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Buch: Head First Design Patterns

Titel

Head First Design Patterns

Autor

Eric Freeman, Elisabeth Freeman, Kathy Sierry, Bert Bates

Sprache

Englisch

Genre

Sachbuch

Herausgeber

O'Reilly, 2004

Seitenanzahl

638

Müssen Fachbücher denn immer Tausende von Seiten lang sein, auf denen sich ein Buchstabe an den anderen reiht, sodass man nach dem Durchlesen von Seite 638 nicht mehr weiß, was auf Seite 1 stand? Die Erfinder der Head-First-Reihe sind der Meinung, dass nicht nur in Kinderbüchern Bilder gut ankommen und schmücken ihre Werke durch entsprechend viel Bildmaterial. So auch das hier vorliegende „Head First Design Patterns“ von Eric und Elisabeth Freeman.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Die Besonderheit des Buches „Head First Design Patterns“ ist sicherlich die grafische Gestaltung von Kathy Sierra und Bert Bates. So begrüßt einen auf der ersten Seite bereits eine junge Dame mit den Gedanken „Wäre es nicht traumhaft, wenn es ein Buch über Entwurfsmuster gäbe, welches beim Lesen mehr Spaß machen würde als ein Besuch beim Zahnarzt und verständlicher wäre als eine Steuererklärung?“ Und in der Tat versuchen die beiden Autoren und die Gestalter dies zu erreichen.

Die Begründung für die Aufmachung findet man in der Einleitung, in der erklärt wird, dass das Gehirn sich Bilder leichter merken kann als reinen Text. Aus dem Grund helfen Illustrationen beim Verständnis komplexer Probleme. Natürlich kommt das Buch nicht ohne Text aus – und es ist nicht wenig Text, der auf den 638 Seiten Platz findet. Dennoch gibt es (fast) keine Seite im Buch ohne Grafik oder Illustration, die entweder nur auflockern sollen oder erklärend wirken.

Der Stil ist demnach auch nicht für jeden Leser geeignet. Entsprechend findet man ebenfalls im Intro einen kurzen Fragenkatalog, für wen das Buch gedacht ist und für wen nicht. In einer Randnotiz findet man dann den Hinweis des Marketing-Teams, dass das Buch für jeden ist, der eine Kreditkarte besitzt. Hieran sieht man auch, dass die Autoren versuchen mit Humor an die Sache zu gehen. Über 600 staubtrockene Seiten würden wohl auch niemanden zum Lernen animieren.

Übung macht den Meister

Das Lernen steht daher im Vordergrund des Buches. Es ist definitiv kein Nachschlagewerk oder Kompendium, um schnell ein Entwurfsmuster zu verstehen. Die Autoren wollen, dass man die einzelnen Muster tatsächlich versteht und danach auch anwenden kann. Hierfür gibt es in jedem Kapitel, in denen in der Regel immer ein bestimmtes Entwurfsmuster behandelt wird, realistische Beispiele. Mag die Entensimulation am Anfang vielleicht noch etwas weit hergeholt sein, ist die Verwaltung und Auslieferung von Pizzen sicherlich etwas näher an der Realität und die Fernwartung von Automaten trifft dann erst recht den Stand der Zeit.

Um die Muster verstehen zu können, reicht es aber nicht aus, nur den Text durchzulesen und die Bilder anzuschauen. Die Autoren fordern ausdrücklich dazu auf, dass man die Beispiele eigenständig nachprogrammiert, um die Entwurfsmuster zu verinnerlichen. Dazu soll man bei gestellten Fragen und Übungen (die am Ende eines Kapitels meist auch aufgelöst werden) über die Lösung nachdenken und nicht einfach zum nächsten Absatz übergehen.

Der Inhalt macht's

Elisabeth und Eric Freeman schaffen es dann tatsächlich auch, auf den 638 Seiten zahlreiche Entwurfsmuster zu behandeln. Sie haben sich dabei an den bekannten Entwurfsmustern der Gang of Four orientiert, erheben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Inhaltlich werden unter anderem folgende Entwurfsmuster behandelt (mit englischen Bezeichnungen): Strategy, Observer, Decorator, Factory, Singleton, Command, Adapter, Facade, Template Method, Composite, Iterator, State und Proxy.

Dies sind bei weitem nicht alle Entwurfsmuster, die es in der Welt der objektorientierten Programmierung gibt, aber sie stellen doch die meist genutzten dar. Am Ende des Buches finden sich in einer kleinen Übersicht noch weitere Entwurfsmuster, deren Namen man zumindest einmal gehört haben sollte.

Neben den eigentlichen Entwurfsmustern werden das ganze Buch über auch verschiedene Designprinzipien vorgestellt. Am Ende eines Kapitels werden diese wiederholt und aufgelistet, um das zuvor gelernte Wissen zu festigen.

Fazit

Wie die Einleitung des Buches selbst schreibt, ist „Head First Design Patterns“ nicht für jeden Leser geeignet. Wer ein Referenzbuch sucht oder bei einem Monthy-Python-Film keine Miene verzieht, wird mit dem Buch sicherlich nicht glücklich werden. Was schade wäre, denn didaktisch ist es hervorragend aufgebaut.

Wenn man sich die Mühe macht und die Übungen durcharbeitet, hat man am Ende viel Wissen gesammelt, was man dann leicht auf das eigene Projekt übertragen kann. Sicherlich werden nicht alle Fragen im Buch beantwortet und man benötigt für manche Details gegebenenfalls noch weitere Literatur, im Großen und Ganzen ist das Buch aber vor allem für Entwurfsmuster-Neulinge sehr zu empfehlen.

Ein Nachteil des Buches ist seine Java-Lastigkeit. Viele der Beispiele können glücklicherweise leicht auf C# oder C++ abstrahiert werden, und Dank der vielen (Pseudo-)UML-Diagramme ist auch eine Umsetzung in anderen objektorientierten Sprachen möglich. Spätestens im Kapitel über das „Proxy-Pattern“ wird man als Nicht-Java-Programmierer aber aussteigen müssen, da explizit auf Java-eigene Bibliotheken eingegangen wird, die es in anderen Sprachen (wahrscheinlich) nicht gibt. Glücklicherweise ist der so starke Java-Bezug in dem Kapitel eine Ausnahme.

Etwas negativer fallen da schon eher diverse Fehler im Buch auf. Die Errata ist nicht gerade kurz, wobei es nicht nur mit kleineren Rechtschreibfehlern getan ist. So fehlen in manchen UML-Diagrammen Assoziationen zwischen Klassen oder sind falsch eingezeichnet. Durch den umliegenden Text erkennt man meist, dass hier etwas vergessen (oder absichtlich ausgelassen) wurde, dennoch fällt vor allem beim State-Pattern auf, dass an Abhängigkeiten gespart wurde, die später bei der Implementierung für einige Probleme sorgen können.

Es gibt von „Head First Design Patterns“ auch eine deutsche Übersetzung namens „Entwurfsmuster von Kopf bis Fuß“. Diese enthält leider noch mehr Fehler als das Original, sodass man hier vorsichtig bei der Anwendung sein sollte.

Davon abgesehen ist „Head First Design Patterns“ vor allem für Entwurfsmuster-Neulinge sehr empfehlenswert.

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