Skip to content

Spiel: Gone Home

Was wäre, wenn man nach einer langen Reise nach Hause kommt und findet niemanden vor? Das Haus wirkt wie ausgestorben und es gibt keine Spur, wo alle sind. So geht es Katie im Spiel „Gone Home“, die herausfinden muss, was mit ihrer Familie geschehen ist.

Hintergrundgeschichte

Die 21-jährige Kaitlin Greenbriar, kurz Katie genannt, verbrachte ein Jahr in Europa, um das Land und die Leute kennen zu lernen. Als sie im Juni 1995 kurz nach Mitternacht nach Hause kommt, ist das Haus leer. Ihre Eltern und ihre drei Jahre jüngere Schwester Sam sind verschwunden und ein Zettel an der Haustür deutet darauf hin, dass nicht alles in Ordnung ist.

Während Katies einjähriger Abwesenheit sind ihre Familie in ein neues Haus umgezogen, welches Katies Vater von einem verstorbenem Onkel erhalten hatte. Da Katies Großonkel als verrückt galt, wird das Haus auch als Psycho-Haus tituliert, was kein gutes Anzeichen sein kann.

Als Katie durch das Haus streift, sind zahlreiche Lampen an, Fernseher und Radio laufen und überall liegen leere Pizzaschachteln herum. Es sieht nach einem sehr plötzlichen Verschwinden aus.

„Gone Home“-Titelbildschirm.

„Gone Home“-Titelbildschirm.

Spielziel

Als Katie läuft man durch das vierstöckige Haus und durchsucht jeden Raum nach Hinweisen auf das Verschwinden der Familie. Überall verstreut liegen Notizzettel, Briefe und Rechnungen, die nach und nach dem Jahr, in dem Katie nicht da war, ein Bild geben. Einige Fundstücke lösen einen Tagebucheintrag aus, in dem Katies Schwester Sam ihr erzählt, was gerade in ihrem Leben vorgefallen ist. So erhält man als Spieler einen sehr guten Einblick in das Leben von Sam und ihrer Familie.

„Gone Home“ lässt sich am ehesten in die Ecke der Adventure-Spiele schieben, wobei es dort auch nicht richtig aufgehoben ist, denn ein Großteil macht das Genre „Visual Novels“ aus.

Ähnlich wie im Spiel „Dear Esther“ geht es weniger darum, Rätsel zu lösen und Gegenstände von A nach B zu bringen. Insgesamt gibt es sowieso nur wenige Rätsel, vieles ist offensichtlich. Aber darum geht es in „Gone Home“ auch gar nicht. Das Spiel soll eine Geschichte erzählen, in die man sich als Spieler hinein versetzen soll.

Katies Familie mit ihrer Schwester Sam und Eltern.

Katies Familie mit ihrer Schwester Sam und Eltern.

Technisches

Für die Umsetzung von „Gone Home“ wurde die Unity-Engine genutzt, sodass das Spiel auf allen gängigen Plattformen läuft. Für den Start auf einem deutschsprachigen Linux ist es aber notwendig, dass man das Spiel über

$ LC_ALL=C ./GoneHome.x86_64

startet (für die 32-Bit-Version ohne _64). Dies setzt die Spracheinstellung für die Ausführung des Spiels auf Englisch, da das Spiel Probleme mit anderen Einstellungen hat. Vergisst man das Setzen, fällt man direkt nach dem Start des Spiels durch den Fußboden und sieht nur ein schwarzes Nichts mit einem weißen Punkt.

Grafisch ist „Gone Home“ sicherlich nicht umwerfend. Das Haus ist teilweise sehr generisch eingerichtet und auch wenn versucht wurde, durch zahlreiche Bücher, Zeitschriften, Notizen etc. dem Spiel etwas Eigenes zu geben, gibt es immer wiederkehrende Gegenstände wie Klopapier, Getränkedosen oder Aktenorder, die sehr leblos wirken. Auch wenn es zu viel verlangt ist, haben Bücher eben keine Seiten, sondern sind plan und auch die Borsten einer Zahnbürste wirken eher wie ein Gummispielzeug.

Sams Zimmer.

Sams Zimmer.

Musikalisch entführen die Entwickler einen in die Mitte der 90er Jahre in die späte Punkrock-Bewegung, speziell Riot Grrl. Einige Vertreter der Genres wie Heavens to Betsy, Bratmobile und (die wesentlich jüngeren) The Youngins haben in „Gone Home“ einen Gastauftritt auf diversen Mixtapes, die Katie im Haus findet und abspielen kann. Die musikalische Untermalung des Spiels von Chris Remo ist dagegen eher ruhig und hat leichte Ambient-Anleihen.

„Gone Home“ selbst ist komplett in Englisch gehalten. Dabei liefert Sarah Grayson als Sams Sprecherin einen sehr guten Job ab. Wer des Englischen nicht mächtig ist, kann sich die deutsche Übersetzung herunterladen und nach ~/.config/unity3d/The Fullbright Company/Gone Home/Text/Localized/ kopieren. Die Sprachausgabe bleibt dann natürlich immer noch Englisch, aber durch Untertitel kann man dem Spiel dennoch folgen. Zusätzlich werden auch alle Briefe und Nachrichten durch Overlay-Anzeigen übersetzt.

Fazit

Wie „Dear Esther“ ist „Gone Home“ kein Spiel im eigentliche Sinne. Wer ein Adventure mit zahlreichen Rätseln erwartet, ist definitiv falsch. Der Weg ist das Ziel und das Erleben der Geschichte steht im Vordergrund. Die Entwickler finden dabei einen sehr guten Weg, das vergangene Jahr durch Sams Tagebucheinträge Revue passieren zu lassen. Verschiedene Hinweise im Haus lassen den Spieler auch manchmal auf eine falsche Fährte führen, wobei das Ende nicht zu überraschend ist. Im Gegensatz zu „Dear Esther“ gibt es keinerlei Spekulationsspielraum. Alle Informationen werden dem Spieler dargelegt, wenn er das Haus gründlich durchsucht.

Die Küche lässt auf ein schnelles Verschwinden schließen.

Die Küche lässt auf ein schnelles Verschwinden schließen.

Die Darlegung der Informationen wirkt dabei aber vielleicht etwas aufgesetzt. Zahlreiche Briefe und Notizen liegen offen im Haus herum, wo man sich schon fragt, wieso das von den Akteuren nicht besser weggeräumt wurde. Denn oft ist der Inhalt doch eher der Art, dass jemand anderes nicht davon erfahren sollte. Aber wenn alles gut sortiert an einem Ort liegen würde, wäre auch kein richtiger Spielfluss entstanden.

Bemängelt werden könnte daneben die kurze Spielzeit. Wer das Spiel genießt und wirklich jede Ecke des Hauses durchsucht, ist nach circa drei Stunden am Ende angekommen. Für rund 20 US-Dollar, was das Spiel regulär kostet, ist das dem einen oder anderem zu viel. Auf der anderen Seite bezahlt man für einen 90-minütigen Film auf DVD auch 15 Euro. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob einem das Spiel das Geld wert ist. Das Anschauen des Trailers hilft vielleicht bei der Entscheidungsfindung.

Mir hat „Gone Home“ sehr gut gefallen. Die Auszeichnungen und Nominierungen (u.a. für „Best Narrative“ des Independent Games Festival) sind definitiv verdient. Die kurze Spielzeit kam mir sehr gelegen, so konnte ich das Spiel an einem Abend durchspielen und wurde nicht aus dem Spielfluss gerissen. Der Preis ist im Vergleich zu anderen Spielen vielleicht etwas zu hoch, aber für mich noch okay.

Trackbacks

deesaster.org am : Buch: Weniger schlecht programmieren

Vorschau anzeigen
Titel Weniger schlecht programmieren Autor Kathrin Passig und Johannes Jander Sprache Deutsch Genre Sachbuch Herausgeber O'Reilly, 2013 Seitenanzahl 456 Seiten Man sollte sich seine Ziele nie zu hoch stecken. Dann lieber die Messlatte etwas

deesaster.org am : Wochenrückblick 37/2014

Vorschau anzeigen
Der Wochenrückblick lässt das Geschehen der vergangenen Woche rund um Ubuntu, Linux und Open Source Revue passieren. Rund um Ubuntu Origami-Einhörner von Canonical Passend zur neuen Ubuntu-Version 14.10 „Utopic Unicorn“, die nächsten Monat veröffentlicht

deesaster.org am : Film: Guardians of the Galaxy

Vorschau anzeigen
Titel Guardians of the Galaxy Genre Sci-Fi, 2014 Darsteller Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Lee Pace Regisseur James Gunn Länge 121 min Trailer Trailer Peter Quill (Chris Pratt) wird als Kind von Aliens

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

march am :

Danke für den Artikel und deine Mitarbeit. :)

Nebenbei: Im Humble Store gibt es das Spiel derzeit für 6,80$

Kommentar schreiben

Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Formular-Optionen