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Anti-Werbung: Chip testet Betriebssysteme

In der aktuellen Chip, die man sich - wenn man den Blogeintrag fertig gelesen hat - sicherlich nicht kaufen wird, findet man einen sehr interessanten Artikel "Betriebssysteme im Härtetest" von Fabian von Keudell, der auch online verfügbar ist.

Weil ich gerade nichts Besseres zu tun habe, nehme ich mir den Artikel und einige Aussagen kurz vor:

Microsoft sorgte im Gegensatz zu den Konkurrenten immer für einen schnellen Patch - für Windows ist immer am zweiten Dienstag im Monat Patch-Day. [...] Apple und Linux haben für die Updates keinen festen Zeitplan.

Das bedeutet also, dass man im schlimmsten Fall bei Microsoft einen Monat auf ein Sicherheitsupdate warten muss. Bei Linux-Systemen ist ein Patch in der Regel ein paar Tage, maximal wohl eine Woche nach Bekanntwerden verfügbar. Und ja, das ist unregelmäßig, weil Sicherheitslücken auch nicht regelmäßig am ersten Dienstag im Monat auftauchen, damit die Entwickler eine Woche Zeit zum beheben haben.

Auf den Punkt der schnelleren Verfügbarkeit eines Patches unter Linux wird weiter unten im Artikel eingegangen. Nur widerspricht sich der Autor dort selbst:

Der Vorteil der Linux-Community: Oft gibt es schon nach Stunden den ersten Patch - der kann allerdings auch das System instabil machen.

Von der Instabilität abgesehen (über die man sicherlich diskutieren kann), scheint Windows also doch nicht schneller als die Konkurrenz zu sein.

Bei Mac OS X prüft - wie bei Windows 7 - ein eingebauter Update-Manager in bestimmten Zeitabschnitten auf Aktualisierungen. Unter Kubuntu muss der User selbst daran denken.

Es ist mir neu, dass Kubuntu die automatischen Updates deaktiviert hat. Zumindest unter Ubuntu wurde ich erst heute morgen wieder informiert, dass es Updates für einige Programme gab, die mit einem Mausklick auch installiert waren.

Bei jeder Änderung am System muss er zustimmen - unter Kubuntu und Mac OS X bedarf es der Passworteingabe. Allerdings laufen Programme im Hintergrund weiter. Ausgefeilter ist die Technik bei Windows 7: Hier blockiert die Benutzerkontensteuerung den Rechner komplett, bis der User per Mausklick das verdächtige Tool zulässt.

Hier bin ich nicht sicher, ob ich es korrekt verstehe, aber die Nachfrage, wenn ein Programm ein Passwort erfordert, hält den ganzen PC inklusive aller Systemprozesse an? Da bin ich unsicher, ob man das als Bug oder Feature verkaufen sollte. Aber gegebenenfalls ist das auch vom Autor nur missverständlich formuliert.

Der Nachteil von Kubuntu ist jedoch, dass es je nach Distribution rund zehn Gigabyte auf der Festplatte verbraucht. Windows 7 nutzt lediglich sieben Gigabyte.

Man vergisst aber zu sagen, dass dabei, glaube ich, eine komplettes System inklusiver Webbrowser, E-Mail, Editoren, Office-Suite, Chatprogrammen etc. installiert wurde.

Die große OS-X-Optimierung ist übrigens nur ein Trick. [...] Erschien eine 1-Terabyte-Platte in der alten Mac-OS-Version Leopard noch mit einer Datenkapazität von 931,19 Gigabyte, zeigt Snow Leopard jetzt 999,86 Gigabyte und gaukelt dem User mehr freien Platz vor.

Ehrlich gesagt gaukelt hier jeder, nur OS X macht es richtig. Eine Festplatte, die mit 1 Terabyte im Laden verkauft wird, hat nun einmal 1000 Gigabyte, nicht mehr und nicht weniger. Dumm nur, dass so gut wie alle Systeme zwar die Binärgröße (also in Gibibyte anzeigen), aber dennoch Gigabyte schreiben. Ich finde es gar nicht schlecht, dass ein Nutzer mit einer 1000-Gigabyte-Platte diese auch im System angezeigt bekommt. (Siehe hierzu auch diesen Wikipedia-Artikel.)

Windows und OS X nehmen sich beim Kopf-an-Kopf- Rennen nicht viel: 48,22 Frames pro Sekunde (fps) schafft Windows 7, OS X 48,76 fps. Kubuntu hinkt mit nur 43,55 fps hinterher.

Ja, schön ... nur bei was? ich glaube, so unprofessionell habe ich noch nie jemand schreiben sehen: eine fps-Angabe ohne Bezug, was überhaupt gemessen wurde.

Ist das Programm aber nicht in der Liste, ist es für Einsteiger fast unmöglich, neue Anwendungen hinzuzufügen. Denn zusätzliche Software lässt sich oft nur mit komplizierten Kommandozeilen- Befehlen aufsetzen.

Hier will ich nicht widersprechen, denn das ist (leider) einfach so, wobei sehr viele Hersteller inzwischen Deb-Pakete auf ihren Webseiten zur Verfügung stellen, die sich mit einem einfachen Doppelklick installieren lassen. Das "Problem" ist eben die Vielfältigkeit von Linux. Bei Windows muss ein Hersteller heute nur noch zwei Systeme unterstützen, nachdem die Unterstützung für Windows XP demnächst ausläuft.

Was den Artikel insgesamt aber schlecht dastehen lässt: Zum einen werden zwei proprietäre Produkte, für die es im selben Umfeld keine Alternativen gibt, mit einem offenen Produkt vergleichen, welches eines von Tausenden ist. Sprich: Kubuntu steht nicht stellvertretend für Linux, dafür gibt es einfach viel zu viele Distributionen. Bei Windows gibt es eigentlich nur Windows Vista und Windows 7. Das zweite Problem ist, dass die Chip-Redaktion nicht gemessen hat, mit welchem System ein unbedarfter Anwender am besten zurecht kommt, sondern mit welchem System ein unbedarfter Windows-Anwender am besten zurecht kommt. Jemand, der von Computern keine Ahnung hat und noch nie eine Maus oder Tastatur bedient hat, wird bei allen Systemen ohne Hilfe versagen.

Insgesamt liest sich der Artikel nur wie eine Werbebroschüre für das neue Windows 7 - und seien wir ehrlich: Wer hat etwas anderes erwartet zum Produktlaunch des neuen Microsoft-Betriebssystems? Daher einfach nicht weiter drüber reden und einfach keine Chip mehr kaufen.

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Kommentare

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produnis am :

Sehr interessant... Ich glaube aber nicht, dass M$ den Autoren "geschmiert" hat, sondern dass da tatsächlich ein Windows-Anwender, der sich seit Monaten mit anderen W$-Anwendern darüber unterhält, wie toll Win7 werden wird/ist, da ja soooo viel Aufwand (Usertests usw.) in die Entwicklung gesteckt wurde, sich gedacht hat, mal Win7 mit anderen zu vergleichen...:
"Was gibt es denn da noch? Ja, Apple, Aha... und Linux... ja hmhm.. Ubuntu hab ich da schonmal gehört, jau, ich auch,.... ja.. genau... aber irgendwer hat mal gesagt, Kubuntu - mit KDE ...oder so... - sei viel besser, und wäre für Windows-Umsteiger leichter... aha... jaja.. hmm.. och, dann nehm ich das.. ja gut.. mal sehen..."

...

"Och, dieses Kubuntu... hmmm... mist... wie geht denn das jetzt.. ? Hmm... PPA installieren?... Hmm... ah, hier steht, das kann das System zerhauen... hmm.. ja... so, jetzt mal Benchmark... hmm... wenn ich Filme rippe, dann ist diese fps immer sehr wichtig... hmm.. mal sehen.... ah!.. nur 43,55... hmm aha"

ostcar am :

Nach dem ich diesen langen Text von dir gelesen habe, wundert mich die Schlussfolgerung, zu der du kommst. Konsequent konntest du sie wohl nicht umsetzten :)

Dee am :

@produnis: Von Bestechungsvorwürfen habe ich extra Abstand genommen, da sowas nicht auf Tatsachen beruht. Ob Deine Vermutung, wie es zu dem Artikel kam, aufgeht, ist auch unklar, sie klingt schon sehr naiv.

@ostcar: Naja, ich wollte zumindest ein paar Falschaussagen zeigen, aber es bringt nix, da ewig darüber zu diskutieren (wie es ja im ubuntuusers-Forum gerade geschieht), vor allem nicht über Angaben, die man nicht selbst nachprüfen kann (z.B. die Benchmark-Zeiten).

Chip und der Betriebssystemtest ... - Dirks Logbuch am :

[...] und der Betriebssystemtest ... Zuerst bin ich bei Dominik im Artikel Anti-Werbung: Chip testet Betriebssysteme auf den Chip-Artikel Betriebssysteme im Härtetest (bei Focus digital veröffentlicht) aufmerksam [...]

produnis am :

@Dee: ich weiss... :-) ich wollte auch nur ein bisschen geistreich sein.. :-D

Chip-Redaktion verzapft Unsinn am :

[...] bin über diesen Artikel von Dee auf diesen Artikel bei Chip.de gestoßen und muß als überzeugter Ubuntu-User auch meinem Ärger [...]

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