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Radtour durch Benelux 2019 – Teil 7: Niederlande

Ein halber Tag Strandurlaub

An der Nordsee führte der Weg über das Oosterschelde-Sperrwerk, das zu den Deltawerken gehört. Ich dachte erst, dass hier durch Wasserkraft Strom erzeugt wird. Die Staumauer ist aber zum Schutz vor Sturm und Hochwasser da, damit das sehr niedrig gelegene Land dahinter nicht überflutet wird.

Das Oosterschelde-Sperrwerk aus der Ferne …

Das Oosterschelde-Sperrwerk aus der Ferne …

… und ganz nah.

… und ganz nah.

Für die Übernachtung hatte ich ein paar Tage zuvor geschaut, wo in der Gegend die beste Unterkunft gewesen wäre. Und irgendwie bot sich das Strandhotel De Zeeuwse Stromen in Renesse an. Der Ort selbst ist nicht spektakulär, beim Abendessen wurde ich von einer Blaskapelle unterhalten, was zu den „Highlights“ zählte. Viel schöner war es natürlich am Strand. Da auch das Wetter entsprechend mitspielte, ließ es sich hier sehr gut aushalten und ich konnte gemütlich in der Sonne lesen.

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Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

88,1 km

Zeit in Fahrt

4:23 h

Höhenmeter

95 m auf, 100 m ab

Kunst in Den Haag

Der Hauptgrund, wieso ich in die Niederlande wollte, war eine Person: Jan Vermeer. Den Namen kannte ich bereits aus den 1990er, da es auf dem C64 (damaliger „PC“) ein Spiel gleichen Namens gab, bei dem die Spieler durch die Gegend reisen, Aktienhandel betreiben, Plantagen pflanzen und abernten und Gemälde verschiedener Künstler ersteigern können. Manche der Kunstwerke waren aber gegebenenfalls von einem Vico Vermeer gefälscht, daher auch der Name des Computerspiels. Mit „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (als Buch von Tracey Chevalier und später als Film mit Colin Firth und Scarlett Johansson) traf ich zahlreiche Jahre später wieder auf den niederländischen Maler. Und deswegen wollte ich Vermeers Heimatstadt Delft (dazu später), aber natürlich auch Vermeers Gemälde sehen. Zwei berühmte (nämlich „Ansicht von Delft“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ sind im Mauritshuis in Den Haag ausgestellt). Und daher stattete ich Den Haag einen Besuch ab.

Der Rittersaal am Binnenhof in Den Haag.

Der Rittersaal am Binnenhof in Den Haag.

Obwohl ich recht früh losfuhr, kam ich erst kurz vor 13 Uhr in Den Haag am Museum an. Das passte sehr gut, da das Museum erst um 13 Uhr öffnete. Die Gemälde zogen sehr viele Besucher an, auch wenn sicherlich der eine oder die andere wegen der Rembrandt-Ausstellung gekommen waren. Jedenfalls haben mir die Gemälde sehr gut gefallen, was ich aber auch schon vorher wusste, sonst wäre ich ja nicht extra deswegen nach Den Haag gefahren. ;) Den Audioguide kann ich bedingt empfehlen, da leider nicht zu allen Gemälden etwas gesagt wird und der Erzähler nicht wahnsinnig spannend klingt. Aber ganz ohne Erklärung finde ich eine Kunstausstellung nicht sehr interessant.

Nach dem Mauritshuis wollte ich eigentlich noch ins Escher-Museum, das montags aber leider geschlossen hatte. Daher machte ich mich sofort auf den Weg nach Delft zu meiner Airbnb-Unterkunft.

Ansicht von Delft

Im Nachhinein war es eine gute Idee, bereits am Nachmittag nach Delft zu fahren. So konnte ich ohne Stress das Vermeer Centrum besuchen. In dem Museum wird das Leben von Vermeer und seine Werke detailliert vorgestellt und analysiert. Ich habe anderthalb Stunden in dem Museum verbracht, mir aber auch Zeit für alle Texte genommen. Einen Besuch kann ich jedem Kunstliebhaber nur empfehlen. Für 9 Euro erhielt ich jedenfalls sehr viele Informationen.

Windmühle mit Nieuwe Kerk und Oude Kerk im Hintergrund.

Windmühle mit Nieuwe Kerk und Oude Kerk im Hintergrund.

Delft selbst ist eine sehr schöne Stadt. Es gibt viele Grachten, an die ich mich hätte setzen können. Die Stadt ist zwar nicht autofrei, im inneren Bereich begegnete ich aber fast nur Radfahrern. Entsprechend ruhig ist es dann auch. Zum Abendessen habe ich mich dann sehr schön und ruhig an einen Kanal ins Eetcafé de Ruif direkt hinter der neuen Kirche gesetzt und die letzten Sonnenstrahlen genossen.

Blick auf Delft mit der Oude Kerk (links).

Blick auf Delft mit der Oude Kerk (links).

Einer der zahlreichen Kanäle.

Einer der zahlreichen Kanäle.

Eine kulinarische, niederländische Köstlichkeit habe ich auch in einer Bäckerei gefunden: Gevulde Koeken sind aus Mürbeteig gebackene Taler mit Marzipanfüllung. Damit erinnern sie geschmacklich sehr stark an die Leipziger Lerchen, die ich schon 2010 auf der Ubucon klasse fand. Die folgenden Tage habe ich immer wieder nach der Leckerei Ausschau gehalten. :)

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Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

92,2 km

Zeit in Fahrt

4:44 h

Höhenmeter

160 m auf, 130 m ab

Kirchenaussicht

Bevor ich Delft verließ, wollte ich mir noch beide Kirchen anschauen. Der Eintritt in Höhe von 8,50 Euro umfasst beide Kirchen und auch den Zugang zum Turm. Die Niewe Kerk (Neue Kirche) erinnert im Inneren eher an ein Museum. Viele interaktive Elemente führen in einer Spirale durch die Geschichte Delfts, bis man am Mausoleum von Prinz Wilhelm von Oranien, dem Gründer der Niederlande, ankommt. Highlight war für mich aber der Aufstieg auf den bzw. die Aussicht vom Glockenturm. Morgens um 9 Uhr bot sich mir in circa hundert Metern Höhe eine echt tolle und weite Sicht über die Stadt und deren Kirchen und Kanäle.

Nieuwe Kerk in Delft.

Nieuwe Kerk in Delft.

Blick aufs Delfter Rathaus.

Blick aufs Delfter Rathaus.

Aber auch die Oude Kerk (Alte Kirche) hat mir gefallen. Während ich mir diverse Grabplatten historischer Persönlichkeiten anschaute und auf Infotafeln deren Geschichte durchlas (unter anderen auch von Vermeer), probte gerade ein Glockenspiel-Orchester. Das verlieh der Kirche eine fast schon sakrale Atmosphäre – was ja auch irgendwie passte. Wer in Delft verweilt, sollte sich beide Kirchen anschauen.

An den Grachten entlang

Nach circa anderthalb Stunden Kirchenbesichtigung machte ich mich mit dem Rad auf nach Amsterdam (natürlich nicht ohne einen Gevulde Koeken aus der Bäckerei mitzunehmen). Es ging hauptsächlich an Grachten entlang, an denen sich rechts und links oft weite Wiesen mit Kühen und Schafen und einigen Windmühlen im Hintergrund anschlossen. Von der Szenerie erinnerte mich das stark an „Scythe“, nur dass die Mechs im Bild fehlten. ;)

Endlose Wiesen.

Endlose Wiesen.

Schafe am Kanal.

Schafe am Kanal.

Gegen 15 Uhr kam ich bereits in Amsterdam an. Unsere Unterkunft lag etwas außerhalb in der Stadt Diemen. Für mich war das für die Rückreise drei Tage später ganz praktisch, da ich so in der Nähe an einem der größeren Bahnhöfe einsteigen konnte, um die Heimreise mit dem Zug anzutreten. Und so endete im Prinzip meine Radreise, wenn ich den Weg zum Bahnhof Amstel mal nicht mitzähle.

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Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

81,0 km

Zeit in Fahrt

4:11 h

Höhenmeter

50 m auf, 50 m ab

Amsterdam

Zwei Tage verbrachten wir in Amsterdam und natürlich reichte diese Zeit nicht aus, um die Stadt in Gänze zu sehen. So gibt es sehr viele Museen, von denen wir fast keines besucht haben. Einzige Ausnahme war ein Besuch in Mikropia, was wir vorher gar nicht auf dem Schirm hatten. Auch wenn der Eintritt mit 16 Euro nicht sehr preiswert ist, hat es sich dennoch gelohnt. In dem Mini-Zoo lernten wir alles über die kleinsten „Tierchen“ unserer Welt, den Mikroben und Bakterien. Viele konnten wir unter einem Mikroskop anschauen und Texte und Videos erklärten uns, wofür die Winzlinge da waren. Sehr interessant fand ich einen Versuchsaufbau, wo verschiedenes Essen (Ananas, Pommes, Sandwich, Eintopf etc.) in jeweils eigenen Gläsern für mehrere Monate oder gar Jahre gelagert wurde, um den entsprechenden Zerfall und Befall mit Schimmel zeigen zu können. Das war eklig und interessant zugleich! Und ich lernte erstmals persönlich das Bärtierchen kennen, das auch ein bisschen als Maskottchen von Mikropia dient. Wir haben nur nicht herausgefunden, warum es das Bärtierchen gibt, aber zumindest kann es sehr gut überleben – inzwischen sogar auf dem Mond.

Ein Bärtierchen im Mikropia.

Ein Bärtierchen im Mikropia.

An einem Besuch im Anne-Frank-Haus hatten wir zwar großes Interesse, aber die Restkarten am Morgen waren immer sehr schnell ausverkauft bzw. die Online-Warteschlange dafür zu groß. Für den Besuch hätten wir uns wohl schon einige Wochen vorher einen Platz reservieren müssen. Anne Frank begegnete uns dafür auf der Free Walking Tour wieder, auch wenn natürlich noch mehr über Amsterdam erzählt wurde. Der Besuch in Amsterdam war im Übrigen auch der Grund, wieso ich danach das Tagebuch von Anne Frank gelesen habe.

Westerkerk neben dem Anne-Frank-Haus.

Westerkerk neben dem Anne-Frank-Haus.

Ein weiterer Zeitvertreib in Amsterdam war der (bereits vorab geplante) Besuch eines Escape Rooms. Auch wenn die Betreiberin des „GAME OVER“ ein bisschen zu spät kam, nahm das nicht den Spaß am Rätseln. Den Raum, den wir betraten, war „Der verbotene Tempel von Montezuma“, in dem wir unseren Professor suchen sollten. Thematisch war das Setting einfach klasse umgesetzt und es fühlte sich für mich so an, als wäre ich wirklich in einem alten Azteken-Tempel. Die Rätsel waren fordernd und interessant und anders als in bisherigen Escape-Rooms. Wer „zufälligerweise“ einmal in Amsterdam ist, kann dem „GAME OVER“ also ruhig einen Besuch abstatten.

Natürlich kam auch das Essen nicht zu kurz. Neben Gevulde Koeken lernte ich in Amsterdam eine zweite, niederländische Köstlichkeit persönlich kennen: Poffertjes. Die kleinen Pfannkuchen gibt es in verschiedenen Cafés und auch an mindestens einem Straßenstand. Wir haben sie sehr lecker und üppig in einem alten Karussell im Pannenkoekenhuis De Carrousel gegessen. Nach der Portion mit Erdbeeren, Schlagsahne und Nutella waren wir aber auch mehr als gesättigt. Als Nummer Drei der leckeren Sachen will ich auch noch die Stroopwafels (mit Karamell gefüllte Waffeln) erwähnen, an denen man in den Niederlanden eigentlich gar nicht vorbeikommt.

Poffertjes im Pannenkoekenhuis De Carrousel.

Poffertjes im Pannenkoekenhuis De Carrousel.

Eine halbe Stroopwafel.

Eine halbe Stroopwafel.

Ansonsten schlenderten wir oft einfach so durch die Stadt und die Straßen entlang. Amsterdam ist eine sehr schöne Stadt, die ich sicherlich irgendwann noch einmal besuchen werde. Der Aufenthalt war sehr schön und die Stadt hat so viel zu bieten, dass wir uns hier auch mehrere Tage gut beschäftigen könnten.

Dancing Houses in Amsterdam.

Dancing Houses in Amsterdam.

Der Amsterdamer Hauptbahnhof.

Der Amsterdamer Hauptbahnhof.

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Trackbacks

deesaster.org am : Radtour durch Benelux 2019 – Teil 8: Abschluss

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Schlussbemerkungen Und so endet mein Reisebericht der diesjährigen Radreise. Fast 1000 Kilometer (wenn ich die kleineren Strecken mitzähle, die ich ohne Navi gefahren bin) waren es und was sich wahnsinnig viel anhört, verteilt sich dann doch recht gut übe

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