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Rückblick: 41. DANTE-Mitgliedertagung in Esslingen

Am 12. September 2009 fand in Esslingen am Neckar die 41. Mitgliedertagung der Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX e.V. (DANTE) statt. Im Rahmen der Veranstaltung gab es zahlreiche Vorträge zu verschiedenen LaTeX-Themen.

Begrüßung und Mitgliederversammlung

Nach der Registrierung begann kurz nach 9 Uhr die 41. Mitgliederversammlung bei der der Vorsitzende Klaus Höppner zuerst die circa 40-50 Teilnehmer zur Veranstaltung begrüßte. Sehr ausführlich berichtete er danach über die verschiedene TeX-Tagungen, die weltweit in diesem Jahr stattfanden. So erfuhr man, wie die TUG 2009 in Notre Dame, Indiana, USA, verlaufen ist und sah auch einige Bilder des schönen Campus. Auch von der EuroTeX 2009 und dem 3. ConTeXt-Meeting, die dieses Jahr in den Niederlanden stattfanden, wurde berichtet. Neben dem Hinweis auch kommende Tagungen, gab es auch einen Rückblick auf die verschiedenen deutschen Linux-Veranstaltungen wie die Chemnitzer Linux-Tage und den LinuxTag in Berlin, auf denen DANTE mit Ständen und Vorträgen vertreten war.

Bei der Gelegenheit habe ich auch auf meine zwei LaTeX-Workshops am 17. Oktober 2009 hingewiesen, die ich ihm Rahmen der Ubucon an der Universität in Göttingen halten werde.

Im Anschluss wurden verschiedene Interna besprochen, vor allem aber Infos zur TeXnischen Komödie wurden behandelt. Dabei gab es auch von Seiten der Teilnehmer einige Verbesserungsvorschläge und Wünsche. So würde ein Teilnehmer gerne mehr einsteigerfreundliche Artikel in der Komödie sehen. Hier trifft aber zu, was alle Magazine trifft, die keine Festangestellten haben: Es muss sich erst einmal ein Autor findet, der etwas dazu schreibt.

Projekt: PostScript und PDF

Nach einer halbstündigen Pause gab es den ersten Vortrag. Herbert Voß, Autor vieler hilfreicher LaTeX-Lehrbücher, die auf der Tagung auch zum Kauf angeboten wurden, stellte ein Projekt vor, bei dem es darum geht, PostScript-Grafiken, die bisher nur über den Umweg "latex" -> "dvips" -> "ps2pdf" -> "includegraphics" in PDF-Dokumenten genutzt werden konnten, direkt mittels "pdflatex" übersetzen zu können. Mittels des Perl-Programmes pst2pdf werden Präambel, Text und Grafik eines LaTeX-Dokumentes aufgespalten, die Grafiken einzeln konvertiert und am Ende alles wieder zu einem Dokument zusammengefügt, aus dem man das PDF erstellen kann.

Das Programm hat dabei aber noch Einschränkungen. Zum Beispiel ignoriert es alle lokalen Änderungen für Umgebungen wie "pspicture", die außerhalb dieser definiert werden und auch nicht global in der Präambel gegeben sind. Darüber hinaus gibt es Probleme, wenn solche Grafiken in Verbatim-Umgebungen eingebettet sind. Von einer neu definierten Umgebung auf Basis der pspicture-Umgebung sollte man daher wohl auch Abstand nehmen.

Ingesamt ist das aber ein spannendes Vorhaben, welches man auch in Zukunft beachten sollte, nimmt es doch einige Hürden, die einem LaTeX-Anwender heute noch in den Weg gestellt werden, wenn man schöne Grafiken darstellen will.

Biber - Der passende BibTeX-Nachfolger für biblatex

Martin Sievers stellte im folgenden Vortrag Biber vor, welches als Nachfolger von BibTeX angesehen werden kann. Mittels BibTeX und "biblatex" kann man sehr leicht Literaturdatenbanken erzeugen und schnell in einem Dokument referenzieren. Der Nachteil ist, dass BibTeX vor allem bei der Sortierung von Unicode-basierenden Quellen (also auch deutschen Umlauten) Probleme hat und diese falsch sortiert. Daneben kann es bei großen Literaturdatenbeständen zu einem Überlauf des Speichers kommen. All dies soll mit Biber behoben werden.

Dazu gibt es auch neue XML-basierende Sprache BibLaTeXML, mit der man die Datenbankeinträge in einer XML-Sprache leichter beschreiben kann.

Graphviz-DOT

Nach der Mittagspause stellte Michael Niedermair das Programm Graphviz vor, mit dem man anhand von einfachen Regeln leicht Strukturdiagramme, Pfeildiagramme, MindMaps und Netzpläne erstellen kann. Dabei gibt man nur die einzelnen Zuordnungen der Knoten und Verbindungen an, sowie auf welche Art die Grafik erzeugt werden soll.

Aufgrund einiger Einschränkungen bei der grafischen Darstellung (keine besonderen Linien, kein Mathemodus als Beschriftung, keine Schriftarteinbindung) wurde auch der Export mittels dot2tex dargestellt. Über dieses kann man ein erstelltes Diagramm in TeX-Code exportieren und dann mittels des PSTricks-Paketes verändern.

Dynamische Bücher

Im Anschluss folgte ein sehr interessanter Vortrag von André Wobst. Für die Erstellung von Tagungsbänden wurde ein Online-Programm erstellt, was es erlaubt, einzelne Beiträge zu selektieren und diese nach eigenen Sortierungsmethoden als PDF auszugeben. Dabei werden die Texte aus der Datenbank genommen und in LaTeX-Code abgelegt, die dann mittels HEVEA in ein einfaches HTML-Format konvertiert oder eben per "pdflatex" übersetzt werden können.

Eine Anforderung ist dabei, dass der TeX2HTML-Konverter sehr schnell arbeitet, da bei einem Tagungsband mit mehreren Tausend Beiträgen nicht erst Stunden auf das Online-Ergebnis gewartet werden kann. HEVEA soll dabei diese Anforderungen erfüllen.

Meine persönlichen Erfahrungen mit HEVEA zeigen leider ein anderes Bild, was die allgemeine Anwendung angeht Die Alternativen tex4ht und tth sind hier aber auch nicht viel besser und funktionieren oft gar nicht oder nur eingeschränkt. (Das hoffnungslos veraltete latex2html bleibt außen vor.)

Komfortable Makefiles

Danach folgte ein weiterer Vortrag von Michael Niedermair, der die Verwendung von Makefiles für TeX-Dokumente erklärte. Dabei wird anhang verschiedener Regeln ein TeX-Dokument nur dann kompiliert, wenn sich Inhalte geändert haben. Das Ganze kann man auch so erweitern, dass beispielsweise Grafiken aus dem Programm dia bei Änderungen korrekt in PDF konvertiert und dann im LaTeX-Dokument eingebunden werden.

Zur Hälfte des Zeit wurde der Vortrag aber sehr technisch und durch die zahlreichen Beispiele zu ausführlich, sodass zu der Zeit kaum noch etwas Neues mitgenommen werden konnte.

Having Fun with LaTeX II

Nach der Kaffeepause stellte Adelheid Grob einige interessante LaTeX-Pakete vor, die die meisten Zuhörer sicherlich noch nicht kannten. Neben sehr speziellen Paketen wie "cooking", mit dem man Rezepte setzen kann, oder "guitar", welches für die Akkorde über Liedtexten zuständig ist, wurden auch sehr hilfreiche Pakete wie "pseudocode" für die Darstellung von einfachen Codebeispielen und "uebungsblatt" zur Erstellung von Übungsblättern und Klausuren vorgestellt.

Was gibt es Neues bei TeX Live?

Den Abschluss bildete Klaus Höppner, der einen Vortrag von Karl Berry zum aktuellen Stand von TeX Live 2009 zum Besten gab, welches im Herbst 2009 erscheinen soll.

Dabei beschränken sich die Änderungen gegenüber der Version 2008 auf Kleinigkeiten. So werden mittels "epstopdf" EPS-Grafiken in LaTeX-Dokumenten, die mit "pdflatex" übersetzt werden, automatisch nach PDF konvertiert.

Mit "write18" kann man externe Befehle aus TeX heraus aufrufen, welches aufgrund der Sicherheit aber nur bestimmte Kommandos ausführen kann. (Man kann diesen Sicherheitsmechanismus aber sehr leicht aushebeln.)

Vorgestellt wurde auch der neue minimalistische TeX-Editor TeXworks, der einen eingebauten PDF-Betrachter besitzt. Man kann mit ihm auf diese Art im PDF-Dokument eine Stelle markieren und auf den zugehörigen TeX-Quellcode im Editor springen, was sicherlich in manchen Fällen eine hilfreiche Funktion ist.

Schlussbemerkung

Die Veranstaltung war sehr locker, alle waren freundlich und es gab viele interessante Vorträge. Am Freitag Vorabend und am Samstag Abend traf man sich in verschiedenen Restaurants, bei dem man sich auch über andere Themen außer LaTeX unterhalten konnte - was natürlich auf der Tagung selbst auch möglich war. Am Sonntag gab es noch ein touristische Führung durch Esslingen.

Wer an LaTeX interessiert ist und bei einer der nächsten Tagungen in der Nähe ist (die nächsten werden in Dortmund, Aaachen und Bremen stattfinden), sollte sich unbedingt dort anmelden. Auch als nicht DANTE-Mitglied kann man bei den Vorträgen zuhören und einiges an Wissen mitnehmen.

Trackbacks

deesaster.org am : Rückblick: DANTE-Tagung 2012 in Leipzig

Vorschau anzeigen
Bereits zum zweiten Mal habe ich an einer DANTE-Tagung teilgenommen. Die erste war im Herbst 2009 in Esslingen vor der eigenen Haustür. Die diesjährige Frühjahrstagung fand zwar etwas abgelegen in Leipzig statt, da ich die Stadt aber schon zweimal besucht

Kommentare

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Dirk Deimeke am :

Hallo Dominik, gibt es Bücher, die Du Einsteigern empfehlen würdest?

Ich selber muss/werde mich wieder mit LaTeX beschäftigen müssen/dürfen und habe die letzten Dokumente vor 15 Jahren verfasst. Das Wissen ist also arg eingerostet, vor allem weiss ich nicht, was aktuell möglich ist.

Dee am :

Also für absolute Einsteiger sind LaTeX-Bücher von Manuela Jürgens immer noch zu empfehlen, auch wenn einige veraltete Sachen drin stehen: LaTeX - eine Enführung und ein bißchen mehr... und LaTeX - Fortgeschrittene Anwendungen.

Ansonsten sind die Bücher von DANTE auch gut zu lesen, der Link steht oben. Ich kann bei Herbert Voß nachfragen, in wie weit die LaTeX-Referenz zum Wiedereinsteig geeignet ist, wenn Du willst. (Oder Du schreibst selbst an Dante. :))

Ich selbst habe gar kein gedrucktes LaTeX-Buch, da Du auf CTAN zu allen Paketen meist sehr gute Dokumentationen findest. (Auch wenn, vor allem bei Tabellen, manchmal mehr Hilfe angebracht ist. ;))

Dirk Deimeke am :

Ich bin da noch ein wenig vom "alten Schlag" und habe auch gerne ein Buch neben dem Rechner liegen oder nehme es auch mit an Orte, die nie ein Computer zu sehen bekommen wird.

Die beiden Links schaue ich mir sehr gerne an. Danke!

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