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Radtour durch Hessen

Radtour – Vorbereitung

Planung ist das A und O einer guten Tour – jedenfalls könnte man das denken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwar gut ist, vorher zu schauen, wo man langfährt, dennoch sollte man sich Ausweichrouten parat halten, die man spontan einschlägt.

Geplant habe ich die Routen zuvor mittels OpenRouteService.org bzw. dem neuen Routing von OpenStreetMap. Dabei erreichten beide Dienste aber nie optimale Ergebnisse. Ich habe daher sehr oft Wegpunkte auf Radwege gesetzt, die ich unbedingt nutzen wollte. Die einschalte OSM-Radkarte war dabei sehr hilfreich. Zusätzlich hatte ich nebenbei immer mein Navi dabei liegen, weil mir nur dieses auch die Beschaffenheit der Wege anzeigt. Ich finde es schade, dass keiner der beiden Dienste das kann. (QLandkarteGT gibt es leider erst in Ubuntu 10.04, welches ich noch nicht installiert habe. Das kann das nämlich auch.)

Nach dem Export der GPX-Tracks habe ich mir diese auch noch einmal im Höhenprofil über GPS Visualizer angeschaut, um zu prüfen, ob nicht aus Versehen einige unüberwindbare Achttausender auf dem Weg liegen. ;)

Zum Schluss habe ich mir zur groben Übersicht noch die Teilstücke der OSM-Karte, die ich brauchte, über bigmap ausgedruckt und den Weg per Hand grob eingezeichnet. So hatte ich unterwegs immer eine schnelle Übersicht und musste nicht auf dem Navi endlos hinauszoomen.

Neben meinem Garmin Oregon 450 und den o.g. ausgedruckten OSM-Karten hatte ich natürlich auch noch einige normale Radkarten dabei. Ich habe mich auf die Empfehlung eines Freundes für die ADFC-Radkarten vom Bielefelder Verlag entschieden. Hier haben nämlich exakt zwei Karten ausgereicht, um das Gebiet vom Start (bei Stuttgart) bis zum Ziel (bei Kassel) zu umfassen.

Radtour – Tag 1

Losgefahren bin ich am Sonntag, den 8. August, gegen 9 Uhr. Es hat zwar leicht genieselt, aber es gibt ja Schlimmeres (siehe unten).

Start

So ging's los mit leichtem Gepäck.

Die erste Enttäuschung erlebte ich auf dem Hardtsteinweg bei Sonnenberg, denn hier zeigte sich ein Nachteil meines Navigationsgerätes. Dieses zeigt zwar bei der Planung an, welche Beschaffenheit ein Weg hat – aber nur, wenn der Weg keinen Namen hat. Ich ging irgendwie davon aus, dass Wege mit eingetragenen Namen einigermaßen gut befahrbar sind. Leider war der Hardtsteinweg ein echter Waldweg und nach dem Regen sehr matschig.

Gegen Mittag tauchte die Sonne wieder auf und ich konnte die Weinhänge von Mühlhausen und Roßwag genießen. Nördlich von Roßwag gibt es auch einen schönen Aussichtspunkt, an dem gut Rast machen kann.

Ich hab aber noch ein Weilchen gewartet und erst in Sternenfels am Sandbauernmuseum etwas gegessen. Im Wasserturm auf dem Berg finden sich einige Informationen darüber. Den Turm kann man auch bis ganz nach oben gehen, um die Aussicht zu genießen.

Sternenfels

Steintafeln im Wasserturm von Sternenfels.

Leider zogen dann Wolken auf und ab ca. 13 Uhr regnete es in etwa eine Stunde lang. Aus dem Grund habe ich auch nirgends mehr angehalten, auch wenn es in der Nähe von Mühlbach ein paar Hügelgräber gibt, die ich mir gerne angeschaut hätte.

Die dritte Rast gab es dann – nachdem die Kleidung wieder trocken war – im Burgrestaurant Steinsberg in Weiler. Auch hier gibt es wieder einen schönen Turm, von dem man die Aussicht genießen kann.

Steinsberg

Die Burg bei Weiler.

Gegen 16 Uhr bin ich dann in Neckargemünd angekommen. Direkt an der Hauptstraße habe ich ein Bett&Bike-Schild gesehen, was zur Café-Pension Filsinger gehörte, in dem ich preisgünstig für 38 Euro ein Dreibettzimmer ergattern konnte. Der Service in der Pension ist erstklassig, kann ich also nur empfehlen.

Wer ein schönes Plätzchen sucht, findet an der Mündung der Elsenz, wo diese in den Neckar fließt einige Parkbänke. Ein kurzer Lauf durch die Altstadt lohnt sich auch. Zum Essen war ich in der „Alten Scheune“, die ich ebenfalls empfehlen kann. Von allen Städtchen und Orten hat mir Neckargemünd eindeutig am besten gefallen.

Zurückgelegt habe ich an dem Tag gute 95 km.

Radtour – Tag 2

Am Montag ging es pünktlich 9 Uhr wieder los nach Heidelberg und dann von dort aus Richtung Norden die Bergstraße entlang. Der Radweg an der Straße lässt sich zwar gut fahren, aber ständig neben den Autos ist echt nicht das Wahre.

Heidelberg

Irgendein Gebäude am Neckar in Heidelberg.

Die erste Rast habe ich im Schlosspark in Weinheim gemacht. Im Exotenhaus findet man zahlreiche exotische Vogelarten, die man anschauen kann. Den Weg zur Burgruine habe ich aber nicht auf mich genommen, da die Tour mit über 100 Kilometer noch eine Weile gehen sollte.

Schlosspark Weinheim

Der Schlosspark in Weinheim.

Okay, ein bisschen Aussicht musste sein, also habe ich die zweite Pause auf dem Schloßberg von Heppenheim bei der Starkenburg eingelegt. Oben war es zwar schön, die Hochfahrt war aber eine Katastrophe. Der Weg hinauf führt nur über grobe Pflastersteine, die sich sehr bescheiden fahren lassen. Ab der Mitte gibt es zwar einen geteerten Weg, dennoch habe ich das Rad fast bis hinauf nur geschoben.

Starkenburg

Die Starkenburg bei Heppenheim.

Eigentlich war angedacht, dass ich an dem Tag durch Darmstadt bis nach Langen (Hessen) fahre. Da am nächsten Tag aber ein kleiner Hügel auf mich wartete (siehe unten), bin ich in Pfungstadt westlich abgebogen und weiter bis nach Hochheim am Main in der Nähe von Mainz gefahren.

Das Städtchen hat viele verwinkelte Gassen, die man sich ruhig einmal ansehen kann. Nachteilig ist, dass der Ort in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens liegt und man damit ca. jede Stunde ein Flugzeug landen oder starten hört. Untergekommen bin ich im Hotel Rheingauer Tor für 50 Euro die Nacht, was ganz okay war.

Von Neckargmünd bis Hochheim waren es dann auch stolze 115 km, am nächsten Tag sollten es dafür weniger werden.

Radtour – Tag 3

Am Dienstag stand der Limes-Radweg auf dem Programm. Diesen habe ich bei Wildpark/Engenhahn das erste Mal befahren, zuvor stand aber ein Rast am Jagdschloss Platte an. Dort gibt es auch ein kleines Restaurant mit Biergarten.

Der Limes-Radweg führt schön durch den Taunus, was einiges an Auf und Ab bedeutet. Prinzipiell ist das nicht falsch. Wenn der offizielle Radweg aber nur aus groben Schottersteinen besteht und das bei einer großen Steigung, finde ich das sehr fragwürdig. Ich weiß nicht, wer es schafft, den Radweg ab Glashütte zum Feldberg mit dem Rad zu fahren, ich habe jedenfalls einige Kilometer geschoben.

Feldbergkastell

Ein römisches Kastell am Limes (Nähe Feldberg).

Glücklicherweise gab es recht weit oben das Gasthaus Rotes Kreuz, an dem ich erst einmal Halt machen musste. Danach habe ich mein Rad bis zum Feldberg hoch weiter geschoben. Der Feldberg ist sehr schön, aber ich empfehle jeden besser die Hochtaunusstraße zu fahren anstatt irgendeinen Weg durch den Wald.

Auf dem weiteren Limes-Weg bin ich dann vor der Saalburg noch östlich abgebogen, weil ich nach Bad Homburg wollte. Laut Karte gibt es einen schönen Weg (die Elisabethenschneise), der geradewegs bis in die Stadt führt. Leider ist der Name Programm und die Schneise ist wirklich nur ein gerader Pfad quer durchs Gehölz. Teilweise kann man ihn zwar befahren, ich musste aber sehr oft rechts und links ausweichen. Leider scheint es in der Gegend aber wirklich keinen einzigen geteerten Weg zu geben, den ich hätte nehmen können. Einzig die L3004 wäre eine gute Lösung gewesen, was ich aber zu spät gesehen habe.

Feldberg

Aussicht vom Feldberg.

In Bad Homburg habe ich mich mit Freunden getroffen und Minigolf gespielt. Danach bin ich Abends weiter nach Bad Nauheim, weil ich dort bei einer Freundin übernachten konnte.

Eigentlich waren für den Tag nur 85 Kilometer angesetzt, es sind im Endeffekt aber 105 km daraus geworden.

Radtour – Tag 4

Der vierte Tag war wohl der ereignisloseste. Das Land Richtung Norden ist recht flach, es gibt landschaftlich kaum etwas zu sehen. Halt gemacht habe ich einmal an einem See bei Bellersheim und dann später noch einmal an einer Grillhütte hinter Laubach.

Ansonsten ging die Fahrt ohne große Vorkommnisse weiter bis nach Alsfeld. Man merkte an der Stelle langsam auch, dass OpenStreetMap noch Hilfe braucht. Nicht alle Wege in Nordhessen sind eingetragen, in Alsfeld fehlen einige Hotels und andere wichtige Läden oder Restaurants.

Aber auch der Bett&Bike-Katalog war veraltet, sodass die Pension, in der ich übernachten wollte, gar keine Radgäste mehr aufnimmt. Dafür konnte ich dann aber im Hotel Klingelhöffer unterkommen, die sogar einen Schuppen für mein Rad hatten.

Wetter

Dieses Wetter zog glücklicherweise an mir vorbei.

Weil ich noch etwas Zeit hatte, bin ich Abends durch die Altstadt gelaufen, denn diese ist auch in Alsfeld sehr schön. Begeistert war ich vom Buchladen am Rathaus (der genauso heißt), in dem man schön stöbern kann, da die Bücher hier wirklich gestapelt vom Boden bis zur Decke reichen und nicht fein säuberlich in irgendwelche Regale einsortiert sind.

Die Strecke an dem Tag hat nur 85 km beansprucht, was aber abzusehen war, da ich den Tag davor ja etwas mehr gefahren bin.

Radtour – Tag 5

Am letzten Tag der Tour bin ich gegen 9 Uhr in Alsfeld losgefahren. Der Radweg verläuft eigentlich immer an der B254 entlang. Kurz halt gemacht habe ich am Silbersee in Frielendorf.

Silbersee

Der Silbersee in Frielendorf.

Gegen 12 Uhr und 50 km später bin ich dann am Ziel angekommen. Am nächsten Tag auf dem Weg zum Bahnhof hat sich aber wieder gezeigt, dass die OpenStreetMap-Karten in Nordhessen verbesserungswürdig sind. Bei meinen Eltern im Ort ist gerade einmal die Hauptstraße eingezeichnet gewesen, der Radweg fehlte ganz (ist inzwischen aber in OSM drin). Ein kleines Örtchen, durch das ich gefahren bin, war (und ist) aber nicht einmal in der Karte verzeichnet. (Interessanterweise kann man nach dem Ort aber suchen und er wird auch gefunden. Es werden dort aber keine Straßen und auch keine Häuser angezeigt.)

Am Samstag waren es dann mit dem Weg zum Bahnhof noch einmal um die 20 Kilometer.

Radtour – Fazit

Die Radtour hat wirklich viel Spaß gemacht, auch wenn ich mir bei meinem Spaziergang den Feldberg hoch die Achillessehne etwas entzündet habe (und danach etwas vorsichtiger fahren musste). Die 420 Kilometer in den fünf Tagen waren ein gutes Pensum, wie ich finde. Nicht zu viel, nicht zu wenig. So musste ich mich nicht abhetzen und konnte mir zwischendurch auch mal die ein oder andere Sehenswürdigkeit anschauen.

Nächstes Jahr werde ich eine solche Tour sicherlich wiederholen. Mal schauen, wo ich dann hinfahre.

Hier nochmal die gesamte Tour im Überblick:

Radtour

(Bild stammt von OpenRouteService.org, Lizenz CC-BY-SA-2.0)

Trackbacks

deesaster.org am : Radtour nach Berlin – Teil 1

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Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin Nach meiner Radtour durch Hessen im letzten Jahr wollte ich das dieses Jahr natürlich irgendwie toppen. Aufhänger für die Reise war der Besuch von Freunden in Potsdam und da hat sich der Abstecher nach Berlin geradezu

Kommentare

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Bernd am :

Deswegen war es hier in letzter Zeit so ruhig ;)

Ich glaub, für mich wäre das nichts. Viel zu weit und so :D

Hessen-Finder am :

Eine wirklich sehr schöne Route aber wirklich nen bisl weit ;)

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