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(Neu) Gespielte Spiele im April 2023

Auch im April wurde wieder etwas gespielt. Vor allem drei „neue“ Kickstarter-Projekte kamen auf den virtuellen Spieltisch: „Nova Roma“, „Ecosfera“ und „Project L“. Daneben bin ich zufällig über das „Siedler von Catan: Das Würfelspiel“ gestolpert.

Nova Roma (Half-a-Kingdom Games, 2023)

Der römische Imperator Konstantin sitzt breitbeinig auf seinem Thron und schaut abfällig auf uns herab. Denn wir sind die Herren römischer Häuser und versuchen Konstantin zu beeindrucken, indem wir ihm bei der Erschaffung einer neuen Hauptstadt helfen. Ob mir die Gunst des Imperators gewogen war, habe ich in einer Zweipersonenpartie von „Nova Roma“ getestet. Das Spiel wird noch bis Ende April auf Kickstarter finanziert und kann online via Tabletop Simulator getestet werden.

In „Nova Roma“ stehen bis zu vier Spielerinnen jede Runde drei Patrizier zur Verfügung, die sie im Forum einsetzen wollen. Das Forum besteht aus einem 4x4-Raster mit jeweils einer Aktion pro Spalte und Reihe, in Summe also acht Aktionen. Wenn ich am Zug bin, setze ich einen Patrizier auf ein Feld des Rasters. Der Kreuzungspunkt gibt an, welche zwei Aktionen der jeweiligen Spalte und Reihe ich ausführen darf. Mit den Aktionen kann ich auf drei Strecken im Wagenrennen teilnehmen, auf zwei Strecken mit meinen zwei Schiffen Handelsaufträge erfüllen, in drei Distrikten Bauaufträge erfüllen, um Häuser zu bauen, bis zu neun Produktionsgebäude auf mein Spielertableau bauen und mittels Handwerkern aktivieren und Anhänger auslegen, um deren Fähigkeiten zu nutzen. Für bestimmte Errungenschaften winken mir Boni und Siegpunkte. Nach fünf Runden endet die Partie und es gibt für jeden Bereich Siegpunkte.

„Nova Roma“ stammt aus der Feder von Stan Kordonskiy, dessen Werk „Endless Winter“ ich zuletzt ausprobieren konnte. War mir „Endless Winter“ zu überladen mit Mechanismen und Bereichen und verzahnten Aktionen … ist „Nova Roma“ da nicht viel besser. Erneut gibt es mehrere Bereiche, in denen ich agieren kann, um am Spielende in acht unterschiedlichen Kategorien Siegpunkte einzusammeln. Im Gegensatz zu „Endless Winter“ sind die Bereiche aber weniger stark verzahnt und erschlossen sich mir dadurch wesentlich besser. Es gibt sicherlich auch ein paar Sachen, die ich nicht gebraucht hätte, wie beispielsweise das Set-Collection der Tiermarker auf dem Spielertableau, dennoch kam mir „Nova Roma“ nach der Regellektüre schlanker und vor allem intuitiver vor. Während des Lesens stellten sich mir kaum Fragen.

Nova Roma – Mehrheiten in den drei Distrikten (TTS)
Nova Roma – Mehrheiten in den drei Distrikten (TTS)

Und in der Tat bestätigte sich das in der Partie zu zweit auch. Es ist recht klar, wie welcher Bereich auf einen anderen einwirkt. So muss ich am Wagenrennen teilnehmen, wenn ich mehr Errungenschaftsmarker freischalten will, aber ich bin nicht dazu gezwungen. Ich kann segeln, um auf der Strecke kleine Boni einzusammeln, aber ich muss es nicht. Beim Bauen in den drei Distrikten wird bei der Umrandung eines Bonus dieser ausgeschüttet, aber das ist nicht essenziell. Die Anhänger geben mir tolle Fähigkeiten für andere Aktionen, sie auszuspielen ist aber nicht billig und dafür kann ich dann anderes nicht tun. Mir gefiel das sehr, dass jeder Bereich für sich stand und ein bisschen – aber nur wenig – Einfluss auf die anderen Bereiche hatte. Das machte die Überlegungen etwas einfacher.

Dennoch ist „Nova Roma“ sehr Analyse-Paralyse-anfällig. Vor allem zu Beginn stehen mir alle Optionen offen. Pro Runde wird es im Forum enger und es stehen mir immer weniger sinnvolle Aktionskombinationen zur Verfügung, was das Spiel vereinfacht. Und auch gen Spielende hin ist es sinnvoller, eine Siegpunkt-Strategie bis zum Ende durchzuziehen, anstatt überall ein bisschen mitzumachen. So winken die großen Punkte nur, wenn ich meine Schiffe bis zum Ziel fahre, die Wagenrennen bis zum Ende durchziehe und bei den Gebäuden in den Distrikten die Mehrheit am Spielende habe. Als Anhaltspunkt, auf was ich mich in einer Partie konzentrieren sollte, dienen die Errungenschaften. Neun Stück liegen (jede Partie variabel) auf meinem Spielertableau. Zu Beginn habe ich aber nur vier Errungenschaftsmarker und kann drei weitere im Wagenrennen freischalten. Mir gefällt es sehr gut, dass ich mich vor allem als Neuling in einer Partie an den Errungenschaften entlanghangeln kann. Erhalte ich Siegpunkte eher für Bauaufträge, für Handelsaufträge, für Anhänger, für den Fortschritt im Wagenrennen oder für Produktionsgebäude. Sehr nett ist auch, dass ich in Tic-Tac-Toe-Manier noch einen kleinen Bonus erhalte, wenn ich je drei der neun Errungenschaften entweder horizontal, vertikal oder diagonal erfülle.

Nova Roma – Spielertableau (TTS)
Nova Roma – Spielertableau (TTS)

Allgemein gibt es für fast alles Siegpunkte. Das sorgt dafür, dass ich jede Partie den Fokus anders legen kann. In meiner Erstpartie konzentrierte ich mich eher auf das Wagenrennen und Bauaufträge. Das Segeln, Anhänger und Produktionsgebäude habe ich fast komplett ignoriert und nur auf ein Mindestmaß genutzt. In der nachfolgenden Solopartie sah das anders aus, da waren Wagenrennen und Segeln angesagt. Sehr schön daran ist auch, dass es fast egal ist, welche Aktionen mir noch zur Auswahl stehen, irgendetwas Sinnvolles kann ich fast immer damit auslösen. Einzig störend ist dann ein bisschen die Abrechnung am Spielende. Während der Partie gibt es keine Siegpunkte, diese werden in acht Kategorien (plus drei Nebenkategorien für übrige Ressourcen etc.) erst am Spielende vergeben. Zum einen dauert das Zusammenzählen ein bisschen. Zum anderen habe ich während einer Partie kein Wissen, wer gerade vorne liegt. Hier bevorzuge ich Spiele, die Siegpunktausschüttungen während der Partie und am Spielende anbieten.

Mechanisch funktioniert „Nova Roma“ sehr gut. Der Aktionswahlmechanismus im Forum ist mir neu, auch wenn ich ihn „invers“ beispielsweise aus „Targi“ kenne, nur setze ich dort die Arbeiter außen ein und erhalte die Aktion am Kreuzungspunkt. Diese Umkehrung machte mir sehr viel Spaß. Zusätzlich verstärken sich Aktionen auch, wenn ich bereits Patrizier zuvor in der Reihe oder Spalte eingesetzt habe. Zu Beginn einer Runde wird zusätzlich noch die Imperatorfigur vom Startspieler an eine von zwei möglichen Stellen im Forum platziert. Auch dieser verstärkt die Aktionen, blockiert aber natürlich auch ein Einsatzfeld. Zu zweit hat jede Spielerin noch zwei Legionäre, die ich nach meinen ersten zwei Zügen einsetze. Die Legionäre haben nur die Funktion, dass ich damit meinem Mitspieler einen Aktionsplatz wegnehme. Das hat mir großartig gefallen, da ich in meinem Zug nicht nur etwas für mich, sondern auch aktiv etwas gegen den Mitspieler tun kann.

Nova Roma – Im Forum wird es eng (TTS)
Nova Roma – Im Forum wird es eng (TTS)

Die Interaktion ist also entsprechend hoch. Im Forum kommen wir uns ständig in die Quere. Zu zweit sind am Ende einer Runde 11 von 16 Plätzen belegt, zu dritt 10 und zu viert sogar 13. Daneben gibt es aber auch noch das Wettrennen beim Wagenrennen und beim Segeln und die Mehrheitenwertung beim Gebäudebau. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich so immer Interesse daran hatte, was mein Mitspieler gerade macht. Die anderen Mechanismen sind sicherlich nicht neuartig, integrieren sich aber sehr gut ins Spiel. Zu zweit gibt es neben den Legionären nur wenige Anpassungen. So werden beim Wagenrennen und in den drei Distrikten neutrale Marker platziert, die ebenfalls um den vorderen Platz und den Mehrheiten mitbetrachtet werden. Somit skaliert das Spiel sehr gut, was die Mechanismen angeht.

Etwas mehr Sorge macht mir die Skalierung bezüglich der Spielzeit. Zu zweit saßen wir 135 Minuten an unserer Erstpartie. Dieses Mal lag das nicht an der Online-Umsetzung, da die Auslage sehr übersichtlich ist, wenig Material hantiert werden muss und es wenig Mauswege gab. Auch allein benötigte ich ungefähr 50 Minuten, wobei für den AI-Spieler sehr wenig zu verwalten ist. Das heißt, wenn andere Spielerinnen ähnlich lange nachdenken wie ich, wird das Spiel zu viert schon drei Stunden in Anspruch nehmen und nicht die ausgewiesenen 120 Minuten. Zu zweit war die Spielzeit zwar lang, aber mir war nie langweilig. Es gab zwar eine Wartezeit, durch die Interaktion interessierte mich aber immer, wo mein Mitspieler seine Patrizier und seine Legionäre (im Spiel zu zweit) hinsetzt. Dummerweise war ich aber so oft in eigenen Gedanken, dass ich meist nur das Endergebnis mitbekam, nicht den Zug selbst.

Zum Thema von „Nova Roma“ habe ich bisher noch gar nichts gesagt, weil es wieder einmal nicht so wirklich zum Vorschein kommt. Das Wagenrennen erinnert noch ansatzweise an ein Rennen, da es darum geht, jede Runde auf einer der Leisten ganz vorne zu sein. Die Segelaktion hat sich mir gar nicht erschlossen, weil ich generische Segelaufträge durch Abgabe von Ressourcen erfüllen muss, die mich dann 1-3 Schritte mit einem oder beiden Schiffen vorziehen lassen. Der Bau in den drei Distrikten besteht nur aus der generischen Abgabe von Ressourcen, um dann Klötzchen zu setzen. Es entsteht kein Stadtbild wie in anderen Stadtbauspielen. Alles an dem Spiel ist den Mechanismen untergeordnet. Ich gebe aber zu, dass mich das nur wenig störte. Wenn ich ein Spiel mit lateinischem Städtenamen und einem alten Römer auf dem Cover sehe, erwarte ich nicht wirklich eine thematisch dichte Umsetzung.

Begeistert hat mich dagegen die Gestaltung des Spielbretts. Gar nicht so sehr wegen der Hintergrundzeichnungen. Die sind zwar schön und fügen sich klasse in das Gesamtbild ein, ohne zu dominant zu sein. Viel besser fand ich aber das Layout und die Informationsdichte auf dem Spielbrett. Alle Aktionen sind dort erklärt und es muss wirklich nichts nachgeschlagen werden. Zusätzlich ist die Symbolik so gut gehalten, dass ich nur ein einziges Mal ein Symbol mit einem anderen verwechselte. Hier hat der Illustrator Mihajlo Dimitrievski („The Mico“) großartige Arbeit geleistet. Die Illustrationen der Anhänger fand ich auch sehr gelungen, zumal auf Diversität (Geschlecht und Hautfarbe) geachtet wurde. Schade ist nur, dass sich die Charakterbilder wiederholen. Womit The Mico bei mir keinen Preis gewinnt, ist das Cover des Spiels. Ich finde es nicht wirklich ansprechend, was Pose und Ausdruck des Imperators angeht. Zusätzlich wirkt das Cover extrem generisch und sagt rein gar nichts über das eigentliche Spiel aus.

Nova Roma (TTS)
Nova Roma (TTS)

Eine Soloversion existiert natürlich auch, wie es sich für ein modernes Eurogame gehört. Hierfür erhält der AI-Spieler je nach Schwierigkeitsstufe eine gewisse Anzahl an Grundsiegpunkten. Daneben gibt es einen kleinen Vorsprung beim Wagenrennen, beim Segeln und in den drei Distrikten. Am Ende einer Runde rückt der AI-Spieler seine beiden Schiffsmarker jeweils eins vor, beim Wagenrennen geht es ein Feld entsprechend des aktuellen Rundenzieles vorwärts. Die abgeworfene Bauauftragskarte einer Runde erhält der AI-Spieler auch. Am Spielende werden dann die Punkte für die Bauaufträge, Schiffe, Wagenrennen, Distriktmehrheiten und auch noch die Punkte der Errungenschaften, die ich nicht erreichen konnte, für den AI-Spieler zusammengezählt. Während der Partie greift der AI-Spieler nicht direkt aktiv ein. Durch die Imperator-Plättchen werden aber vor jedem meiner Züge zwei Legionäre auf die zwei Imperator-Plätze gestellt und blockieren somit gegebenenfalls wichtige Aktionen. Der Aufwand für die Verwaltung hält sich damit in Grenzen, was mir gut gefallen hat. Der AI-Spieler verfolgt aber keine richtige Strategie, sondern greift nur das ab, was ich nicht nehmen wollte und blockiert zufällig Plätze. Und das hat mir weniger gut gefallen. Im Zweipersonenspiel fand ich gerade das Element, dass mir mein Mitspieler meine sinnvollen Aktionsplätze durch seine Patrizier und Legionäre verbaut, extrem reizvoll. In meiner Solopartie störten mich die Legionäre des AI-Spielers die ersten zwei Runden gar nicht, später stand er mir zufällig ein bisschen mehr im Weg. Ich habe die Partie auf der einfachsten Stufe (der AI-Spieler startet mit 20 Siegpunkten) knapp 79:83 verloren. Hätte ich eine Entscheidung minimal anders getroffen, hätte ich gewonnen. Jedenfalls habe ich keinen großen Anreiz, erneut gegen die AI anzutreten.

Nova Roma – Soloversion (TTS)
Nova Roma – Soloversion (TTS)

Alles in allem hat mir „Nova Roma“ besser gefallen als gedacht. Vom Coverbild her hat es mich gar nicht angesprochen. Nach der gut strukturierten und leicht verständlichen Anleitung wusste ich zumindest, dass es ein sehr solides Eurogame sein wird. Die hohe Interaktion, der interessante Arbeitereinsatz und die leichte, aber nicht zu starke Verzahnung zwischen Aktionsbereichen haben mir sehr gut gefallen. Ich muss das Spiel nicht haben, dafür ist es dann doch wieder zu generisch, aber ich spiele es definitiv wieder mit, wenn sich die Gelegenheit ergibt. (8,0)

Wertung: (8,0)

#NovaRoma

Project L (Boardcubator, 2021)

„Project L“ ist ein kleines Puzzlespiel für bis zu vier Spielerinnen. In einer Auslage liegen Puzzlekarten und Polyominos zum puzzeln. Wenn ich am Zug bin, kann ich mir eine Puzzlekarte reservieren (maximal 4), die Auslage auffrischen, ein 1er-Puzzleteil nehmen und ein anderes upgraden, ein Puzzleteil auf eines meiner reservierten Puzzlekarten legen oder einmal pro Zug je ein Puzzleteil in jedes meiner reservierten Puzzlekarten legen. Wenn ich eine Karte vollgepuzzelt habe, erhalte ich als Belohnung ein neues Puzzleteil und am Spielende Siegpunkte. Wenn der Nachziehstapel mit Puzzlekarten leer ist, wird noch eine Runde gespielt und dann ist das Spiel vorbei.

Ich hatte von „Project L“ vor zwei Jahren schon an verschiedenen Stellen gehört, bin aber erst jetzt über die Tabletopia-Umsetzung gestolpert. Grund hierfür ist der Nachdruck des Spiels über eine Kickstarter-Kampagne samt Erweiterung. Da es einen Solomodus gibt, habe ich diesen ausprobiert. Hier arbeite ich gegen einen AI-Spieler, der jede Runde nach bestimmten Vorgaben die höchstwertige Puzzlekarte aus der Auslage nimmt. Ich gebe zu, dass ich anfangs Verständnisschwierigkeiten bei der Anwendung der Soloregeln hatte, aber nach drei Runden ging es dann ganz gut.

Project L
Project L (Tabletopia)

„Project L“ erinnerte mich ein bisschen an „Splendor“ als Tetris-Puzzle, da ich auch in dem Spiel durch den Einsatz von Steinen Karten erhalte, die mir wieder (virtuelle) Steine geben, mit denen ich mir dann teurere Karten leisten kann. „Splendor“ fand ich ganz okay. „Project L“ hat mich noch weniger begeistert. Das lag vielleicht am solitären Puzzeln, aber auch mit realen Mitspielerinnen stelle ich mir das Spiel nicht sehr spannend vor. Ich erhalte zwar immer mehr Teile, womit ich dann auch mehr puzzeln kann, aber das fühlte sich sehr wiederholend und monoton an. Auch wenn eine Solorunde nur 10-15 Minuten dauert, hatte ich bereits nach der Hälfte wenig Lust, diese fortzusetzen. (5,0)

Wertung: (5,0)

#ProjectL

Ecosfera (Julibert Games, 2023)

„Ecosfera: Rewilding the World“ wird aktuell auf Kickstarter finanziert und kann online auf Tabletopia ausprobiert werden. Da es sich um ein kooperatives Spiel handelt, gibt es natürlich auch einen Solomodus, den ich mir angeschaut habe.

„Ecosfera“ ist ein simples Deckbauspiel. Zu Beginn hat jede Spielerin fünf Elementkarten (Erde, Wasser, Sonne, Wind und Zeit) und zwei Katastrophenkarten in ihrem Deck. Ich decke hiervon vier Karten zu Beginn auf. Mit den Elementkarten kann ich aus der allgemeinen Auslage Florakarten in meine Auslage holen, wenn ich die geforderten Elemente für diese Pflanze habe. Wenn ich zwei Florakarten mit dem gleichen Biomsymbol habe, kann ich aus der allgemeinen Auslage eine Faunakarte in meine Auslage holen, wenn das Tier dieses Biomsymbol hat. Und wenn ich zwei Tiere mit dem gleichen Biomsymbol in meiner Auslage habe, darf ich mir das zugehörige Biomplättchen holen. Dies ist auch das Ziel des Spiels, alle sieben Biomplättchen freizuschalten. Sollte ich in meinem Zug entweder keine Karte oder Biomplättchen nehmen können, muss ich eine Katastrophenkarte nehmen und mein Zug ist vorbei. Wenn ich drei Katastrophenkarten ausliegen habe, muss ich einen Aussterbensmarker nehmen. Wenn wir sieben davon gesammelt haben, haben wir die Partie verloren. Neue Elemente darf ich mir nur dann in die Auslage nehmen, wenn mir für eine Florakarte genau ein Element fehlt. Habe ich aber dreimal das gleiche Element, gibt es wieder eine Katastrophenkarte und mein Zug ist vorbei. Einige Flora- und Faunakarten haben noch Fähigkeiten, mit denen ich eine Karte nachziehen, eine Karte weitergeben oder die Auslage auffrischen kann. Der Solomodus spielt sich genauso, nur dass die Fähigkeit zum Karten weitergeben die Karte auf meinen Nachziehstapel legen lässt.

Anhand der Erklärung merkt man vielleicht schon, dass das Thema bei „Ecosfera“ keine Rolle spielt. Bei Tabletopia ist die Umsetzung sogar so, dass viele Grafiken nur Platzhalter sind, da es einzig und allein auf die Symbole ankommt. Die Illustrationen, die ich aber gesehen habe, sind ganz hübsch. Im Gegensatz hatte ich mit der Symbolik zu kämpfen. Zum einen sind die Elementkarten bunt, die Symbole auf den Faunakarten aber schwarz-weiß. So fiel es mir oft schwer, schnell zu erkennen, welche Elemente ich benötige. Auch die Anordnung der Symbole auf den Karten brachte mich immer wieder ins Stocken. So stehen die Anforderungen der Florakarten unten und die Biomsymbole und Fähigkeiten oben. Bei den Faunakarten stehen die Biomsymbole und Fähigkeiten aber unten. Die Biome verstehe ich sogar, weil es zugleich Anforderungen an die Florakarten sind, gleichzeitig sollen diese aber für die Biomplättchen aber Voraussetzung sein. Ich konnte also sehr oft nicht mit einem Blick auf eine Karte erkennen, was diese „kostet“ und was sie „bringt“.

Der größere Kampf war aber die Anleitung. Sicherlich ist diese noch nicht final, aber es fehlen essenzielle Regeln darin. Erst durch eine Suche auf BoardGameGeek erschlossen sich einige Abläufe. So wird beispielsweise nirgends erklärt, wann die Auslagen aufgefüllt werden. Und oft ist der Text so beschrieben, dass ich Fähigkeiten und Symbole auf Karten nur nutzen kann, wenn ich diese erhalte, also auslege. Ob und wann ich auch die Fähigkeiten der vier Karten, die ich initial zu Zugbeginn liegen habe, nutzen kann, wird nicht erwähnt. Am Ende habe ich das meiste nachgelesen oder selbst entschieden, wie es zu spielen ist – in der Hoffnung, es ist im Sinne des Spieleautors zu tun.

Ecosfera (Tabletopia)
Ecosfera (Tabletopia)

Mein allergrößter Kritikpunkt betrifft aber den Kernmechanismus des Spiels. Die Idee ist, dass wir mittels Deckbau unser Deck zuerst um Flora- und dann um Faunakarten erweitern, um die Biomplättchen zu ergattern. Dabei entsteht automatisch bei der Häufigkeit der Karten eine Pyramide. Sprich, am Ende einer Partie werde ich in der Regel am meisten Elementkarten im Deck haben, dann Florakarten und am wenigstens Faunakarten. Dies führt aber wiederum dazu, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich initial mit meinen vier Karten zwei Tiere ziehe (oder durch eine Fähigkeit zumindest nachziehen kann), um ein Biom-Plättchen zu nehmen, sehr gering ist. Zusätzlich müssen diese zwei Tiere dann auch noch im gleiche Biom leben, was die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer noch mehr verringert. Der Deckbau funktioniert in meinen Augen nicht, weil ich jede Runde einfach nur neue Karten hinzufüge, aber nicht ausdünnen kann. Somit ist das Erreichen des Ziels sehr schwer und extrem vom Zufall abhängig. In meinen beiden Solopartien konnte ich kein einziges Biomplättchen erhalten.

Das zweite Problem mit dem Deckbau ist eine mögliche Abwärtsspirale. Meine erste Solopartie startete mit zwei Element- und zwei Katastrophenkarten in der Auslage, für die ich mir nichts kaufen konnte. Ich musste also eine weitere, dritte Katastrophenkarten nehmen, was mir den ersten Aussterbensmarker brachte. Das passierte mir dann auch in Runde 3, 7, 10 und 11 – und die Wahrscheinlichkeit hierfür steigt immer weiter, je mehr Katastrophenkarten ich erhalte. Zusammen mit Florakarten aus ungleichen Biomen wird im Laufe des Spiels die Hürde immer größer, etwas Sinnvolles tun zu können. Das Spiel ist meines Wissens absichtlich so gestaltet, aber es fühlt sich falsch an, wenn ich in einem Deckbauspiel mit der Erweiterung des Decks immer wenig machen kann.

Meine erste Solopartie war wenigstens nach 15 Minuten vorüber. Bis auf 11 Florakarten hatte ich nichts erreicht. Die zweite Partie zog sich dann schon 30 Minuten mit über 30 Runden, in denen ich immer wieder das Gleiche mache: Vier Karten ziehen, jede dritte Runde war nichts Vernünftiges dabei, ansonsten Flora- oder Faunakarte dazulegen. In der zweiten Partie schaffte ich es zumindest auf 17 Flora- und 7 Faunakarten. Mein Deck hatte aber auch eine riesige Größe von 63 Karten mit 18 Katastrophenkarten. Spannung kam dabei wenig auf, die Partie zog sich einfach nur. Zusammen mit der Abwärtsspirale und dem extremen Zufall machte es einfach keinen Spaß, bis zum Ende zu spielen. Ich tat es dennoch und verlor mit dem siebten Aussterbensmarker. Dem standen null Biomplättchen gegenüber. Die Spielzeit kann dabei sehr stark variieren. Per Zufall kann das Spiel auch schon nach 10 Minuten vorbei sein. In anderen Fällen kann es sein, dass ich die Florakarten leer kaufe, aber zufällig nie etwas zusammenpasst, um passende Tiere ziehen zu dürfen.

Was das Spiel dagegen gar nicht hat, ist Variabilität. Klar liegen andere Flora- und Faunakarten aus, aber das war es schon. Selbst das Spielziel ist immer gleich: Sieg oder Niederlage. Es gibt zwar in der Anleitung eine – in meinen Augen sehr konfuse – Zusammenrechnung von Punkten. Es wird aber nicht erwähnt, was ich damit machen soll. Normalerweise gibt es eine Skala, welche erreichte Punktzahl gut oder schlecht ist. Auch die in der Anleitung erwähnten Herausforderungen wirken eher wie eine Randnotiz, die noch schnell hinzugefügt wurde, aber nicht wie ein fertig entwickeltes System.

Ich habe „Ecosfera“ nur solo gespielt und ich sehe keinen Grund, es mit mehr Personen zu spielen. Obwohl es kooperativ sein will, ist die einzige kooperative Komponente die Sternfähigkeit, mit der ich eine Karte aus meiner Auslage in die Auslage einer Mitspielerin schieben kann. Vielleicht ist es auf die Art tatsächlich einfacher, passende Kombinationen für die Faunakarten und Bioplättchen zu erhalten. Aber die Sternfähigkeit kann ich auch nicht beliebig einsetzen (konkret nur einmal, dann wird sie erschöpft und kann durch Erhalt einer Faunakarte wieder aufgefrischt werden), sodass ich vermute, dass die Interaktion zwischen den Spielerinnen nicht sehr hoch sein wird.

Alles in allem merke ich dem Spiel an, dass etwas redaktioneller Feinschliff nicht geschadet hätte. Die Anleitung sollte komplett sein, Symbole sollten auf den Karten leicht und auf der gleichen Weise auffindbar sein und die Mechanik sollte nicht dafür sorgen, dass jeder zweite Zug ein toter Zug ist. Mit der Erfahrung und wenn das Spiel bis zur Fertigstellung nicht ausgebessert wird, möchte ich „Ecosfera“ nur ungern noch einmal spielen. (4,0)

Wertung: (4,0)

#Ecosfera

Die Siedler von Catan: Das Würfelspiel (KOSMOS, 2010)

„Catan“ zählt nicht zu meinen Lieblingsspielen, da ich mit dem Handelsaspekt und dem großen Zufall nicht viel anfangen kann. Interessant fand ich dennoch, als ich über „Die Siedler von Catan: Das Würfelspiel“ gestolpert bin, von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste. Es handelt sich um ein klassisches Roll'n'Write-Spiel, bei dem ich Würfel werfe und mit dem Ergebnis etwas bauen kann.

Konkret stehen mir sechs Würfel zur Verfügung, auf der die klassischen Ressourcen (Lehm, Holz, Wolle, Getreide und Erz) plus Gold abgebildet sind. Wenn ich am Zug bin, würfel ich diese und lege heraus, was ich benötige. Zweimal darf ich die übrigen Würfel nachwürfeln. Mit dem Ergebnis kann ich dann Straßen, Häuser, Städte oder Ritter auf meinem Plan einzeichnen. Dabei gilt, dass die Straße an eine bestehende Straße angrenzen muss, Häuser und Städte müssen mit einer Straße erschlossen sein und aufsteigend markiert werden, ebenso wie die Ritter aufsteigend markiert werden müssen. Die sechs Ritter geben mir einmalig in einem Zug eine bestimmte Ressource, wenn ich sie durchstreiche. Wenn ich einen Wurf gar nichts bauen kann, erhalte ich einen Fehlwurf in Form von zwei Minuspunkten. Nach 15 Würfen ist Schluss und es wird abgerechnet.

„Die Siedler von Catan: Das Würfelspiel“ ist leider kein gutes Spiel. Gefühlt wurde sehr viel an Dingen falsch gemacht, die zumindest für mich in modernen Brettspielen nichts zu suchen haben. Zum einen gibt es kaum Entscheidungen in dem Spiel. Ich kann zwar entscheiden, welche Würfel ich herauslege, aber mit dem Ergebnis ergibt sich kein Entscheidungsspielraum. Entweder passen die Würfel auf genau eine Straße, eines der beiden Gebäude oder einen Ritter oder nicht. Ich muss nie zwischen zwei Typen entscheiden. Und wenn dann eines passt, ist vorgegeben, was ich ankreuzen kann, da zumindest die Gebäude und die Ritter in einer bestimmten Reihenfolge markiert werden müssen. Einzig bei der Straße habe ich eine minimale Entscheidung, ob ich die eine Abzweigung zu den Städten nehme oder die Linie gerade vorsetze. Dies war sehr langweilig und hatte eine extrem kleine Spannungskurve.

Oft kam es aber dazu, dass ich mit dem Würfelergebnis gar nichts anfangen konnte. Wenn ich eine Stadt mit drei Erz und zwei Getreide erreichen will, müssen fünf der sechs Würfel das richtige Ergebnis zeigen. Wenn aber ein Würfel nicht passt, kann ich das restliche Ergebnis nicht verwerten, da die anderen Sachen ganz andere Ressourcen benötigen. Ich kann auch keine Ressourcen tauschen, einzig 2 Gold kann ich gegen eine Ressource tauschen. Hier hätte ich es wesentlich besser gefunden, dass ich grundsätzlich 2:1 tauschen kann und Gold eine Joker-Ressource ist. Das hätte mir viel mehr Freiheiten gegeben und mehr Möglichkeiten eröffnet.

Als problematisch sehe ich auch die Spielzeit, da das Spiel nicht gut skaliert. Alleine sitze ich ca. 10 Minuten an einer Partie. Zu viert aber die vierfache Zeit, da jeder seine 15 mal 3 Würfelwürfe hat. Dazu kommt noch die absolut nicht existierende Interaktion. Das, was „Catan“ ausmacht, nämlich das Rennen um die Punkte, um die Rittermacht und der Handel, ist alles weggefallen. Das Catan-Würfelspiel hat keinerlei Interaktion mehr. Es hat keine Auswirkung auf die Mitspielerinnen, was ich in meinen Zug würfel. Das ist extrem schade, bietet das Vorbild doch eine ganz andere Spielerfahrung.

Damit ist „Die Siedler von Catan: Das Würfelspiel“ komplett durchgefallen. Mit mehreren möchte ich es definitiv nicht spielen und auch solo ergeben sich keinerlei, relevanten Entscheidungen. (3,0)

Wertung: (3,0)

#DieSiedlerVonCatanDasWürfelspiel

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