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Spielempfehlung: Clans of Caledonia

Im März 2017 wurde ich über das spielen.de-Forum auf ein Spiel namens „Clans of Caledonia“ aufmerksam. Der aus Berlin stammende Spiele-Autor Juma versprach ein „strategischem Wirtschaftsspiel für 1-4 Spieler, das stark von Terra Mystica inspiriert wurde“. Und ja, das kann ich so bestätigen.

Clans of Caledonia: Cover, illustriert von Klemens Franz.

Mein erstes Kickstarter-Spiel

Ende April ging das Kickstarter-Projekt online und war innerhalb von drei Stunden finanziert. Am Ende sorgten 6427 Unterstützer dafür, dass mit knapp 400.000 Euro das Spiel produziert werden konnte und keine sechs Monate später bei den Backern (zumindest in Deutschland) auf den Spieletischen landete. So auch bei mir diese Woche in einer Zweier- und einer Dreier-Besetzung.

Deswegen sei auch gesagt: Aus zwei Partien kann man keine allumfassende Rezension abliefern. Dafür muss man das Spiel wohl eher mindestens 10 Mal spielen. Aber dennoch konnte ich aus den zwei Partien Einiges an Eindrücken gewinnen, die ich hier mitteilen will. (Die Spielemesse in Essen ist ja in einer Woche. *zaunpfahl*)

Zur Kickstarter-Kampagne kann ich auch sagen, dass diese in meinen Augen absolut vorbildlich gelaufen ist. Juma informierte die Backer regelmäßig über den aktuellen Stand, wo sich die produzierten Spiele gerade befinden, wann sie ausgelieferten werden, etc. Aus meiner Sicht lagen zwischen Finanzierung und Auslieferung insgesamt wenig Zeit bzw. eine annehmbare Zeit, die es (zumindest vom Hören und Sagen) bei anderen Crowdfunding-Projekten nicht immer gibt.

Aufgesetztes Thema?

Mitnichten! „Clans of Caledonia“ spielt in Schottland. Jeder Spieler versucht mit seinem Clan die besten wirtschaftlichen Ergebnisse zu erzielen. Hierzu breitet man sich auf einem Spielbrett mit Hexfeldern aus, indem man entweder Holzfäller und Bergarbeiter auf Wald und Gebirge setzt, Kühe und Schafe Milch bzw. Wolle produzieren lässt, aus der Milch Käse macht, Getreide anbaut oder über eine Bäckerei und eine Whiskey-Destillerie entsprechend Brot und Whiskey herzustellen. Diese Produkte lassen sich auf dem Markt verkaufen (oder natürlich auch kaufen) und man erfüllt damit Aufträge.

Obwohl „Clans of Caledonia“ ein Euro-Spiel ist (d.h. viel Strategie, wenig bzw. gar kein Glück), nimmt man das Thema wahr. Das gilt von den (übersichtlichen) Produktionsketten bis hin zum Einsetzen der Arbeiter, Kühe, Schafe etc. Die Spielelemente sorgen in der korrekten Form dann auch für den Flair, den leblose Holzwürfel nicht erfüllt hätten, auch wenn es beim Spielaufbau für Grobmotoriker etwas fummelig sein kann.

Farblich setzt das Spiel auf die Farben schwarz, weiß, hellblau und rot. Das ist erst einmal ungewöhnlich, d.h. nicht die Standardfarben (Rot, Grün, Gelb, Blau), aus Farbsicht aber sehr sinnvoll. Selbst in Monochrom (also Graustufen) kann man die Farben auseinanderhalten, auch wenn ich rot und blau ggf. doch verwechseln würde. Da ist es also zu vertrösten, dass meine Standard-Spielerfarbe (grün) nicht mit dabei ist – was aber auch gut so ist, denn auf dem recht grünen Spielfeld würde man die Figuren gar nicht erkennen können.

Die sehr schöne Grafik von Klemens Franz sorgt entsprechend für noch mehr Stimmung. Wer die Spielschachtel in der Hand hält, fragt sich zuerst „Spielt das im Isle-of-Skye-Universum?“ Und nein, tut es nicht ... Obwohl, wir befinden uns auch in Schottland und versuchen das beste Clangebiet aufzubauen … Ähnlichkeiten sieht man also, aber das empfinde ich nicht als störend. Ganz im Gegenteil ist es ganz witzig, wenn man Schottland als Thema sowieso mag.

Clans of Caledonia: Ein aufgeräumtes Spielertableau.

Ins Spiel kommen

Die Anleitung liest sich sehr gut. Innerhalb von ca. 30-45 Minuten kann man das Spiel selbst – oder mit Freunden, wenn diese so geduldig sind – erlernen. Danach hat man es innerhalb von 20-30 Minuten erklärt. Das für diese Komplexitätsstufe schnelle Erklären liegt vor allem an der extrem guten Ikonographie. Alle Informationen, die man benötigt, findet man auf dem Spielbrett bzw. dem eigenen Tableau abgedruckt. Dank der sehr guten Rundenübersicht kann man auch ohne Durcheinander zu kommen das Spiel in einem Rutsch erklären. Ich bin jedenfalls von der Regel und der Symbolik sehr begeistert.

Und obwohl es ein Strategiespiel ist, welches gerne mit 2-3 Stunden Spielzeit auskommt, sind die Aktionsmöglichkeiten recht übersichtlich. Aus nur 7 Optionen kann man wählen, die sich alle sehr schnell erklären lassen. Die recht lange Spielzeit – die 30 Minuten pro Spieler auf der Verpackung kann ich bisher nicht unterschreiben – kommt dann wohl eher auch daher, dass man versucht das beste aus seinem Zug zu machen. Die Interaktion auf dem Spielfeld ist glücklicherweise (oder leider?) gering, sodass man bereits nach dem eigenen Zug bereits den nächsten planen kann. Nur ganz selten kommt einem jemand in die Quere und schnappt einen Auftrag weg oder belegt ein Feld auf dem Spielbrett, welches man selbst wählen wollte. Aber sonst gehen die Züge meist ziemlich fix, die Downtime ist nur bei Grüblern sehr hoch.

Wiederspielreiz

Der Wiederspielreiz ist zumindest so hoch, dass ich das Spiel innerhalb von drei Tagen zweimal gespielt habe. Das schafft nicht jedes neue Spiel, das ich mir gekauft habe. Manche schaffen es nach dem Lesen der Anleitung ja gerade so einmal auf den Tisch.

„Clans of Caledonia“ bietet mit den 9 Clanplättchen und 9 Starterplättchen, die zusammengemischt werden, 81 unterschiedliche Startkombinationen. Und hiervon kommen nur Spieleranzahl +1 zur Auswahl ins Spiel. Es wird also einige Zeit dauern, bis man jeden Kombination einmal gespielt hat – wobei sich eigentlich nur die Clanplättchen wirklich richtig unterscheiden. Die Starterplättchen sind ein nettes Gimmick, haben aber wenig Auswirkung auf die eigene Strategie, sondern nur auf den Start.

Dazu gibt es dann noch 5 aus 9 Wertungsplättchen ausgewählten Siegpunktbedingungen für jede der 5 Runden, was ebenfalls die strategischen Entscheidungen beeinflusst. Wohin man expandiert oder welche Aufträge man erfüllt, hängt oft stark von den Wertungsplättchen ab.

Und auch die 4 Hafenplättchen werden aus 9 zufällig gezogen. Es gibt also genug Zufall beim Startaufbau des Spiels, dass nicht jede Partie identisch abläuft und das Spiel so einen entsprechend langfristigen Wiederspielreiz bietet.

Clans of Caledonia: Blau hat das mit den Siedlungen nicht verstanden.

Terra Mystica 2.0?

Wenn man die Anleitung liest, denkt man sich mehrfach „Das kenne ich doch irgendwoher.” Startclans mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften? Kennt man aus Terra Mystica (kurz TM). Sich auf Hexfeldern ausbreiten? Ja, wie bei TM. Nachbarschaftsbonus kassieren, wenn man neben andere Spieler etwas baut? TM-Check bestanden – auch wenn es keine Macht ist, die man erhält, sondern die Option auf einen Warenkauf. Schifffahrt ausbauen, um über Flüsse bzw. Meere/Lochs hinweg zu bauen? Ebenfalls von TM bekannt.

Und nun das Aber: Unterschiedliche Startbedingungen hat auch Marco Polo – und da sogar noch extremer. Das Ausbreiten auf Hexfeldern wurde ebenfalls nicht von Terra Mystica erfunden. Und Belohnungen für Nachbarschaften auch nicht. Wie Juma selbst schrieb: „Clans of Caledonia“ wurde „stark von Terra Mystica inspiriert“ – und das kann ich so bestätigen, ohne dass es ein Terra-Mystica-Klon ist. Zu viel unterscheidet sich dann doch wieder: Marktableau, Handel, Aufträge. Und natürlich: Kein Terraforming!

Ein anderer wichtiger Punkt: „Clans of Caledonia“ ist eingängiger. Terra Mystica wirkt komplexer in den Optionen, was man tun kann. CoC spielt sich einfach runder und schneller, was einen leichteren Einstieg ermöglicht. Selbst als Anfänger kann man über 120 Punkte im ersten Spiel holen, was ein gutes Ergebnis ist. Bei Terra Mystica hatte ich mehr das Gefühl, dass man sein Volk genau kennen muss, um die Vorteile bestmöglich auszunutzen.

Außerdem gibt es mit Gaia Project auf der Spielemesse in einer Woche den offiziellen Nachfolger von Terra Mystica zu sehen – der mich aber irgendwie so gar nicht anspricht.

Clans of Caledonia: Spielende einer Zweierpartie.

Fazit

Für mich ist „Clans of Caledonia“ ein guter Anwärter für das Kennerspiel des Jahres 2018. Aber natürlich werden bis zum nächsten Jahr noch zahlreiche Spiele erscheinen. Zumindest für den Monat Oktober ist es das bisher Herausragendste Spiel bei mir gewesen … Okay, nächste Woche ist Spielemesse, aber ich bin unsicher, ob man dort ein viel runderes Spiel findet. Von Grafik, Stil, Mechanik, Thematik und Organisation stimmt einfach alles.

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Kommentare

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