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(Neu) Gespielte Spiele im Oktober 2020

Zur diesjährigen Spielemesse selbst habe ich schon einen Beitrag verfasst. Neben den dort neu gespielten Spielen kamen aber auch einige ältere, für mich teils neue Spiele auf den Tisch.

Guards of Atlantis: Tabletop MOBA (Wolff Designa, 2017)

MOBA steht für „Multiplayer Online Battle Arena“ und auch wenn es sich bei „Guards of Atlantis“ um ein Offline-Spiel handelt, trifft es den Kern der Sache ganz gut.

In einem Teamspiel treten zwei Parteien mit ihren Helden und Kriegern gegeneinander auf dem Brett an. Ziel ist es, entweder alle gegnerischen Helden zu schlagen oder den Gegner in dessen Heimatbereich zurückzudrängen. Hierzu wählen alle Spieler gleichzeitig eine ihrer Handkarten aus, mit denen sie sich bewegen oder angreifen können. Dann wird aufgedeckt und je nach Initiative kommen die Spieler nacheinander an die Reihe. Das eigene Team darf sich vor den Aktionen absprechen, aber natürlich hört der Gegner mit.

In unserem Fall war eine Absprache nicht notwendig. Nach ca. 30 Minuten war das Spiel vorbei und der Gegner geschlagen. Das lag vor allem daran, dass mein Mitspieler „Guards of Atlantis“ schon öfters gespielt hatte und die eigenen als auch die gegnerischen Karten sehr gut kannte. Ich war gefühlt eher schmückendes Beiwerk, auch wenn ich immerhin zwei Einheiten vernichten konnte.

Dementsprechend schwer fällt mir der Ersteindruck. Ich denke, dass sich ein gutes Spiel hinter „Guards of Atlantis“ verbirgt. Alle Mitspieler müssen dafür aber auf Augenhöhe spielen und die Karten kennen, ansonsten wird es einseitig. So richtig überwältigt hat mich das Spiel aber nicht. Vielleicht versuche ich mich an der Neuauflage „Guards of Atlantis II: Tabletop MOBA“, die 2021 erscheinen soll, noch einmal.

Guards of Atlantis
Guards of Atlantis

Wertung: (6,5)

Pact (Irongames, 2019)

„Pact“ ist ein kleines, aber sehr langweiliges Set-Collection-Kartenspiel ohne jegliche Spannung. Auch das Thema (Goblinvölker sammeln) ist nicht wirklich existent.

Genau genommen ziehen die Spieler die ganze Zeit Karten aus der Auslage auf die Hand, um diese auszuspielen und damit Aufträge zu erfüllen. Zumindest ein bisschen spannender wird es dadurch, dass ich die ausliegenden Karten meiner beiden benachbarten Spieler ebenfalls nutzen kann. Diese können sich dagegen nicht wehren, erhalten aber immerhin die Hälfte der Siegpunkte des Auftrags dafür.

Wir spielten nur das Grundspiel und bei mir kam keine Stimmung auf. Es war immer das Gleiche: Karten so lange ziehen, bis ein Auftrag – ggf. mit Nachbars Hilfe – erfüllbar erscheint. Dann Karten ausspielen und Auftrag erfüllen. Und das über 45 Minuten lang. Vielleicht bietet die Erweiterung noch mehr, aber das werde ich sicher nicht testen.

Pact
Pact

Wertung: (5,0)

Res Arcana (Sand Castle Games, 2019)

„Res Arcana“ ist ein weiteres Spiel, bei dem es sich auszahlt, wenn man die Karten auswendig kennt. Jeder Spieler erhält zufällig Handkarten (erfahrene Spieler draften), die das eigene Deck bilden und im Laufe des Spiels gezogen und ausgespielt werden können. Die Besonderheit ist, dass nicht mehr Karten zum Deck dazukommen (es ist also kein Deckbuilder). Die Karten geben mir Ressourcen als Einkommen oder haben Aktionen, die die Ressourcen umformen. Mit den Ressourcen kann ich mir Orte oder andere Ziele erkaufen, die Siegpunkte bringen.

Von der Beschreibung her klingt „Res Arcana“ nicht extrem außergewöhnlich. Der Spielspaß kam aber daher, dass wir eine möglichst gute Engine an Ressourcenumwandel-Effekten finden wollten, mit denen wir uns dann die Ziele leisten konnten. Das machte meistens Spaß.

Als störend empfand ich die Drachen. Diese können angreifen, wodurch alle Spieler, wenn sie keine Verteidigungskarte haben, bestimmte Ressourcen verlieren. Das Ergebnis dieser Mechanik ist, dass sich jeder mit den Ressourcen eindeckt, um einen Drachenangriff auszuhalten. Damit verpuffte der Effekt völlig, zieht das Spiel aber in die Länge, weil die Spieler sonst andere Ressourcen geholt hätten, mit denen sie Siegpunkte holen könnten.

Unschön fand ich auch, dass es Karten gibt, die einen Ressourcen auf der Karte selbst sammeln lassen. Diese Ressourcen sind tabu. Erst wenn ein Spieler entscheidet die Ressourcen am Anfang der Runde von der Karte herunterzunehmen, stehen sie ihm zur Verfügung. Das bedeutet aber auch, dass derjenige in der Zeit unangreifbar ist und so an einem sicheren Ort Ressourcen en masse horten kann, diese dann auf einmal abgreift und dann damit in einer Runde alle Ziele kauft, die es gibt. Das fand ich eine eher langweilige Strategie.

Schön ist, dass es aber unterschiedliche Wege zum Gewinnen gibt. Aber vor allem die Grafik hebt das Spiel ein wenig hervor. Dennoch hat es mich nicht überzeugt.

Res Arcana
Res Arcana

Wertung: (6,0)

Barrage (Cranio Creations, 2019)

Für „Barrage“ („Wasserkraft“ auf Deutsch) kann man mich auch Nachts um 3 Uhr wecken und ich wäre bereit für eine Partie. Ich würde nur extrem schlecht abschneiden, da in dem Spiel so gut wie jede Aktion passen muss, da man sonst nicht wirklich um die vordersten Plätze mitspielen kann.

Barrage (zu dritt)
Barrage (zu dritt)

Wir haben „Barrage“ wieder einmal zu dritt und zweit gespielt. Beide Male spielten sich anders, allein durch die unterschiedliche Kombination aus Firma und CEO mit ihren Spezialfähigkeiten. „Barrage“ kann friedlich gespielt werden, meist bricht aber ein Wettstreit um die wenigen Wasserressourcen aus – so wie es vom Spiel auch angedacht ist. Das kann vielleicht fies wirken, aber mit etwas Spielerfahrung kann ich auch damit umgehen, dass mir jemand seinen Damm direkt vor meinen stellt und damit das Wasser abfängt.

„Barrage“ ist nach wie vor das beste Spiel in meiner Sammlung (wie mein Review zeigt). Thematisch großartig und spielerisch mit den Aktionsrädern sehr innovativ. Das ist auch deshalb interessant, weil ich die ersten zwei Partien extrem hoch verloren habe. Und dennoch hat es mir so gut gefallen, dass danach noch viele weitere Partien folgten.

Barrage (zu zweit)
Barrage (zu zweit)

Wertung: (10,0)

Panamax (Heidelberger, 2014)

„Panamax“ ist ein weiteres Spiel in meiner Sammlung, das ich fast jederzeit spielen würde, aber auch hier raucht einem der Kopf während der Partie. Dabei hat jeder Spieler gerade einmal 12 Aktionen im gesamten Spiel.

Wer das Spiel nicht kennt: In „Panamax“ hat jeder Spieler eine Fährgesellschaft mit Schiffen und versucht diese mitsamt seiner Waren durch den Panama-Kanal zu schippern. Bestimmte Regeln sorgen dafür, dass man Schiffsgruppen bilden kann oder muss und nur besondere Bewegungen nutzen kann. Zahlreiche Einschränkungen zum Beladen (beispielsweise auf welcher Seite des Kanals), aber auch extreme Freiheiten (ich kann jedes Schiff zum Laden und Bewegen nutzen) eröffnen dabei viele Zugmöglichkeiten, was mir sehr gut gefällt. Die Aktien der Firmen, die Dividenden ausschütten, sind dabei nur das i-Tüpfelchen.

Diese Partie von „Panamax“ hatte ich bereits in der ersten Runde verloren, als ich 30 Kredits Schulden aufnehmen musste, um meine gelagerten Waren zu bezahlen. Dennoch machte mir das gesamte Spiel immer noch Spaß. Ich setzte mir einfach als Ziel am Ende zumindest mit einer positiven Bilanz dazustehen (was mir gelang). In meinen Augen zeichnet ein hervorragendes Spiel aus, dass ich auch Spaß habe, wenn ich nicht um den Sieg spiele.

Einen kleinen Abzug gibt es für die Anleitung. Immer wieder muss ich Kleinigkeiten nachschlagen und finde diese nicht auf Anhieb. Das ist schade, macht es das Spiel komplizierter als es sein müsste.

Panamax
Panamax

Wertung: (9,5)

Dungeon Lords (Heidelberger, 2010)

„Dungeon Lords“ habe ich schon seit langer Zeit nicht mehr gespielt. Jeder Spieler erstellt einen Dungeon und versucht wagemutige Abenteurer in diesen zu locken, um diese gefangenzunehmen. In klassischer Arbeitereinsetz-Manier schafft man Essen und Gold heran, um Tunnel und neue Räume zu bauen oder Monster anzuwerben und Fallen aufzustellen. Die Helden, die den Dungeon stürmen, kommen ganz umsonst. Wenn es blöd läuft, zerstören sie aber jeden Raum und besiegen alle Monster.

Das Spiel von Vlaada Chvátil ist wie die meisten seiner Spiele sehr gut und super witzig, sodass ich es gerne von Zeit zu Zeit wieder spiele.

Dungeon Lords
Dungeon Lords

Wertung: (8,0)

Dice Hospital (Kobold, 2019)

„Dice Hospital“ war eines meiner Messehighlights 2017. Und ich spiele es auch heute noch gerne.

Die Spieler wählen jede Runde verschiedenfarbige Würfel, die Patienten darstellen. Die Augenzahl 2 ist dabei nah am Tod und 5 so gut wie geheilt. Danach kann das Krankenhaus mit Spezialräumen ausgebaut oder Spezialärzte angestellt werden. Alle Spieler versuchen dann durch Zuordnung der Ärzte zu Räumen ihre Patienten zu heilen. Viele Punkte gibt es aber nur, wenn man möglichst viele Patienten auf einen Schlag entlässt.

Zu zweit empfand ich die Partie als zu einfach. Das lag vor allem daran, dass keiner von uns jemals den „schlechtesten“ Krankenwagen mit den ganzen Notfällen nahm. Wir hatten also nie irgendeine Bedrängnis, was die Aufnahme von neuen Patienten anging, da wir alle schnell genug heilen konnten. Hier hätten wir wohl mit den optionalen Regeln spielen sollen, die das Spiel schwerer machen. Ansonsten aber ein gutes Spiel.

Wertung: (8,0)

Galaxy of Trian (CreativeMaker, 2014)

Ein weiteres Spiel, das ich auf einer SPIEL 2014 kennengelernt und gekauft habe. „Galaxy of Trian“ ist prinzipiell ein „Carcassonne“ im Weltraum mit dreieckigen Plättchen. Ich finde, es spielt sich extrem gut und wesentlich konfrontativer, da die Spieler auch Planeten oder Nebel besetzen können, die bereits von einem anderen Spieler belegt sind.

Das größte Problem am Spiel ist die Anleitung und die Regeln. Auch wenn auf Übersichtskarten alles steht, ist das nicht so eindeutig, dass wir es nach längerer Spielpause sofort parat gehabt hätten. So machten wir Spielfehler, was sehr schade war, denn es handelt sich um ein sehr gutes Spiel.

Galaxy of Trian
Galaxy of Trian

Wertung: (8,0)

Racetrack (Print'n'Play, 1960er)

Da existiert das Spiel schon seit der 1960er und ich lerne es erst heute kennen. „Racetrack“ ist eine Rennsimulation auf Kästchenpapier. Ganz simpel malt eine Person eine äußere und innere Bahn und eine Startlinie auf das Blatt Papier. Alle Spieler dürfen nacheinander mit ihrem „Auto“ von einem Punkt der Startlinie zu einem anderen Punkt des Kästchens fahren. Danach können sie den vorherigen Zug wiederholen oder eines der acht (bzw. vier im fortgeschrittenen Spiel) angrenzenden Punkte benutzen. Hierdurch ergibt sich ein recht realistisches Beschleunigungs- und Abbremsverhalten.

Solo macht das Spiel Spaß, um neue und bessere Routen zu finden. Zu zweit oder mehr werde ich es auf dem nächsten physischen Spieleabend im Dezember (hoffentlich) mal austesten. War aber echt überrascht, was das hergibt. Könnte man aktuell als Roll'n'Write sicherlich irgendwie neu auflegen.

Wertung: (7,0)

Escape Tales: The Awakening (Board&Dice, 2018)

Escape- bzw. Exit-Spiele gibt es ja sehr viele auf dem Markt. „Escape Tales“ ist eine kleine Besonderheit, da es sehr stark die Geschichte in den Vordergrund stellte im Gegensatz beispielsweise zur Exit-Reihe, wo die Rätsel oft nur des Rätsels Willen untergebracht sind.

In „Escape Tales: The Awakening“ geht es um Samuel, der seine Frau Jennifer vor einigen Jahren verloren hat. Jetzt ist seine Tochter Lizzy in ein Koma gefallen und kein Arzt kam ihm helfen. Deshalb führt er ein geheimnisvolles Ritual aus und begibt sich in eine Art Traumwelt, um Lizzy zu retten. Dabei wird er auch mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Die Geschichte wird ähnlich zu einem „Choose you own Adventure“ erzählt. Entscheidungen bzw. Aktionen führen zu einem bestimmten Kapitel im Story-Buch, was einen dann oft auch neue Gegenstände oder Rätsel bietet. Eine Besonderheit ist, dass die Aktionen beschränkt sind und man normalerweise nicht alle 6 oder 12 Felder eines Raums erkunden kann. Das mag für manche zu einschränkend wirken, hat mir aber gefallen, da so die eigenen Entscheidungen tatsächlich eine Rolle spielen.

„Escape Tales“ erinnert mich sehr stark an die „Adventure Games“-Reihe. Auch dort steht das gemeinsame Orte erkunden im Vordergrund, die Rätsel sind nur ein Zusatz zur interessanten Geschichte. „Escape Tales“ geht in meinen Augen dabei noch einen Schritt weiter, sodass zuvor getroffenen Entscheidungen sehr gut in die Narration eingebettet sind. Die Rätsel sind aber ebenfalls alles andere als leicht, einige ganz schön knackig bzw. um die Ecke gedacht. Praktischerweise gibt es auf der Lösungswebseite ein Hilfesystem, dass einem immer mehr Tipps gibt, falls man hängen sollte.

Wir spielten das Spiel zu acht. Je zwei Personen saßen vor einem Laptop zusammen, diskutiert wurde per Whatsapp-Gruppenchat. Das Spiel selbst habe ich auf Tabletopia gehostet und alle anderen waren nur Zuschauer, was bei „Escape Tales“ sehr gut funktionierte. So übernahm ich die Verwaltung der Karten und die anderen konnten entsprechend an Rätselkarten und Gegenstände heranzoomen und miträtseln. Sehr vorteilhaft war auch, dass jeder gleichzeitig am gleichen Rätsel arbeiten kann. Physisch ist es oft so, dass nur eine Person die Karten zur Untersuchung in der Hand hält und die Mitspieler entweder warten oder ein anderes Rätsel angehen. Auch das Blättern im digitalen Story-Buch geht dank Suche im PDF sehr schnell und alle konnten mitlesen. Da die Lösungen auf einer eigenen Webseite eingegeben werden, geht ohne Online-Verbindung nichts, aber immerhin brauche ich keine spezielle App dafür.

Mir hat das Abenteuer sehr gut gefallen. Vor allem die Geschichte um Sam und Lizzy ist sehr mitreißend und teilweise tragisch. Die zehn möglichen Enden bieten einen gewissen Wiederspielreiz, aber ich bin unsicher, ob ich das Spiel noch einmal mit anderen Entscheidungen spielen möchte. Dann lieber eine Kurzusammenfassung lesen. :) Die Rätsel fand ich sehr gut. Viele waren völlig neu für mich, was natürlich noch mehr Spaß machte, als wir sie geknackt haben. Die angegebene Spielzeit von 3–6 Stunden haben wir etwas überschritten. Wir saßen drei Abende an dem Spiel und brauchten in Summe ca. 7 Stunden. Das waren aber auch drei sehr unterhaltsame Abende. Ich hoffe, dass wir auch den nächsten Teil „Low Memory“ zusammen spielen können.

Escape Tales: The Awakening (online)
Escape Tales: The Awakening (online)

Wertung: (9,5)