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Spiel: Trine 2

Genau ein Jahr, nachdem das Erfolgsspiel Trine im Humble Frozenbyte Bundle erschienen ist hat der finnische Spieleentwickler Frozenbyte den zweiten Teil für Linux im April 2012 vorgestellt. Der Artikel wirft einen Blick auf Trine 2 und vergleicht ihn mit seinem Vorgänger.

Mit von der Partie

Der Artikel könnte sicherlich etwas kürzer ausfallen, wenn man einfach schreibt, dass Trine 2 wie Trine ist, nur etwas aufpolierter. Damit wären aber wohl der Autor, der Spielehersteller und auch die Lesergemeinde etwas enttäuscht, daher folgt eine etwas genauere Darstellung der Unterschiede der beiden Spiele.

Wie schon beim ersten Teil sind der Zauberer Amadeus, der Krieger Pontius und die Diebin Zoya mit von der Partie. Alle drei werden am Anfang des Spiels vom Trine zusammengeführt, da eine dunkle Macht das Königreich bedroht und nur die drei Helden etwas dagegen ausrichten können.

Die Einführung der Charaktere wird sehr gut in ein kleines Tutorial eingebettet. Wer Trine kennt, freut sich, die drei Gestalten wieder zu sehen und findet sich auch sofort wieder in die intuitive Steuerung ein. Wer Trine noch nie gespielt hat, hat innerhalb weniger Sekunden erlernt, wie die Figuren mit ihrer Umwelt agieren können.

Im Wald fängt wieder alles an.

Nach wie vor haben die drei Helden unterschiedliche Fähigkeiten, die sie in der Regel gemeinsam einsetzen müssen, um das Spiel meistern zu können. So kann Amadeus Kisten und Leitern herbeizaubern und diese schweben lassen. Pontius versteht es mit seinem Schild zu blocken und sein Hammerangriff teilt ordentlich Schaden aus. Zoya zum Schluss beherrscht den Fernkampf mit Pfeil und Bogen und kann athletisch elegant an ihrem Enterhaken durch die Gegend schwingen.

Neu ist, dass der Zauberer Amadeus nun auch Gegner schweben lassen und durch die Gegend bewegen kann. Ein Kritikpunkt, den die Entwickler aus Teil 1 mitgenommen haben. Leider ist die fliegenden Plattform, auf der Amadeus höher gelegene Areale erreichen konnte, verschwunden.

Pontius kann mit seinem Hammer nun nicht nur zuschlagen, sondern diesen auch weitwurfmäßig in Gegnerhorden schmeißen. Dafür kann er keine Steine und Kisten mehr aufheben und werfen. Daneben ist das Flammernschwert aus Teil 1 einem Frostschild gewichen.

Für die Diebin Zoya hat sich wenig verändert. Die Feuerpfeile wurden nur durch Frostpfeile ergänzt, ansonsten bleibt alles beim alten.

Luftblasen ersetzen die schwebende Plattform aus Trine 1.

Spielart wie zuvor

Spielerisch unterscheidet sich Trine 2 gar nicht vom Vorgänger. Nach wie vor muss man einen Weg vom Anfang eines Levels bis zum Ende finden. Dabei nutzt man Blätter und Pilze zum Hüpfen, schwingt sich mit dem Enterhaken über Abgründe und giftige Wolken, legt Hebel um, um diverse Maschinerien in Gang zu setzen und versucht sich dabei auch noch gegen den einen oder anderen Gegner zur Wehr zu setzen.

Sterben kann man in Trine 2 ebenfalls nicht. Erleidet ein Charakter zu viel Schaden oder stürzt in einen Abgrund, verschwindet er zwar, man kann aber von einer nahe gelegenen Stelle mit einem der anderen beiden Charaktere weitermachen. Startet man gar von einem der zahlreichen Checkpoints, wird man komplett wiederbelebt und kann das Spiel auch mit dem gerade dahingeschiedenen Charakter fortsetzen.

Die Gesundheitsphiolen aus Trine 1 sind damit komplett verschwunden, was aber kein Problem darstellt, da die Checkpoints wirklich sehr fair im Spiel verteilt sind. Von Vorteil ist, dass man sich selbst in einem Kampf nur über einen Checkpoint bewegen muss und die Gesundheit komplett wieder aufgefüllt wird. Besiegte Gegner hinterlassen dennoch ab und zu Herzen, die die Gesundheit wieder auffüllen.

Ebenfalls verschwunden ist der Energiebalken aus dem ersten Teil. Egal, wie viel man zaubert oder welche Waffen man einsetzt, es gibt keine Begrenzung mehr. Dies macht das Spiel ein kleines bisschen einfacher, ändert aber nicht viel am eigentlichen Spielverhalten.

Ob der Frosch nicht nur Äpfel frisst?

Einzig die Erfahrungsphiolen sind geblieben. Diese liegen zum einen im Level verstreut, werden zum anderen aber auch von besiegten Gegnern hinterlassen. Hat man genügend Erfahrung gesammelt, steigt man ein Erfahrungslevel aus und erhält einen Erfahrungspunkt. Diese Punkte kann man dann für Spezialeigenschaften der drei Helden einsetzen. Amadeus kann mehr Kisten herbeizaubern, Zoya kann mehr Pfeile schießen und Pontius darf seinen Hammer werfen.

Ein Gimmick ist ebenfalls in der Grundart zum Vorgänger gleich geblieben: In jedem der dreizehn Levels sind zwei Truhen versteckt. Diese befinden sich meist an entlegenen Orten, die man nicht ohne Weiteres erreicht. Der Inhalt der Truhen unterscheidet sich aber sehr stark vom ersten Teil und dies ist auch einer der wenigen Kritikpunkte. Lagen in Trine 1 noch hilfreiche Gegenstände in den Kisten, findet man jetzt „nur“ noch Konzeptzeichnungen und Gedichte darin. Diese haben keinerlei spielerischen Mehrwert, sondern sollen nur das Auge und ggf. auch das Ohr erfreuen.

Selbst im Höllenfeuer gibt es versteckte Truhen.

Der Märchenonkel erzählt

Sehr schön anzuhören sind wieder einmal die Sprecher des Spiels. Auch wenn die Dialoge nicht übermäßig vorkommen, leitet eine nette Erzählerstimme jedes Level ein und am Anfang unterhalten sich auch die drei Charaktere ab und an. Interessant dabei ist, dass die deutsche Synchronisation wesentlich besser ist als die englische Sprachausgabe. Irgendwie passen die englischen Stimmen nicht so recht zu den Charakteren, wie ich sie mir vorstelle, wobei dies aber sicherlich Geschmackssache ist. Immerhin kann man beim Spielstart wählen, in welcher Sprache Trine 2 erscheinen soll.

Die Geschichte von Trine 2 ist gar nicht so schlecht, auch wenn man nach der Hälfte des Spiels bereits dahinter kommt, was das Geheimnis des Spiel ist. Grob zusammengefasst ruft der Trine die drei Helden zusammen, weil fleischfressende Pflanzen und Goblins das Königreich bedrohen. Auf der Suche nach der Quelle des Übels stößt man alsbald auf zwei Prinzessinen, die dann auch den Kern der Geschichte ausmachen. Wie gesagt, sehr tiefgehend ist die Geschichte nicht, aber Trine ist auch kein Rollenspiel, sondern vorrangig ein physikbasiertes Geschicklichkeitsspiel.

Riesige Höhlen im Schnee warten mit Rätseln auf.

Da wo die Story hinkt, reißt es die Grafik wieder heraus. Wie schon bei Trine 1 spielen die Entwickler von Frozenbyte mit Farben und Licht. Dabei ist es egal, ob man sich durch düstere Gewölbe bewegt, die farbenfrohen Pflanzen im Wald betrachtet, das Baumhaus einer Hexe erkundet oder unter Wasser eine Runde fischen geht – jedes Level wird extrem stimmungsvoll in Szene gesetzt und die Licht- und Schattenspiele beeindrucken sehr. Im Gegensatz zum ersten Teil wird durch Kameraschwenks und -einstellungen der Pseudo-3-D-Effekt noch etwas verstärkt. Nach wie vor ist Trine 2 ein 2-D-Spiel, sodass kein Charakter in die Tiefe laufen kann. Dennoch wird der Eindruck vermittelt, man läuft auf einem breiten Weg oder überquert einen Fluss, der irgendwo in der Ferne beginnt.

Die Grafik hat etwas ihren Preis, da bei höchste Auflösung (1920x1200), höchsten Grafikeinstellungen und Extreme Anti-Aliasing auch eine Grafikkarte der neueren Generation (NVIDIA Geforce 460GTS) ordentlich zu arbeiten hat, um alles ruckelfrei darstellen zu können. Mit moderateren Einstellungen läuft das Spiel aber sicherlich auch unter älteren Grafikkarten, sieht dann aber natürlich nicht so schön aus. Eine 3-D-Beschleunigung ist aber wahrscheinlich Pflicht.

Stimmungsvoll untermalt wird das Spielgeschehen noch durch den großartigen Soundtrack von Ari Pulkkinen, der bereits im ersten Teil für die musikalische Unterstützung sorgte. Jedes Level hat eine eigene Melodie und auch in den Kämpfen passt sich die Musik an. Dabei handelt sich um wirklich abwechslungsreiche Sounds, die niemals langweilen oder gar stören.

Strand, Wellen, Sonnenaufgang und Regenbogen. Was will man mehr?

Immer noch Einheitsgegner

Ein Manko des ersten Trines waren die doch recht generischen und immer wieder gleichen auftauchenden Gegner. Trine 2 hat sich in der Hinsicht ein stark verbessert. Die Rolle der Skelette aus Teil 1 werden nun von Goblins übernommen, die bei jedem Kampf gleich mehrfach über die Gruppe herfallen. Dabei gibt es verschiedene Exemplare, vom Speerträger zum Bogenschützen über den Flammenspucker bis hin zum mehrarmigen Derwisch.

Für etwas mehr Abwechslung sorgen andere Gegner wie fleischfressende Pflanzen, Echsen, riesige Spinnen oder Trolle, deren Kampfstrategie aber immer die gleiche ist und man sich nicht so groß anstrengen muss, sie zu besiegen. Etwas spannender sind da schon die Kämpfe gegen die Zwischen- oder Endgegner, die in Form riesiger Schlangen, Monsterkraken oder Drachen daherkommen.

Die Entwickler von Frozenbyte haben sich also die Kritik aus Teil 1 etwas zu Herzen genommen und die Gegner etwas mehr variiert.

Im Hinterhalt warten zahlreiche Gegner.

Fazit

Insgesamt ist Trine 2 ein sehr guter Nachfolger von Trine und vor allem wieder ein sehr gutes natives Linux-Spiel. Andere Entwicklerstudios, die sich die Linux-Kompatibilität durch geschlossene Systeme wie Adobe Air (welches unter Linux nicht einmal mehr weiterentwickelt wird), können sich daran ein Beispiel nehmen.

Der Wiederspielwert ist bei Trine 2 auch gegeben. Vor allem die Trophäen, die man im Spiel erreichen kann, geben einen Anreiz, das Spiel oder einzelne Passagen noch einmal zu spielen. So erhält man Trophän, wenn man viele Objekte stapelt und sich auf die Spitze des Objektberges stellt, wenn man ein paar Sekunden auf einer Planke im Wind surft, mit der Diebin am Enterhaken Saltos schlägt und vieles mehr.

Die Version von Trine 2, die dem Test zugrunde lag, war immer noch als Beta tituliert, lief aber fast fehlerfrei. Es gab weder Sound- noch Grafikprobleme. Nur an einer Stelle verabschiedete sich das Spiel komplett und stürzte ab. Durch die automatische Speicherfunktion in jedem Level war das aber nicht ganz so tragisch. Wer sich vorab über eventuelle Probleme informieren will, findet im Frozenbyte-Forum eine gute Anlaufstelle.

Auch die unter Wasser weiß Trine 2 zu begeistern.

Zu kaufen gibt es Trine 2 in zwei Versionen. Die Standard Edition für 14,99 US-Dollar (ca. 14 Euro) liefert das Spiel ganz normal zum Download über den Humble Store, den manch einer von den Humble Bundles schon kennt. Die Collector's Edition für 24,99 US-Dollar (ca. 24 Euro) enthält neben dem Spiel auch noch ein digitiales Artbook mit zahlreichen Konzeptzeichnungen (die man zum Teil auch in den Truhen im Spiel findet) und den sehr guten Soundtrack von Ari Pulkkinen, den man sich auch nach dem Spiel noch ohne Probleme anhören kann. Die Bezahlung geschieht über PayPal, Amazon Payments oder Google Checkout.

Wer sich immer noch nicht sicher ist, ob das Spiel etwas für den eigenen Geschmack ist, kann sich bei YouTube einen kurzen Trailer anschauen, der zeigt, wie sich Trine 2 spielt. Im Video wird auch der Online-Multiplayer-Modus gezeigt, der für das Review nicht getestet wurde.

Für die Zukunft ist auch ein Expansion Pack geplant, welches sechs weitere Levels beinhaltet, neue Gegner mitbringt und so für einige Stunden Spielspaß sorgen soll. Wann es soweit ist, ist noch nicht ganz klar, ebenso wenig wie der Preis, aber es existieren bereits ein paar Videos dazu.

Auch mit Drachen bekommt man es zu tun.

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