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Kurzer Distributionstest

Weil mir Ubuntu nicht mehr gefällt (es wirkt zu überladen und bevormundet mich inzwischen zu sehr), suche ich derzeit Alternativen. Ich setze noch Ubuntu 8.10 ein, dessen Unterstützung im April 2010 ausläuft. Das heißt, bis dahin muss ich einen Ersatz haben, den ich natürlich vorher ausgiebig testen will. Im Laufe der vergangenen Woche konnte ich drei Distributionen testen.

Foresight Linux

Foresight Linux ist eine kleine Distribution, die auf rPath Linux basiert. Ich weiß nicht genau, wie ich darauf gekommen bin, getestet habe ich die GNOME Lite-Version in einer VirtualBox.

Das erste Problem gab es bei der Installation, da die zugewiesenen 2 GB wohl zu klein waren. Eine nicht sehr aussakräftige Fehlermeldung verhinderte ein Fortkommen. Nach der Erhöhung auf 8 GB klappte die Installation.

Getestet habe ich dann nicht sehr viel, was vor allem daran lag, dass der grafische Paketmanager sehr unterentwickelt ist. Und gerade die Paketverwaltung Conary hat mich so interessiert, da über diese nur die Paketunterschiede bei einem Update heruntergeladenen werden, nicht das ganze Paket. In der GUI hat man aber weder etwas gefunden, noch konnte man etwas installieren, weil ständig Python-Fehlermeldungen für Abbrüche sorgten.

Das hat mir den Spaß so sehr verdorben, dass ich es nicht weiter versucht habe.

Sabayon

Sabayon basiert auf der Rolling-Release-Distribution Gentoo. Im Gegensatz dazu gibt es aber vorkompilierte Pakete, die man nutzen kann. Getestet wurde Version 5.1-r1 in der GNOME-Edition.

Die Installation lief fast gut. Problematisch war nur die eigene Dummheit den Bootloader nicht auf /dev/sda, sondern auf einer eigenen Bootpartition /dev/sda9 zu installieren. Das Resultat war, dass ich das System nicht starten konnte. Da ich darüber hinaus ext4 benutzt und die Systempartition verschlüsselt habe, konnte ich nicht einmal so einfach per chroot von der Live-DVD in das System wechseln, um den Bootloader neu zu schreiben. Nach einer zweiten Installation war das okay.

Leider wurde ich nach dem Start etwas enttäuscht, da ich nur auf einem Terminal landete, kein GNOME weit und breit. Nach etwas Fummelei konnte ich dann mit startx zumindest etwas Grafisches sehen, was aber nicht GNOME, sondern twm war, wo auch immer dieser Windowmanager her stammt.

Die Paketverwaltung Entropy hat mir ganz gut gefallen, die Befehle auf der Konsole waren recht schnell erlernt. Die grafische Paketverwaltung "sulfur" wollte aber gar nicht starten. Ohne Fehlermeldung versagte sie einfach den Dienst. Dafür gab es nach ein paar Updates und Paketinstallationen plötzlich das Problem, dass die Paketdatenbank irgendwie hinüber war.

Insgesamt hatte die Distribution Potenzial, aber ich lief sehr schnell in eine Sackgasse. GNOME habe ich nicht gesehen.

Sidux

Als dritten Test habe ich heute Morgen Sidux installiert. Die Distribution fasst die Pakete aus Debian Sid (also die allerneuesten Pakete) zusammen und liefert diese etwas verändert in einem Repository. Die Freiheit nimmt Sidux sehr ernst, nach proprietären Treibern oder Programme im Forum zu fragen, kommt nicht gut an. Getestet wurde die letzte Xfce-Editionen.

Installieren ließ sich Sidux beim ersten Anlauf nicht. Aus welchen Gründen auch immer war die verschlüsselte Partition, die vorher bei Sabayon zum Einsatz kam, ein Problem. Selbst nach dem Löschen und Neuanlegen mit Gparted wollte sich die Partition nicht formatieren lassen. Mit fdisk hat das dann letztendlich geklappt und das System konnte installiert werden.

Nach dem Neustart war das Anmelden kein Problem, der Desktop sah sehr schön aus. Als nächstes wurden alle benötigten Programme installiert und alles, was ich nicht brauchte, deinstalliert. Nach ca. 4 Stunden war das System fast perfekt, es fehlte nur der 3-D-Treiber für meine Grafikkarte.

Und genau damit habe ich dann die restlichen 10 Stunden verbracht, um am Ende genervt aufzugeben. Der proprietäre ATI-Treiber fglrx lässt sich unter Sidux nicht installieren. Fertig! Das liest man auch im Sidux-Forum immer wieder. Den Treiber von ATI selbst konnte ich nicht nehmen, da dieser X.org <= 7.4 erwartet, in Sidux ist aber 7.5 installiert. Ein Downgrade auf Debian Squeeze mit X.org 7.4 war möglich, dummerweise erwartet der ATI-Treiber einen XServer 1.4.x, in Squeeze befindet sich aber 1.6.x. Ein weiteres Downgrade auf Debian Lenny war dann nicht mehr möglich, ohne mir das ganze System zu zerhauen.

Ein weiteres Problem, was ich bis zum Ende nicht lösen konnte: Nautilus. Thunar als Dateimanager hinkt in manchen Funktionen (eigentlich nur in einer, denn ich hätte gerne alle verfügbaren Platten in der Seitenleiste gesehen) Nautilus hinterher, daher habe ich den GNOME-Dateimanager installiert. Dieser zeigte aber erst gar keine Seitenleiste an, weswegen er schnell wieder runterflog. Problematisch war, dass Nautilus sich im Hintergrund festsetzt und den Xfce-Desktop verdrängt. Das ließ sich mit einem gezielten "kill" und einer Deinstallation klären, nach dem Xfce-Login konnte man im Splashscreen danach aber immer noch "starte nautilus" lesen und das System hing dort ca. 30 Sekunden.

Alles in allem sah Sidux okay aus, wäre der Grafiktreiber nicht gewesen. Es bringt nichts, wenn man den Satz "Ich möchte ein Spiel spielen, ich starte Windows." durch "Ich möchte ein Spiel spielen, ich starte Ubuntu." ersetzt. Dann kann ich auch gleich bei Ubuntu bleiben.

Fazit

Keine der drei getesteten Distributionen hat mir so richtig zugesagt, alle hatten irgendwo Probleme. Der Xfce-Desktop hat mir aber gezeigt, dass ein Desktop schlank sein kann. Aus dem Grund werde ich demnächst Xubuntu testen, um dann bei Gefallen im Juni oder Juli auf Xubuntu 10.04 "Lucid Lynx" zu aktualisieren. Dies ist dann auch eine LTS-Version, die drei Jahre lang Unterstützung bietet, sodass ich mich nicht Sorgen muss, was die Zukunft bringt. (Wen es interessiert: Hardy kann ich nicht nutzen, weil mein Handy nicht erkannt wird und ich so keine Daten übertragen kann.)

Insgesamt habe ich wohl nicht mit Ubuntu im allgemeinen ein Problem, sondern nur mit der Entwicklung von GNOME. Und nein, KDE4 ist keine Alternative, dies bietet auch viel zu viele Funktionen und Spielereien, die ich nicht möchte.

Trackbacks

deesaster.org am : Umstieg auf Xubuntu

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Über vier Jahre lang habe ich Ubuntu eingesetzt. Zwar gab es ganz am Anfang zu Breezy-Badger-Zeiten (Ubuntu 5.10) noch erste Experimente mit Kubuntu, aber GNOME hat mir damals deutlich mehr zugesagt. Aufgrund der Unzufriedenheit mit GNOME hatte ich kürzl

Kommentare

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primus pilus am :

Versuche es doch mal mit Arch Linux. Läuft bei mir seit Jahren stabil und zuverlässig. Treiber Installationen (auch proprietäre) sind trivial. Durch Rolling Release gibt es keinen "harten Übergang" zwischen Versionen und du hast immer das "unverdorbene" vanilla Gnome/KDE/Xfce.

Ich kann es nur empfehlen.

Grüße
Thomas

Dee am :

Danke für die Empfehlung. Obige Tests haben mir aber gezeigt, dass Rolling Releases nichts für mich sind. Ich bin eher jemand, der LTS-Versionen nutzt. Sprich, lieber ältere Software, dafür aber stabil. Wenn es was Neues sein muss, kompiliere ich mir das zur Not selbst. Und mit Xubuntu 10.04 "Lucid Lynx" winkt ja schon eine neue LTS-Version.

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