Titel |
Das Sketchnote-Handbuch
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Autor |
Mike Rohde
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Sprache |
Deutsch
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Genre |
Sachbuch
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Herausgeber |
mitp, 2014
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Seitenanzahl |
210
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Wer kennt das nicht? Man sitzt wieder in einem dieser elendlich langen Meetings und würde gerne aufpassen, aber der Kopf ist einfach zu schwer und nickt gerne nach vorne weg. Eine Möglichkeit, sich wach zu halten, ist das Kritzeln auf einem Stück Papier. Wie wäre es, wenn man kritzeln und dabei aufpassen kann? Genau diese Fähigkeit will Mike Rohde in seinem Sketchnote-Handbuch vermitteln.
Was sind Sketchnotes?
Wenn man dem Wikipedia-Artikel Glauben schenken darf, sind Sketchnotes eine sehr alte Erfindung, auch wenn es früher noch keine langweiligen Vorträge gab. Eine Sketchnote (sketch = Skizze, note = Notiz) soll dafür sorgen, dass man den Inhalt eines Vortrag nichts (nur) sprachlich sondern mit Bildelementen festhält. Hintergrund ist, dass man eine Zeichnung visuell oft schneller erfassen kann als reinen Text.
Aus dem Sketchnoting können sich zwei Vorteile ergeben: Zum einen kann man als Zeichner den Inhalt besser aufnehmen, da man konzentriert zuhören und zeichnen muss. Daneben lassen sich Sketchnotes später auch schneller wieder erfassen. Dabei gehen natürlich Details und Informationen verloren, was man in Kauf nehmen muss.
Was steht drin?
Das Buch von Mike Rohde führt in das Erstellen visueller Notizen ein, obige Informationen zur Art und Wirkungsweise einer Sketchnote sind dabei dem Buchinhalt entnommen.
Neben der eigentlich Erklärung, was Sketchnotes sind und wie sie funktionieren, enthält das Buch zahlreiche Tipps und Hinweise, wie man gute Sketchnotes erstellen kann. Neben den verschiedenen Sketchnote-Mustern, d.h. wie eine Sketchnote aufgebaut ist, werden auch unterschiedliche Stilmittel wie Formen, Farben oder Schriften erwähnt, um einer Sketchnote mehr Leben einzuhauchen.
Den größten Teil des Buches nimmt das siebte Kapitel ein, welches durch zahlreiche Übungen gespickt ist, bei denen man als Leser aktiv lernen kann, Gegenstände, Menschen, Gesichter oder Schriften zu zeichnen. Oft genug wird dabei betont, dass es nicht darum geht, aus der Sketchnote ein Gemälde zu machen, sondern Informationen zu transportieren. Wenn der Hund als Hund zu erkennen ist, ist es in der Regel egal, welche Rasse es sein soll.
Zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich jeweils zwei Sketchnotes von bekannten Sketchnotern rund um die Welt. Aus Deutschland sind zahlreiche Vertreter wie Eva-Lotta Lamm, Ralf Appelt oder Tanja „Frau Hölle“ Cappell dabei, die den Lesern selbst wieder Tipps an die Hand geben, wie sie selbst Sketchnotes erstellen.
Für wen ist das Buch geeignet?
Natürlich steht in dem Buch, dass jeder Sketchnoting lernen kann. Ob dies stimmt, sei dahingestellt, wer aber in einem künstlerischen Beruf arbeitet oder zumindest irgendwelche Anlagen zum Zeichnen hat, tut sich natürlich leichter, die ersten Sketchnotes zu erstellen.
Der wichtige Hinweis, der immer wieder im Buch gegeben wird, ist: Einfach machen! Man muss seine Sketchnotes ja nicht unbedingt weitergeben, aber nur durch das Machen gewinnt man an Erfahrungen und baut sich eine sogenannte „visuelle Bibliothek“ auf. Mit dieser kann man dann immer mehr, schneller und besser zeichnen.
Die etwas spannendere Frage ist aber eigentlich: Für was sind Sketchnotes geeignet? Hierüber schweigt sich das Buch leider aus. Rein aus der Erfahrung heraus ist es vor allem bei technisch-detaillierten Vorträgen mitunter schwer, die Inhalte als Zeichnung wiederzugeben. Es kann dann passieren, dass das Verhältnis zwischen Text und Zeichnung auf dem Papier unausgeglichen ist und doch wieder nur wie ein normale Mitschrift wirkt. Dennoch kann man auch aus solchen Vorträgen etwas zeichnerisch mitnehmen, nur gehen dabei sehr viele Details verloren.
Wie liest es sich?
Das Buch selbst enthält zwar auch Text, ist aber natürlich allein der Sache wegen eher illustriert und zeichnerisch aufgebaut. Aber selbst der Text ist dabei nicht durch eine Standard-Schrift wie Arial, Times oder Helvetica gesetzt, sondern gezeichnet, sodass nicht jeder Buchstabe gleich aussieht, was sehr sympathisch wirkt und sich dennoch gut lesen lässt.
Die Einführung ist sehr gut gelungen, am meisten machen aber die Übungen im letzten Kapitel Spaß. Hier kann man das zuvor erworbene Wissen endlich selbst umsetzen und aktiv Hand anlegen.
Ebenfalls sehr hilfreich sind die Sketchnotes der Gast-Sketchnoter zwischen den Kapiteln. Zum einen enthalten diese Tipps, auf was bei Sketchnotes zu achten ist, zum anderen lernt man als Neuling so aber auch sehr viele, stark unterschiedliche Sketchnote-Stile kennen. Und so merkt man auch, dass es kein Kochrezept für Sketchnotes gibt, nach dem man arbeiten kann und die Aufzeichnung immer gelingt. Wenn 10 Sketchnoter einen Vortrag mitzeichnen, erhält man 10 unterschiedliche Ergebnisse. Das hilft auch dabei, seinen eigenen Stil zu finden ohne nur einen Person als Vorbild zu haben.
Fazit
Der zwei wichtigsten Punkte, die man aus dem Buch mitnehmen kann sind zum einen, dass Sketchnotes keine Details festhalten, sondern nur Ideen. Und zum anderen, dass das Sketchnoting Spaß machen soll! Diese Nachricht wird eindeutig und unmissverständlich durch Mike Rohde herübergebracht.
Natürlich sollte man sich vor allem Anfang nicht zu streng bewerten. Die Beispiele der diversen Sketchnoter sind hilfreich, sollten aber nicht eigene Messlatte sein, denn mehrjährige Erfahrung in diesem Bereich lässt sich nicht so einfach durch das Lesen eines Buches wettmachen. Zusätzlich sind fast alle im Buch erwähnten Sketchnoter sowieso bereits in visuellen Berufen unterwegs und kaum einer macht dies „nebenbei“.
Insgesamt liest sich das Sketchnote-Handbuch sehr leicht und vor allem schnell. Wer danach keine Lust hat, einen Dino zu zeichnen, bleibt besser bei herkömmlichen Aufzeichnungen. Allen anderen sei dieses Buch – zumindest zum Reinschnuppern – empfohlen.