Bericht von der SPIEL 17 in Essen – Donnerstag
Wie jedes Jahr waren wir auch 2017 auf der SPIEL in Essen. Wie üblich nur von Donnerstag bis Samstag, da drei Tage á 9 Stunden völlig ausreichen und der Sonntag zum Entspannen da sein kann.
In dem Bericht spreche ich die Spiele, die ich angespielt habe, kurz an, sodass man sich zumindest im Ansatz eine Meinung bilden kann, ob das für einen was ist. Aber: Einige Spiele bekommt man leider in Deutschland nicht, weil ich mich vor allem auf ausländische Verlage konzentriere. Die in Deutschland verlegten Spiele kann ich auch später noch testen.
Donnerstag, 26.10.2017
Aufgrund von Stau auf der Autobahn kamen wir nicht pünktlich in Essen an. Das Parkhaus P5 war schon voll belegt und so wurden wir zu P10 umgeleitet. Der Parkplatz ist fernab der Messe und ein Shuttlebus fährt ca. 15 Minuten zurück. Deswegen waren wir auch erst gegen 11 Uhr auf der Messe. Zusätzlich sagten die Kassenöffnungszeiten des Parkplatzes, dass nur bis 18:30 Uhr geöffnet sei. So verließen wir die Messe eine Stunde früher, was schade war.
Chimera Station (Game Brewer)
In dem Arbeitereinsetzspiel Chimera Station übernimmt jeder Spieler eine Alienrasse. Jedes Alien (anfangs 2) kann man auf Aktionsfelder oder den Felder der Raumstation einsetzen, um Effekte auszulösen. Zum Beispiele neue Stationsfelder anbauen, die dann im späteren Verlauf auch andere nutzen können.
Kern des Spiels sind aber die vier Komponenten, mit denen man seine Aliens verändern kann. Diese nimmt man echt auseinander und steckt ein neues Element dazwischen. Auf die Art verändern sich die Sondereigenschaften der Aliens und können so leichter andere von Feldern vertreiben, müssen nicht ernährt werden oder bekommen mehr Ressourcen.
Im Testspiel wirkten die ersten Runden noch so, als könnte man kaum etwas machen. Dann bekam man weitere Arbeiter und Komponenten dazu und plötzlich boten sich ganz neue Möglichkeiten. Eigentlich wollten wir das Spiel nur anspielen, waren dann aber plötzlich in der vorletzten Runde und spielten zu Ende, was für das Spiel spricht. Einige Stationseffekte kamen uns zu stark vor, aber nach einem Spiel kann man das nicht bewerten.
Insgesamt blieb der Eindruck eines sehr guten Arbeitereinsetzspiels mit Aliens, deren Eigenschaften man durch physischen Umbau verändern kann. Das ist neu und innovativ, sieht lustig aus und macht vor allem auch Spaß!
Heldentaufe (Eigenverlag)
In dem Einstiegs-Dungeoncrawler Heldentaufe decken wir in der Oberwelt einzeln Plättchen auf, um so eine kleine Landschaft zu erschaffen. Hier können wir auf einzelnen Feldern auch Äpfel, Fische oder Pilze sammeln, welche dann wiederum genutzt werden können, um Aufträge für Siegpunkte (Monsterzähne) zu erfüllen bzw. damit Waffen oder Rüstung zu bezahlen. Durch Höhleneingänge gelangen wir in die Unterwelt. Hier warten genau drei Monster auf die Spieler, die man verkloppen kann. Die Monster werden dabei von den Mitspielern gesteuert.
Das Spiel ist ein guter Einstieg für Jüngere und Nichtspieler in das Thema Dungeoncrawler. Das Aufdecken der Plättchen in der Oberwelt ist zufällig. Die Laufwege sind aber insgesamt so kurz, dass es wenig ausmacht. Für einen Malus (Aufdecken eines Waldes führt zum Zugende) bekommt man einen Bonus (Würfel werfen und Bonus nehmen). Auch das Nachziehen der Auftragskarten ist zufällig und so kann man sehr Passendes oder auch nur Unsinniges erhalten.
Im Dungeon gibt es dagegen kaum Zufall, weil die drei Monster immer identisch dastehen und auch nicht so wahnsinnig schwer zu besiegen sind. Etwas Würfelglück gehört natürlich dennoch dazu. Schön ist, dass beide Strategien mit Aufträgen in der Oberwelt oder Monster verkloppen in der Unterwelt ähnlich viele Siegpunkte bringt.
Für Vielspieler ist das Spiel nichts. Für Einsteiger ist es aber gut geeignet. Vor allem die schöne Grafik spricht natürlich jüngere Spieler an, die damit viel Spaß haben können.
Rescue the Polar Bears (Twoplus Games)
In Rescue the Polar Bears versuchen wir Eisbären zu retten, die aufgrund der Klimaerwärmung von ihren Eisschollen vertrieben werden. Jeder Spieler steuert dazu ein eigenes Schiff – jedes mit speziellen Eigenschaften – und kann so Bären aufladen und zum Sammelpunkt bringen. Fällt ein Bär ins Wasser, können wir ihn mit begrenzten Helikopterplättchen retten. Haben wir keine mehr, ertrinkt der Bär und das Spiel ist verloren. Hauptaufgabe ist es aber eigentlich, Datenpunkte zu sammeln, sodass wir die Klimaveränderung stoppen können. Hierfür tauchen zufällig auf dem Feld Datenplättchen auf, die wir einsammeln müssen.
Optisch und haptisch handelt es sich um ein sehr schönes kooperatives Spiel. Die Eisbären sehen einfach süß aus, erfüllen aber als Mama und Papa auch eine Aufgabe, dass sie Kinder kriegen, die es zu verteilen gibt, wo Platz ist. Und Kinder werden natürlich irgendwann erwachsen. Derweil steigt die Temperatur und eine Eisscholle nach der anderen bricht weg. Die Fähigkeiten der Schiffe variieren genug, sodass jeder in eine Richtung agieren kann, aber nicht zwingend muss.
Das Spiel gab es nur in Englisch, wobei nur einige Sonderkarten Text haben, der Rest ist sprachneutral. Da es ein kooperatives Spiel ist, kann man dann aber auch einfach die Bedeutung übersetzen. Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen und war mein Highlight des ersten Tages.
Mystery of the Temples (EmperorS4)
Am gleichen Stand wie die Polarbären gab es auch das Spiel Mystery of the Temples zum Testen. In einem Kreis liegen Karten. Wir können mit unserem einzigen Arbeiter bis zu drei Schritte darauf laufen. Entweder auf den kleinen Karten, um hierüber Kristalle zu erhalten und zu tauschen oder auf den großen Karten, die entweder Kristalle bringen oder zum Erfüllen von Aufträgen benutzt werden können. Erhaltene Kristalle landen auf dem eigenen Spielertableau und müssen korrekt angeordnet werden, sodass sie zur Reihenfolge der später zu erfüllenden Auftragskarte passen.
Genau genommen läuft man also mit seinem Meeple immer im Kreis und sammelt Kristalle, bis man einen Auftrag erfüllen kann. Das Spiel ist sehr simpel. Mir eben auch etwas zu simpel. Es kam keine Abwechslung auf, es ist immer das Gleiche und auch wenn es Bonuskarten gibt, verändern diese das Spiel im Wesen kaum. Vielleicht als Einstieg ganz nett, vor allem grafisch ist es gut, aber nichts für mich.
Zoo Ball (Osprey Games)
Zoo Ball ist ein Schnippsspiel für 2 oder 4 Spieler. Jeder Spieler hat drei Blocker und einen Angreifer. Der Angreifer muss in den gegnerischen Kreis, die Blocker sollen den gegnerischen Angreifer blocken. Entweder schnippst man die drei Blocker oder den einen Angreifer. Das war's.
Der Spaß sollte 25 Euro kosten, was ich sowohl für die simple Spielidee als auch das Material zu viel fand. 16 Holzsteine und eine Fließmatte. Die liegt darüber hinaus geknickt im Karton, sodass Sprünge und ungewollte Stopper vorprogrammiert sind, wenn man die Matte nicht irgendwo fest einspannt.
Mit Space X (siehe Sonntag) haben wir ein wesentlich besseres Schnippsspiel gefunden.
Charterstone (Feuerland)
Legacy-Spiele werden seit Pandemic Legacy gut gehypt. War SeaFall für viele eher ein ReinFall, gab es dieses Jahr mit Charterstone ein kompetitives Legacy-Spiel, bei dem man gemeinsam ein Dorf aufbaut, die Fähigkeiten der Gebäude aber gegenseitig nutzen kann.
Viel kann ich natürlich nicht verraten. Der Legacy-Aspekt ist zum einen, dass man die gebauten Gebäude auf das Spielbrett klebt und somit für immer dort festsetzt. Zum anderen gibt es eine Box, die bestimmte Ereignisse und Charaktere erscheinen lässt, die man in späteren Partien sinnvoll einsetzen kann.
Und so ist es auch mehr oder weniger Pflicht, dass man das Spiel immer in der gleichen Gruppe spielt, um die einzelnen Dorffamilien gleich voranzubringen. Ich weiß nicht, was passiert, wenn jemand neu dazu kommt und eine neue Familie spielen will, die bisher noch keinerlei Fortschritte gemacht hat. Bei Risiko Evolution ging dies ganz gut, sodass alle Völker benutzt wurden. Mal schauen, wie das bei Charterstone ist.
Die Gefährten des Marco Polo (Hans im Glück)
Auf den Spuren von Marco Polo ist ein großartiges Würfeleinsetzspiel von 2015. Vor allem wegen der Charaktere, die man sich zu Spielbeginn aussucht und alle extremst verschieden sind, mag ich das Spiel.
Auf der Messe wurde die Erweiterung Die Gefährten des Marco Polo vorgestellt. Neben den Gefährten bringt das Spiel noch das Material für einen fünften Spieler mit (rote Spielerfarbe) und neue Charaktere. Ganz besonders ist ein extra Spielbrett, welches Venedig zeigt und wo man sich extra noch einmal ausbreiten kann, um die Vorteile des Ortes zu nutzen.
Ich habe mir die Erweiterung nur erklären lassen, nicht gespielt. Ich denke aber, dass ich sie nicht benötige. Das Grundspiel ist gut, so wie es ist. Ich brauche hier keinen weiteren Plan dazu. Die zusätzlichen Charaktere sind wieder sehr abwechslungsreich, aber durch die Mini-Erweiterung letztes Jahr hat man hier auch genügend Abwechslung.
Deckscape (Abacusspiele)
Nach Kosmos (Exit), Noris (Escape Room), HCM Kinzel (Escape the Room) und Space Cowboys (Unlock) haben sich nun auch Abacusspiele an einem Escape-Game versucht: Deckscape: Test Time heißt der erste Fall. Sehr praktisch ist die Minischachtel, sodass man das Spiel leicht mitnehmen kann. Die Karten müssen auch nicht ausgeschnitten, bemalt oder verändert werden. Nur durch bloßes Hinschauen und Hinlegen soll man auf Lösung kommen.
Auf dem Messestand gab es ein Demo-Spiel zum Ausschneiden, für das wir am Abend auf dem Hotelzimmer ca. 10 Minuten gebraucht haben. Es gibt leider keine Prüfmechanik wie bei anderen Escape-Spielen, sondern man rätselt und wenn man denkt, man hat die Lösung, dreht man die Karte um. Dort steht das Ergebnis und wenn man falsch liegt, kriegt man 2 Strafminuten aufgeschrieben. Man kann aber nicht erneut versuchen, das Rätsel zu lösen.
Ich bin unsicher, ob ich viel Spaß daran haben würde. Das Demo-Spiel war okay, aber auch nicht überragend. Die Rätsel beschränken sich eben auf das, was mit meiner einer neuen Spielkarte machen kann. Andere Escape-Spiele gefallen mir da besser.
Weitere Erwähnungen
- Summit: The Board Game (siehe letztes Jahr) ist nun Dank Kickstarter fertig produziert. Das Material ist sehr gut, die Spielertableau mit Fassungen für die Würfel einfach klasse. Der Preis ist mit 68 Euro aber auch entsprechend hoch angesiedelt. Für nächstes Jahr wurde laut Aussagen des Betreibers auch ein deutscher Verleger gefunden, sodass einer deutschen Übersetzung nichts im Wege steht.
- Geld für Snowblind: Desperation wollte ich auch nicht ausgeben. Wenn ein zufälliger Würfelwurf darüber entscheidet, ob ich aus dem Spiel ausscheide oder eine Belohnung bekomme, dann macht mir das keinen Spaß.
- Ich fand 29 Euro für When I Dream sehr viel. Das Brett, das 3D-Bett als Kartenhalter und die Grafik ist das Geld aber tatsächlich wert.
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