junge Gesichter sehen konnte, die sich dann hoffentlich auch aktiv bei DANTE e.V. einbringen werden, sodass die älteren Semester irgendwann einmal in den verdienten Ruhestand gehen und das Zepter an eine neue Generation übergeben können.

Tagungstag

Nach einer kleiner Jogging-Runde durch den Zoo bzw. am Zoo vorbei und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns als kleine Gruppe vom Hotel zur Tagungsstätte auf. Kurz nach 9 Uhr konnte der Vorsitzende des DANTE e.V., Martin Sievers, die ca. 30 Zuhörer im Architekturgebäude des Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) begrüßen.

Danach hielt Prof. Dr. Lohner vom Steinbuch Centre for Computing (SCC) das Grußwort und stellte die Universität und vor allem das SCC und dessen Aufgaben ausführlich vor. Die Menge an Daten, die verarbeitet werden, bzw. die vorgehaltene Rechnerleistung war dabei sehr beeindruckend.

Nach der kurzen Ansprache eröffnete Martin Sievers den offiziellen Teil der Tagung mit der 51. Mitgliederversammlung. Von den Mitgliedern wurden verschiedene Eindrücke vergangener Tagungen geteilt und auch auf zukünftige TeX-Tagungen aufmerksam gemacht. An dieser Stelle sei vor allem auf die kommende Frühjahrstagung des DANTE e.V. im wunderschönen Stralsund an der Ostsee hingewiesen, die Mitte April 2015 stattfindet. Daneben wurden auch die abgeschlossenen und laufenden Projekte vorgestellt. Genauere Details kann man der aktuellen DTK entnehmen.

Den ersten Vortrag des Tages hielt Markus Kohm zum Thema „Tipps und Tricks mit KOMA-Script“. Er stellte in dem sehr interessanten Vortrag das Paket scrlayer zum Definieren von Ebenen vor, auf denen man beispielsweise Logos, Versionsinformationen oder Ähnliches im Dokument auf allen oder manchen Seiten anzeigen lassen kann. Daneben beschrieb er noch, wie man mithilfe von \addchaptertocentry eigens definierte Kapitelbeschreibungen vor dem Inhaltsverzeichnis definieren kann.

Danach unterhielt Heiner Richter vom Centrum für bessere Übergänge und Studienbedingungen (kurz CÜS) der Fachhochschule Stralsund die Zuhörer und zeigte einmal, wie das Bild auf der reinen Anwenderseite von TeX aussieht. Sein Wunsch war es, zwei getrennte Texte vertikal parallel zueinander setzen zu können. Daneben standen auch noch doppelseitige Bilder, farbige Informationsboxen und QR-Codes auf seiner Wunschliste. Bei allen Probleme probierte er viel aus und fragte die Profis, wenn er nicht weiter wusste. Seine Ausführungen zeigten, dass man mit etwas Durchhaltevermögen, Neugier und – wie er es nannte – Frechheit auch als normaler Anwender schwierigere Probleme mit TeX lösen kann.

Das schöne Wetter in Karlsruhe am Samstag lud vor und nach dem Mittagessen zu einem kleinen Spaziergang am Schloss entlang ein. Danach zeigte Uwe Ziegenhagen auf unterhaltsame Weise, welche neuen oder interessanten Pakete es auf CTAN gibt, die für die Allgemeinheit ggf. interessant sein könnten. Darunter war dann auch das ctable-Paket für den Satz von Tabellen, das bereits in der DTK 1/2014 („Explizite Positionierung in LaTeX“) erwähnte Paketgrid-system zum Setzen von mehrspaltigen Textblöcken oder die Erstellung von Flussdiagrammen mit flowchart. Solche Diagramme kann man auch mit Graphviz über das Paket gaphviz direkt aus LaTeX heraus erzeugen.

Gleich danach stellte Herbert Voss ConTeXt vor, wobei er sich vor allem auf die lokale Installation außerhalb von TeX Live bezog und zeigte, wie dies prinzipiell möglich ist. Das gestartete ConTeXt-Buch von Herbert Voss wird es nach seinen Aussagen erst einmal nicht geben, weil die ConTeXt-Entwicklung noch sehr aktiv betrieben wird und so nach drei Monaten die im Buch verwendeten Beispiele nicht mehr korrekt durchlaufen.

Nach einer kurzen Pause, in der die Tagungsteilnehmer von den Veranstaltern sehr großzügig mit diversen Kuchen eingedeckt wurden – die das Abendessen schon fast hinfällig machten – stellte Benjamin Berg das Open-Source-Projekt SDAPS vor. Es handelt sich dabei um ein Optical Mark Recognition Programm (OMR), welches u.a. mit der Hilfe von LaTeX und der eigens definierten Dokumentenklasse sdaps ein Umfrageformular erstellt, welches nach dem Ausdrucken, manuellen Ausfüllen und Einscannen die angekreuzten Antworten erkennt und auswertet. Die Möglichkeiten, die SDAPS bietet und die von Benjamin Berg live vorgeführt wurden, sahen sehr interessant aus.

Zum Abschluss grub Wolfram Schwenzer etwas in der Historienkiste von TeX und holte die Programmiersprache WEB heraus, die 1983 von Donald Knuth entwickelt wurde. Die Nachfrage beim Publikum, wer diese wohl kennt, zeigte bei der Meldung von nur drei Alteingesessenen, dass es sich hier um ein Urgestein des Computerzeitalters handelte. Mit Noweb gab es 1989 eine Weiterentwicklung von Norman Ramsey. Hiermit war es möglich, Programmdokumentation direkt im Code zu verfassen. Diese Dokumentation kann in HTML oder eben auch TeX stattfinden, wodurch man auch komplexe, mathematische Algorithmen gut beschreiben kann.

Der Abendtreff fand im Pizzahaus statt, welches sehr leckere italienische Gerichte anbot und allen Teilnehmern eine gute Lokalität für angenehme Gespräche bot.

Touristisches Rahmenprogramm

Am Sonntag fand noch ein Stadtrundgang unter dem Motto „Architektur & Stadtplanung“ statt. Das Motto war ganz passend, da in der Südstadt von Karlsruhe an sehr vielen Stellen gebaut wird, sodass beispielsweise der Marktplatz aktuell nicht mehr als solcher zu erkennen ist. Ich habe das Programm aber ausgelassen und mich bereits am Morgen auf den Heimweg gemacht.

Insgesamt war es wieder eine sehr interessante Veranstaltung mit vielen alten (nicht zwingend aufs Alter bezogen) und auch ein paar neuen Gesichtern, die hoffentlich auch bei späteren Veranstaltungen wieder zu sehen sein werden. Vor allem die Vorträge zu SDAPS und scrlayer waren für mich sehr interessant, auch wenn ich sie voraussichtlich nie wirklich nutzen werde.

Wie immer gilt: Wer TeX (in jeglicher Form) nutzt und Interesse daran hat, kann auch als Anfänger bei den DANTE-Veranstaltungen immer etwas mitnehmen. Die nächsten Tagungen werden in Stralsund (DANTE-Frühjahrstagung 2015), Darmstadt (TUG 2015) und Graz (DANTE-Herbsttagung 2015) stattfinden und sicherlich trifft man sich irgendwo dort wieder.

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