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Update: Rückblick: Ubucon 2010 in Leipzig

Die diesjährige Ubucon 2010 fand in der schönen ostdeutschen Stadt Leipzig statt. Sehr zentral gelegen im Seminargebäude der Universität konnte das deutschsprachige Publikum über 40 Vorträge und Workshops besuchen und mitunter selbst mitgestalten. Der Artikel gibt einen kleinen Einblick in das Geschehen vor und hinter den Kulissen.

Freitag, 15.10.2010

Offiziell begann die Ubucon am Freitag, den 15.10.2010, gegen 16 Uhr mit der Begrüßung der Teilnehmer. Natürlich mussten alle Helfer vorher die Räume einrichten, für Essen und Getränke sorgen und die Anmeldeschilder vorbereiten, damit man den Ansturm an Zuhörern gewachsen war. Dieser war am Freitag aber noch relativ zurückhaltend, schließlich gab es bis auf die Begrüßung und die Lightning Talks kein wirklich offizielles Programm.

Dass es am Freitag keine Vorträge gab, lag daran, dass die Besucherzahlen am Freitag Nachmittag im Vergleich zu Samstag oder Sonntag grundsätzlich sehr gering ausfallen. Die Veranstalter fänden es schade, wenn ein Referent vor fast leerem Saal einen Vortrag hält. Bei der Argumentation beißt sicht die Katze aber natürlich selbst in den Schwanz, denn ohne den Anreiz eines Vortrages am Freitag ist es klar, dass auch keine Zuhörer kommen.

Die „Lightning Talks“ haben ihren Namen leider nicht verdient. Zum einen gab es laut dem Vorstandsvorsitzenden Dirk Deimeke des Ubuntu Deutschland e.V. keinerlei Einreichung für die Blitzvorträge. Immerhin ein Freiwilliger hat sich mit Thomas Jensch gefunden, der über seine Arbeit bei der Free Software Foundation berichtete.

Ab 18 Uhr gab es eine sehr gute Stadtführung, die von Ellen geleitet wurde. Bei der circa anderhalbstündige Wanderung durch die Leipziger Innenstadt erfuhr man sehr viel über die Geschichte und die diversen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Tour endete im Frizz Karli, in dem sich später alle bereits angereisten Teilnehmer zum Social Event trafen.

Leipzig Neues Rathaus

Das neue Rathaus in Leipzig bei Abenddämmerung.

Samstag, 16.10.2010

Die Arbeit der Helfer begann am Freitag gegen 8:30 Uhr, denn nun wurde ein großer Teil der 253 im Vorfeld angemeldeten Besucher erwartet. So musste auch der Schrei der ersten Gäste nach Kaffee etwas gedämpft werden, da die (Kaffee)Mühlen leider etwas langsam mahlten.

Gegen 9 Uhr starteten die ersten „richtigen“ Vorträge. Der vierstündige Workshop über Python von Stefan Schwarzer und auch der Vortrag über Hardwareproblematik von Christian Perle waren sehr gut besucht. Etwas anders sahen die Hardwareprobleme bei dem Vortrag „Installation und Einrichtung von Ubuntu“ von Thomas Laube aus, denn es fehlte ein Beamerkabel. So konnte der Referent die Installation nur schwer an seinem Rechner vorführen, was dem Vortrag nicht zugute kam.

Einen Einblick in Gambas gab es um 10 Uhr von Hans Lehmann. Mit einer Stunde war der Vortrag leider nur eine sehr kurze Einführung und gab mehr einen Überblick über das, was man mit Gambas prinzipiell machen kann, als wirklich die Sprache vorzustellen. Vor allem für alle programmierwütigen Zuhörer, die Gambas gar nicht kannte, war es eine kleine Enttäuschung, kaum eine Zeile Code zu sehen. Der Name der Veranstaltung war also leider nicht Programm.

Danach hatte ich keine große Wahl als mich in die praktische Einführung in Tcl zu setzen, da ich den Workshop leitete. Die Besucherzahl war mir sieben Teilnehmer sehr übersichtlich, dafür konnte aber auch auf spezielle Fragen und Probleme eingegangen werden. Die Teilnehmer lernten in den zwei Stunden die grundlegenden Tcl-Befehle und -Konstrukte kennen.

Nach der Mittagspause stand für mich kein interessantes Programm an, weswegen ich von Vortrag zu Vortrag sprang und zwischendurch am Anmeldestand mit aushalf. Vor allem die nicht gut funktionierende Internetverbindung (entweder war keine Anmeldung möglich oder die Verbindung wurde schnell wieder getrennt) sorgte bei einigen Messeteilnehmer für etwas Frust, wodurch auch ich mir die Zeit nicht mit (Internet)Arbeit vertreiben konnte.

Auch RadioTux war auf der Ubucon und zeichnete dort vor Live-Publikum die 109. Folge auf. Prinzipiell war es interessant zu sehen, wie (geordnet chaotisch) so eine Sendung abläuft. Schade war aber, dass die Zuhörer so wenig einbezogen wurden. Auch RadioTux arbeitet sicher nicht oft mit echtem Publikum, da wäre eine Integration der Zuhörer in die Sendung schon schön gewesen. Bis auf das Klatschen am Anfang und etwas Zeichensprache während des Sendung war keine Interaktion mit den Moderatoren möglich.

Ab 17 Uhr sollte eigentlich ein Vortrag von Pofacs-Macher Mario Heide über Audacity folgen. Dieser musste leider am Vortag wegen persönlicher Gründe absagen. Was daran extrem blöd war, ist die Tatsache, dass die Organisatoren bereits am Morgen wussten, dass der Vortrag ausfällt, die Zuhörer des Vortrags aber nicht darüber informierten. Diese mussten sich selbst erst informieren, ob der Vortrag ausfällt bzw. sind nach einiger Zeit ohne Referent einfach gegangen.

Ab 18 Uhr gab es ein abschließendes Quiz. Im Gegensatz zum letzten Jahr gab es viele Zuhörer (circa 20), den Fragen in einem Mann-gegen-Mann-Wettbewerb (bzw. am Ende auch Frau-gegen-Frau) wollten sich aber nur Wenige stellen. So konnten auch diesmal wieder einige Preise nicht verteilt werden. Das Quiz war gut gemacht: Die zwei Kontrahenten konnten sich abwechselnd eines aus drei zufälligen Themengebieten (wie „Rund um Ubuntu“, „System“, „GNOME“ etc.)aussuchen. Die Frage, die danach erschien, musste (mehr oder weniger) korrekt beantwortet werden. Einzig der Schwierigkeitsgrad der Fragen variierte zu stark. Wurde man einmal gefragt, wie das Linux-Maskottchen aussieht, war die nächste Frage, welches die aktuelle Entwickler-Kernelversion ist.

Das Social Event sollte außerhalb der Innenstadt im Beyerhaus stattfinden, welches den Ansprüchen einiger Besucher (unter anderem meinen) aber nicht genügte (sowohl von der Atmosphäre als auch von der Bedienung). Aus dem Grund haben sich bereits nach wenigen Minuten einige Grüppchen herausgelöst und bessere Lokalitäten wie z.B. das Barfusz, das Spizz (beide in der Innenstadt) oder das Volkshaus gesucht, um den Abend zu verbringen.

Leipzig Altes Rathaus

Das alte Rathaus

Sonntag, 17.10.2010

Der Sonntag begann wie der Samstag mit neuen Teilnehmer, die sich die Vorträge anhören wollten. Einer dieser Vorträge war die „Ubuntu Basis-Installation“. Da der Referent Timo Denissen seine Stimme verloren hatte, durfte ich als Ersatz den Vortrag halten. Vor fünf Teilnehmern wurde die Installation des aktuellen Ubuntu 10.10 „Maverick Meerkat“ gezeigt und dabei Hinweise gegeben, was es alles zu beachten gibt. Dabei zeigte sich auch, dass ich „zu blöd“ bin, das Homeverzeichnis zu verschlüsseln.

Update von Vicki: Parallel dazu begann um 9 Uhr auch ein Vortrag für alle engagierten Papis und andere Nerds, die schon immer mal den Computerraum ihrer Schule neu organisieren wollten. Der Referent Ansgar Jazdzewski berichtete von einem Projekt der LUG Wernigerode, die einen Computerraum mit 14 übers Netzwerk zu bootenden Fat-Clients eingerichtet hat. Bestechend an der Idee: Einfache Wartbarkeit, geringere Kosten und natürlich die frühe Sozialisation der Schüler mit Freier Software. In naher Zukunft soll ein How-to auf der LUG-Webseite Lust zum Nachmachen wecken.

Kurz nach 10 Uhr stand der Vortrag „Soziale Netzwerke und Kommunikation“ von Alexander Heidenreich auf dem Plan, der gut besucht war. Thematisch richtete er sich vor allem an Anfänger. So wurde erklärt, wie man das E-Mailprogramm Evolution einrichtet, wie man den Instant-Messenger Empathy nutzt und wie man sich per Gwibber zu Kurznachrichtendiensten verbindet. Das System, an dem die Beispiele gezeigt wurden, war leider komplett auf Englisch, sodass vor allem Anfänger, die der Sprache nicht mächtig sind, Probleme haben werden, die Beispiele zu verstehen. Daneben besitzt der Großteil der Teilnehmer sicherlich eine deutsche Installation, sodass das Hören einer bestimmten Option gar nichts brachte, um sich später daran zu erinnern, wie es funktionierte (außer man merkte sich den Screenshot und die Position der Option).

Danach wollte ich eigentlich in „Einblick in die Welt von OpenOffice“ gehen, musste aufgrund von Besorgungen aber meine „Vertreterin“ Vicki in die Veranstaltung schicken (die daraufhin in der Stunde mehr aufgeschrieben hat, als ich in den gesamten drei Tagen). Daniel Stoni erzählte über den Einsatz der freien Office-Suite in Firmen, aber auch wo die Probleme bei Privatanwendern liegen (hier wurde vor allem die Kompatibilität mit Microsoft-Office-Dokumenten und -Funktionen genannt). Eine Chance für OpenOffice.org sind in Zukunft die anfallenden Lizenzkosten, die Unternehmen sowie Behörden dazu bringen, über den Einsatz von kostenlosen und freien Office-Produkten nachzudenken. Am Ende ging der Referent auch noch speziell auf OpenOffice.org Switzerland ein und erzählte Einiges zu den aktuellen Umstrukturierungen (z.B. dass aus OpenOffice.org LibreOffice wird).

Während des Vortrages schaute ich kurz in den jährlich stattfindenden Tux-Bastelkurs rein, der vor allem von den ganz jungen Teilnehmern gut besucht war, sodass zu der Zeit auch Eltern eine Chance hatten, sich Vorträge anzuhören. Versorgt wurde die Gruppe mit Leipziger Lerchen. Das traditionsreiche Marzipangebäck der Stadt sollte unbedingt jeder kosten, der in Leizig Halt macht. Hierbei sollte man aber darauf achten, dass die Qualität (und der Preis) der Lerchen sehr stark variiert. Die maschinell gefertigten Gebäckstücke können nicht mit den handgefertigten mithalten. Meine Empfehlung: Bäckerei Kleinert am Brühl in der Nähe des Bahnhofs.

Als letztes habe ich mir den Ubuntu-unabhängigen Vortrag „Wie präsentiere ich mein Projekt den Medien“ von Kristian Kißling (Chefredakteur der Zeitung Ubuntu User) angehört. Er gab Tipps, wie man sein Projekt in News oder Artikeln vorstellt und wie man allgemein in einer Redaktion arbeitet. (Dies war teilweise ähnlich zur Arbeit bei freiesMagazin, wobei die Arbeitszeiten gewiss andere sind.)

Das für 14 Uhr geplante Closing Event wurde etwas vorgezogen, damit alle Teilnehmer sich schneller auf den Heimweg machen konnten. Nach einer kurzen Ansprache von Dirk Deimeke zur gelungenen Veranstaltung wurde ein extra für die Tagung erstellte Torte angeschnitten, die marktschreierähnlich unter die Leute gebracht wurde. (Der Buttergehalt der Torte war leider etwas zu hoch, sodass ich bis zum nächsten Tag nichts mehr Essen wollte/konnte.)

Danach war noch Aufräumen angesagt, sodass die Uni-Räume in etwa so aussahen, wie man sie vorgefunden hatte. Gegen 15 Uhr löste sich die Gruppe komplett auf.

Ubucon Kuchen

Der Kuchen war keine Lüge.

Fazit

Die Ubucon hat wieder viel Spaß gemacht. Es war sehr schön, alte und neue Gesichter zu sehen, denn dies war und ist für mich auch wichtiger als das Hören von irgendwelchen Vorträgen. Auch ein Teil des freiesMagazin-Teams hat sich auf der Veranstaltung getroffen, um kleinere Dinge zu besprechen.

Aus organisatorischer Sicht gab es kleinere Haken (siehe oben), insgesamt lief das meiste aber gut über die Bühne, sodass die ca. 250 Besucher der Veranstaltung (ca. 50 mehr als letztes Jahr) gut mit Brötchen und Trinken versorgt wurden. Das Versorgungspaket ist aber auch ein Kritikpunkt meinerseits, denn auf der Webseite zur Anmeldung geht nicht hervor, dass die 10 Euro sich nicht auf das Hören der Vorträge bezieht, sondern auf die Verpflegung. Meines Wissens war dies keinem Teilnehmer klar, zumal auch den Nachzüglern, die sich vor Ort anmeldeten, Geld abgenommen wurde, ohne sie vor eine Wahl zu stellen.

Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist der extra auf der Anmeldeseite hervorgehobene Satz „Mit dem Geld wird sozial Schwächeren der Zugang zur Ubucon erleichtert.“ Für mich liest sich das so, dass mit einer Mehrüberweisung von 10 Euro einer zusätzlichen anderen Person das Versorgungspaket ermöglicht wurde. Leider konnte mir niemand sagen, was wirklich mit dem Geld passiert ist und wie viele bzw. ob überhaupt jemand diese Hilfe in Anspruch genommen hat. Gegebenenfalls „versickern“ die Mehrüberweisungen in den Spendenkassen des Vereins, wozu sie nicht gedacht waren.

Wo die Ubucon nächstes Jahr stattfindet, ist noch nicht beschlossen. Insgesamt kann man Leipzig aber ein gutes Zeugnis ausstellen, da sowohl der Bahnhof, als auch die Hotels und das Seminargebäude der Universität sehr zentral in der Innenstadt zusammenliegen. Einzig zum Innenstadtringrand hin findet man viele Baustellen und nicht mehr ganz so schöne Gebäude, die das ansonsten schöne Stadtbild etwas trüben.

Die Wand des alten Kaufhauses.

Die Wand des alten Kaufhauses als „Wahrzeichen“ der Stadt.

Wer an der Veranstaltung teilgenommen hat (oder ggf. wollte, aber nicht konnte), kann sein Feedback an feedback [AT] ubucon [PUNKT] de schicken. Ich bin nächstes Jahr auf alle Fälle wieder mit neuen Vorträgen dabei.

PS: Ach, wieso gibt es keine Bilder mit lebenden Dingen (gemeinhin Menschen genannt)? Grund ist das Recht am eigenen Bild. Es gibt mit § 23 KunstUrhG, Abschnitt (1), Satz 3 zwar eine Ausnahme (Bilder von Versammlungen, Aufzügen und ähnlichen Vorgängen, an denen die dargestellten Personen teilgenommen haben;), ob das so aber auf die Ubucon angewendet werden kann, ist mir rechtlich nicht ganz klar. Und da ich zu faul bin, alle von mir abgelichteten Personen nach der Erlaubnis zu fragen, gibt es also keine Menschen zu sehen.

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