Titel |
The Windup Girl
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Autor |
Paolo Bacigalupi
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Sprache |
Englisch
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Genre |
Sci-Fi
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Herausgeber |
Orbit, 2010
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Seitenanzahl |
505
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Durch globale Erwärmung haben die Meere immer mehr Landmasse unter sich begraben. Thailand und vor allem die Hauptstadt Bangkok (Krung Thep) wehren sich aber durch riesige Staumauern und Wasserpumpen gegen die Überflutung. Viele andere Staaten sind aber zerfallen, sodass auch die USA oder Europäische Union nicht mehr als Einheit auftreten. Regiert werden die meisten Länder von Genmanufakturen wie AgriGen, welche sich darauf spezialisiert haben, aus nicht mehr existenten Nahrungsmitteln oder Spezies Gene zu extrahieren bzw. diese zu „verbessern“. So beherrschen diese allein den Markt.
Das Resultat der Genmanipulationen sind die „New People“, die wie Sklaven für dreckigen Arbeiten oder niedere Gelüste missbraucht werden. Einer dieser neuen Menschen ist Emiko. Ihre genetische Manipulation macht sie gefügig und gehörig, dazu altert sie nicht äußerlich. Im Gegensatz dazu muss ihr Kreislauf ständig gekühlt werden, um nicht zu überhitzen, und ihre Bewegungen sind abgehakt, was ihr auch den Spitznamen „Windup Girl“ (zu deutsch Aufziehmädchen) eingebracht hat.
Emiko lebt illegal in Thailand, nachdem sie von ihrem vorherigen chinesischen Besitzer dort zurückgelassen wurde. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet sie in einem Bordell, wird dort aber auf extreme Weise jeden Abend missbraucht oder zur Schau gestellt.
Per Zufall trifft sie auf Anderson Lake, einem Angestellten von AgriGen, der Geschäfte mit der Regierung machen will. Dieser findet Gefallen an dem Mädchen, was ihn aber teuer zu stehen bekommt, als in Bangkok ein Bürgerkrieg losbricht.
Bacigalupis Roman „The Windup Girl“ hat einige Preise eingeheimst, darunter auch den Hugo Award 2010 und den Nebula Award 2009. Eigentlich fällt das Buch auch gar nicht in den Bereich der Science Fiction, denn globale Erwärmung und Genmanipulation sind bereits heute ein Thema, wenn auch nicht so gravierend. Dementsprechend findet man sich recht schnell in das Buch ein.
Problematisch ist für westliche Bürger eher die Szenerie. Viele der Namen, Aussprüche und Sitten Thailands sind wohl den wenigsten Lesern bekannt, sodass man sich hier erst einmal zurecht finden muss. Und so ist es bei den fremdklingenden Namen oder gar bei Fremdwörtern wie „khrab“, „gaijin“ oder „yang guizi“ nicht immer leicht zu folgen. Man gewöhnt sich aber daran und kann meist nach einigen Seiten aus dem Kontext schließen, um was es sich handelt. (In der Hoffnung, das da oben sind keine extremen Schimpfwörter gewesen.)
Die Story selbst ist großartig und ich habe mir beim Lesen versucht vorzustellen, wie denn die Stotterbewegung von Emiko aussehen und vor allem wie dies auf die anderen „echten“ Menschen wirken würde. Windups sind in Thailand nicht sonderlich beliebt und haben dort keine Rechte – erst recht nicht als illegale Überbleibsel. Da kann man es verstehen, dass Emiko sich nach einer eigenen Heimat sehnt. Der innere Twist Emikos ist dabei sehr gut dargestellt, da sie wirklich gegen ihre Gene ankämpfen muss, um auch nur einen solchen Gedanken von Freiheit und Eigenständigkeit haben zu können.
Auch wenn die Geschichte für sich abgeschlossen ist und sich spannend bis zum Ende liest, wird im Epilog doch wieder eine Hintertür für eine Fortsetzung gelassen. Es kann also gut sein, dass man Emiko später wieder trifft und sie auf der Reise in eine neue Welt begleiten kann.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der Science-Fiction, Endzeit und/oder asiatische Kulturen mag bzw. mehr darüber erfahren möchte. Das Buch gibt es unter dem Titel Biokrieg auch auf Deutsch.