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Buch: Das Theorem des Papageis

Titel

Das Theorem des Papageis

Autor

Denis Guedj

Sprache

Deutsch

Genre

Roman

Verlag

Bastei Lübbe, 1999

Seitenanzahl

745

Nach dem letzten Mathebuch folgt gleich ein weiteres: Das Theorem des Papageis. Darin geht es um eine Familie, die in der Rue Ravignan in Montmatre, Paris lebt. Der 84-jährige Buchhändler Pierre Roche wohnt dort mit seiner Angestellte Perrette und dessen drei Kindern zusammen. Jonathan und Lea sind Zwillinge, der jüngere Max ist adoptiert und taub. Eines Tages kommt Max ein Papagei zugeflogen und Monsieur Roche erhält Post von einem alten Studienfreund. Dieser schickt ihm einen Abschiedsbrief und damit gleich seine ganze Bücherei an historischen Mathebüchern, die er in Manaus im Amazonas gesammelt hat. Und damit beginnt der Krimi, denn es gilt den Tod von Pierres Freund aufzudecken, der Spuren in den Mathebüchern versteckt hat.

Ich fürchte, wer kein Faible für Mathematik hat, wird das Buch schnell beiseite legen. Die Hintergrundgeschichte ist ganz okay, auch wenn bis zum Ende nicht alles erklärt wird. Aber die sehr langen Passagen über die verschiedenen Mathematiker seit der Antike in Griechenland oder Arabien bis hin zu den Europäern sind mitunter doch sehr trocken. Ich selbst fand Einiges davon sehr interessant, es waren auch neue Erkenntnisse dabei. Aber ich kann verstehen, wenn das nicht jeden fesselt.

So interessant die Passagen waren, so anstrengend war der Roman teilweise dazwischen zu lesen. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung lag, aber die Emotionen bzw. Gefühle der Personen wurden nicht wirklich gut transportiert. Die Charaktere schreien auf, sind verärgert oder zieren sich. Auf einer Bühne wären dies die richtigen Worte und Emotionen, aber von einer Pariser Familie erwartet man nicht so viel Theatralik. Das ganze Buch über konnte ich jedenfalls keine Beziehung zu irgendeinem der Charaktere aufbauen, was sehr schade ist. Ein bisschen hat mich der teils philosophische Stil an Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“ erinnert, welches ähnlich unverständlich für mich daherkam.

Sehr schlecht sind natürlich die mathematischen Fehler in einem Mathebuch. So wurden an einer Stelle bei einem Bruch Zähler und Nenner vertauscht. An zwei Stellen im Buch ist nicht von Fermat, sondern von Fernrat die Rede. Da könnte man fast meinen, das Buch wurde von einer nicht ganz sauber gedruckten Vorlage eingescannt und weiter bearbeitet. Bei Fermat's Vermutung wurde in der Formel (x^4 + y^4 + z^4 = w^4) ein Ist-Gleich anstelle eines Plus gesetzt. Und der größte Fauxpas, den es in meinen Augen geben kann, war die Gleichung: π² / 6 = Σ (π=1,…,∞) 1/π², was natürlich Unsinn ist. π (Pi, ca. 3,14) ist ein definierter Wert, den man nicht als Laufvariable nutzt. Selbst wenn man dies aber täte, dann nicht mit der gleichen Variable auf beiden Seiten der Gleichung. Im Text selbst wird dann korrekt von „n“ als Laufvariable gesprochen, aber das ist ein Fehler, der nicht passieren darf.

Alles in allem habe ich mich durch das Buch gekämpft und auch wenn der mathematisch historische Anteil gut war, war es der Rest des Buches eher nicht. Und eine Frage hatte ich bis zum Ende: Wie kann ein tauber Junge, der bei Menschen von den Lippen abliest, einen Papagei sprechen hören?

Buch: Math Girls

Titel

Math Girls

Autor

Hiroshi Yuki

Sprache

Englisch

Genre

Sachbuch (?)

Verlag

Bento Books, 2012

Seitenanzahl

288

„Math Girls“ erzählt die Geschichte des namenlosen Erzählers, der zusammen mit zwei Mädchen in die Oberstufe geht. Dort gibt ihnen ihr Lehrer immer wieder Aufgaben, die sie knacken sollen. Tetra ist gerade erst dabei, Mathematik richtig zu verstehen und der Erzähler hilft ihr bei den Aufgaben. Miruka dagegen übertrifft das Wissen des Erzählers bei Weitem und kann diesen – und die Leser – leicht abhängen.

Und so ist „Math Girls“ ein Buch über drei Schüler, die Matheaufgaben lösen. Das klingt nach Spaß – wenn man Mathe mag zumindest. Die Gespräche zwischen den dreien lesen sich sehr angenehm, dazwischen findet man immer wieder zahlreiche Formeln, Definition und – was ich besonders gut finde – Beweise. Das Buch bringt einem mit einer steilen Lernkurve bei, wie man Beweise führt und vor allem, welche Hebel es gibt, um zum Ziel zu kommen. Das ist etwas, was vor allem Mathestudenten im ersten Semester sehr helfen kann.

Thematisch beschäftigt sich der Inhalt nicht gerade mit Matheproblemen der Grundschule. Genau genommen geht es hauptsächlich um Analysis des Mathe-Grundstudiums. Primzahlen und Fibonacci-Zahlen kennt man ggf. auch bereits so, aber harmomische Zahlen und Reihen, „partition numbers“, Taylorreihen, Differentialgleichungen, Primfaktorzerlegung und dergleichen läuft man eher selten über den Weg.

Und so kann ich das Buch für alle empfehlen, die höhere Mathematik studieren oder studiert haben und sich für das Thema interessieren. Für andere Menschen könnten die Inhalte einfach zu herausfordernd und unverständlich sein, weil Hiroshi Yuki nicht bei den Grundlagen anfängt. Mir selbst hat es sehr gut gefallen – sowohl die mathematische Probleme und Beweise als auch die Hintergrundgeschichte um den Erzähler und die beiden Mädchen.

Von „Math Girls“ gibt es noch zwei weitere Teile sowie Bücher mit konkreten Themen wie Trigonometrie, Gleichungen und Graphen oder Algebra. Vor allem die letzten sollen dann eher als Einführung in die jeweiligen Themen dienen. Ich weiß noch nicht, ob ich mehr von der Reihe lesen werde, aber es wäre nicht ungewöhnlich, wenn ich mich dazu entscheide.

Buch: GameTek – The Math and Science of Gaming

GameTek-Buch
Titel

GameTek – The Math and Science of Gaming

Autor

Geoff Engelstein

Sprache

Englisch

Genre

Sachbuch

Verlag

Kickstarter, 2017

Seitenanzahl

328

Kickstarter und der Autor

Im englischsprachigen Raum ist der GameTek-Podcast aus dem Dice-Tower-Netzwerk unter Brettspielern sicherlich einigen ein Begriff. Ich habe zugegeben bis zu diesem Buch noch nie zuvor davon gehört, auch wenn der Podcast bereits seit über 10 Jahren existiert. Gestolpert bin ich über das Buch bei Kickstarter, für das das 10-jährige Podcast-Bestehen der Anlass waren, dort ein Buch zu finanzieren. Als Mathematiker und Wissenschaftsfanatiker hat mich die Idee begeistert, in einem Buch über die verschiedenen Aspekte des Spielens – konkret anhand von Brettspielen – zu lesen. Und so habe ich die Finanzierung des Buchs ebenfalls unterstützt.

Ob Geoff Engelstein der beste ist, um über Spieltheorie, Mathematik, Psychologie und Spielmechaniken zu sprechen bzw. zu schreiben, kann ich nicht beurteilen. Sein Erfahrungsschatz als Brettspieldesigner (z.B. The Ares Project, The Fog of War oder Space Cadets) helfen aber sicherlich dabei, die Aspekte zu durchleuchten. Eine Professur am NYU Game Center im Fach „Board Game Design“ und ein Abschluss in Physik vom MIT sind sicherlich auch nicht hinderlich.

Mehr zum Inhalt

Über den Inhalt habe ich schon kurz etwas gesagt. Die einzelnen Kapitel des Buches entsprechen den Podcast-Folgen der letzten zehn Jahre, die Geoff Engelstein am besten fand. Natürlich wird mit Spieltheorie angefangen, in dessen Genuss der eine oder andere Mathestudent auch an der Universität kommt – manchmal einhergehend mit praktischen Übungen abends im Hörsaal mit den Brettspielen des Professors. (Und ja, genau so bin ich zum Brettspielen gekommen.)

Aber natürlich spielt auch Mathematik bei vielen Spielen – vor allem, aber nicht nur bei sogenannten „Euro Games“ – eine wichtige Rolle. Ganz vorne mit dabei die Statistik, mit der Grübler versuchen 10 Minuten lang den besten Zug zu berechnen. Auch werden verschiedene Spielmechaniken vorgestellt und deren Besonderheit durchleuchtet.

Aber nicht nur diese „trockenen“ Fachgebiete geht Engelstein in seiner Reihe an, er erweitert das Repertoire glücklicherweise auch um „lebende“ Fächer wie Psychologie – schließlich sitzt man beim Brettspielen (meistens) mit anderen Menschen am Tisch, die man zu verstehen versucht.

Jedes Kapitel ist dabei nur wenige Seiten lang und lässt sich schnell lesen. Die Kapitel sind meist losgelöst voneinander, auch wenn mitunter Bezug auf das eine oder andere vorher oder weiter hinten genommen wird. Prinzipiell muss man das Buch aber nicht zwingend in der vorgegebenen Reihenfolge lesen.

Gefällt mir/gefällt mir nicht

Was gefällt mir an dem Buch besonders? Kommen wir erst zu dem, was mir nicht gefällt. Zum einen sind von den 382 Seiten des Buches ca. 70 Leerseiten. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass ein neues Kapitel immer auf einer ungeraden Seite anfängt, die Kapitel aber fast alle drei Seiten lang sind. Wer kurz nachrechnet, wird feststellen, dass somit eine Seite leer bleiben muss, damit das nächste Kapitel wieder mit einer ungeraden Seite anfängt. Das stört beim Lesen nicht, aber irgendwie ist die reale Seitenzahl doch kleiner als erwartet.

Zum anderen merkt man dem einen oder anderen Beitrag das Alter an. Auch wenn Geoff Engelstein in Fußnoten oft zeitliche Korrekturen einbringt, weil zur Ausstrahlung der Podcast-Folge keine anderen Informationen vorlagen, ist es doch seltsam, ein Buch aus 2017 in den Händen zu halten, was stellenweise veraltet ist. Hier hätte ich mir eine direkte Überarbeitung der Kapitel gewünscht, auch wenn dies natürlich mehr Aufwand gewesen wäre.

Aber genug gemeckert. Was gefällt mir an dem Buch? Vor allem die Beispiele – und von denen die aus dem spieltheoretischen Bereich am meisten. Das Gefangenendilemma ist dabei noch ein alter Hut, wer sich bereits ein bisschen mit der Materie auseinander gesetzt hat. Etwas unbekannter ist das Monty-Hall-Problem/Ziegenproblem. Und auch wenn ich davon bereits zuvor gehört habe und mir das Buch eigentlich nichts Neues gezeigt hat, habe ich erst nach dem Lesen bei dem Erklären des Problems gegenüber einer anderen Person den Beweis erst wirklich verstanden. (Und ja, es ist wirklich die bessere Strategie, das Tor zu wechseln.)

Sehr interessant fand ich auch Quantum Tic Tac Toe, welches normales Tic Tac Toe auf einer höhere Ebene hievt, um so anschaulich ganz ohne Mathematik an die Quantenphysik heranzuführen. Ich habe es bisher einmal gespielt und habe noch keine Ahnung, wie man strategisch an das Spiel herangeht. Der Knoten im Gehirn ist einfach noch zu groß. Und auch das „Beauty Contest“-Problem ist psychologisch hochinteressant und es macht Spaß seine Freunde nach dem Lesen des Kapitels damit zu nerven.

Lohnt sich das Buch?

Ja, auf alle Fälle. Man kann zwar auch die Podcasts hören, aber das ist zeitaufwändiger (zumindest ich lese etwas schneller als einen Beitrag anzuhören) und zusätzlich ist das wiederholte Durcharbeiten in einem Buch einfacher. Und ja, einige der beschriebenen Probleme muss man zwei- oder dreimal lesen, ehe man seinen Kopf wirklich in der Sache hat.

Der Stil ist locker, teils lustig und sehr unterhaltsam. So kann man fast jedes Kapitel in einigen Minuten durchlesen und hat danach (meistens) sogar verstanden, um was es geht. Vor allem aber wegen der Aspekte, die mir in Bezug auf Brettspiele neu waren (vor allem die psychologische Komponente), hat sich der Kauf für mich bereits gelohnt. Dabei werden die Aussagen immer wieder mit Beispielen aus zahlreiche bekannten Brettspielen untermauert, wie z.B. Diplomacy, Euphrat und Tigris, Dominion, Hanabi, Nightfall, Caylus, Cosmic Encounter, Terra Mystica und viele viele mehr.

Wer bei Kickstarter nicht zugeschlagen hat (und am somit ehesten diesen Beitrag hier liest), muss nicht traurig sein, denn das Buch gibt es inzwischen auch im normalen Online-Handel – entweder als gebundene Ausgabe oder etwas preiswerter als E-Book, beispielsweise bei Bookzilla.

Ich werde mein Exemplar (mit Geoff Engelsteins Unterschrift auf der ersten Seite, yeah) jetzt jedenfalls brav ins Regal stellen, wo es sich neben den anderen Spieltheorie-Büchern sicherlich heimisch fühlt. Und ab und an werde ich es sicher auch hervorholen, um einen Vorteil gegenüber meinen Mitspielern zu erhalten – in der Hoffnung, dass die das Buch nicht auch gelesen haben. ;)

Buch: Spiegel

Titel

Spiegel

Autor

Cixin Liu

Sprache

Deutsch

Genre

Sci-Fi

Verlag

Heyne, 2017

Seitenanzahl

117

Was wäre, wenn es einen Hochleistungscomputer geben würde, der anhand verschiedenen Parameter die Entstehung und das Leben des Universums vom Urknall an simulieren könnte? Was wäre, wenn jemand die Parameter gefunden hätte, die unserem Universum, unserer Erde entsprechen? Und was wäre, wenn dies publik wird?

Cixin Liu kannte ich bisher noch nicht, die deutsche Erstausgabe seines Romans „Spiegel“ hat mich von der Idee aber sehr angesprochen. Liu gilt als Autor des Hard Science Fiction. Ich gehöre eher zu Liebhabern des Soft Science Fiction, deren Vertreter u.a. Stanislaw Lem, Ray Bradbury und Philip K. Dick sind.

Und dennoch wirft das Buch einige gute und philosophisch interessante Fragen auf. Die Idee, aus den ersten Ansätzen der Stringtheorie einen Stringcomputer (als Analogon zu einem Quantencomputer) zu bauen, gibt Liu die Möglichkeit, aktuell herrschende Speicher- und Geschwindigkeitsprobleme einer Urknall-Simulation beiseite zu schieben. Was bleibt, ist die Frage, ob so eine Simulation als Spiegel der Gesellschaft dieser dienlich wäre oder nicht. Verbrechen ließen sich ohne Probleme aufklären, da nichts mehr geheim wäre, was bisher geschehen ist. Aber weil auch nichts mehr geheim wäre, würden die Menschen unter Umständen degenerieren, weil jede Art der Andersartigkeit und Abweichung von der Norm auffallen würde.

Als Novelle lässt sich das Buch wirklich gut lesen. Ich gebe aber zu, dass ich vermutlich keinen ganzen Roman in dieser Art durchlesen würde. Zu anstrengend ist es teilweise, den wissenschaftlichen Ausführungen zu folgen. Es hat einen Grund, wieso ich Soft Science Fiction lieber mag.

Buch: Warcross

Titel

Warcross

Autor

Marie Lu

Sprache

Englisch

Genre

Sci-Fi

Verlag

Penguin Books, 2017

Seitenanzahl

353

Seit 10 Jahren besteht die virtuelle Welt von Warcross und so gute wie jeder Mensch ist mit der Welt vernetzt. Was für die einen eine nette Erfahrung oder Flucht vor der Realität ist, ist für viele andere Warcross-Spieler die Chance auf ein besseres Leben. Jedes Jahr messen sich zahlreiche Teams vor einem Millionenpublikum in einem Spiel ähnlich zu Capture-the-Flag. Hier stolpert Teenager und Hacker Emika Chen per Zufall hinein, als sie sich aus Versehen vor Millionen Menschen in das Eröffnungsspiel von Warcross hackt. Als sie einen Anruf von ihrem Idol, Milliardär und Warcross-Erfinder Hideo Tanaka bekommt, befürchtet sie das Schlimmste. Dabei will der ihr nur eine Stelle als Hacker anbieten, da er befürchtet, dass sein Spiel von bösen Kräften infiltriert und gehackt werden könnte.

„Warcross“ ist Marie Lus neuester Roman. Nach der sehr guten Legend-Trilogie stolperte ich per Zufall über das Buch und bereue den Kauf nicht – oder zumindest fast nicht.

Die Idee ist – wenn auch nicht ganz neu – super, dass in der Zukunft vieles nur in der virtuellen Realität stattfindet. Dabei erfindet Lu aber eine Mischform aus VR und AR (Augmented Reality) , die noch realistischer klingt als in anderen Sci-Fi-Romanen. Ebenfalls das Spiel „Warcross“ ist eine gute Erfindung und Mischung aus Capture-the-Flag, Fangen und einem Ego-Shooter. Alles wirkt sehr durchdacht und dementsprechend stimmig wirkt Lus Welt der Zukunft. Die Hauptcharaktere werden sehr gut vermittelt inklusive ihrer Motivation und ihres Hintergrunds.

Einziges Problem habe ich mit dem Ende des Romans, das keines ist. Es scheint leider normal zu sein, Bücher nicht mehr abzuschließen, wenn es davor schon eine andere erfolgreiche Trilogie gab. Dementsprechend warte ich nun natürlich auf den zweiten Teil, wann auch immer dieser kommen wird. Wer damit kein Problem hat, sollte sich „Warcross“ unbedingt anschauen. Ob und wann das Buch auf Deutsch kommt, weiß ich nicht.

Buch: Der Bienenhirte

Titel

Der Bienenhirte

Autor

Rini van Solingen

Sprache

Deutsch

Genre

Sachbuch

Verlag

dpunkt.verlag, 2017

Seitenanzahl

110

Führungskraft Mark hat Probleme mit seinem agilen und selbstorganisierten Team. Irgendwie organisieren sich die nicht selbst und wollen alles von Mark abgesegnet wissen. Eine Auszeit soll helfen und Mark besucht seinen Großvater auf einer Insel. Dort lacht der Großvater über Marks Probleme, da er die gleichen durchgemacht hat, als er damals von Schafhirte auf Bienenzüchter umschulen musste. Und obwohl der erfahrene Schäfer alles dran setzt, die Bienen zu leiten und zu führen, machten die nicht wirklich mit. Am Ende kam schlechter Honig raus und Marks Großvater machte sich Gedanken, ob er seinen Führungsstil nicht ändern muss.

Die Analogie zwischen dem Führen eines klassischen Projekts, bei dem der Manager immer genau vorgibt, was und wie es gemacht wird und den Schafen ist gar nicht so schlecht. Und sicherlich gibt es auch leichte Übereinstimmung beim Vergleich eines selbstorganisierten Teams und Bienen. Aber ich halte es für einen großen Unterschied, ob man mit denkenden und fühlenden Menschen umgeht oder mit von der Natur und Instinkt getriebenen Insekten.

Mein größer Kritikpunkt an dem Buch ist sicherlich auch seine sehr eingeschränkte Sichtweise. Ja, Marks selbstorganisiertes Team arbeitet nicht wirklich selbstorganisiert – und das kann an Mark liegen, der noch den alten Führungsstil lebt. Es kann aber auch daran liegen, dass man die Schafe schwarz-gelb-gestreift angemalt und ihnen Flügel angeklebt hat und nun von ihnen verlangt, dass sie die Blumen gefälligst nicht mehr fressen sondern bestäuben sollen. Der Aspekt, dass Teams von einen Tag auf den anderen umorganisiert werden und den Stempel „Agil“ aufgedrückt bekommen, trägt nicht gerade dazu bei, guten Honig zu produzieren.

Ansonsten sind die gut 100 Seiten schnell gelesen und unter Umständen nimmt der ein oder andere Manager etwas für sich mit. Ich fand die Geschichte, wie gesagt, zu kurz gedacht.

Buch: Darm mit Charme

Titel

Darm mit Charme

Autor

Giulia Enders

Sprache

Deutsch

Genre

Sachbuch

Verlag

Ullstein, 2015

Seitenanzahl

285

Der Darm ist sicherlich kein Körperteil, über das man oft redet. Maximal hört man noch „Ach nee, mir geht nicht's gut. Ich habe Magen-Darm.”, aber Positives gibt es eher selten über das flächenmäßig betrachtet größte Organ des menschlichen Körpers zu berichten. Giulia Enders schafft hier Abhilfe und zeigt, auf eine sehr humorvolle und zugleich wissenswerte Art und Weise, wie der Darm funktioniert. Anfangen von der Frage, wie kacken geht (und das wissen nur wenige Menschen) über das Nervensystem bis hin zu den Millionen von kleinen Mikroben, die in uns hausen. Humorvoll illustriert ist das Ganze von Giulias Schwester Jill, sodass man einige Dinge ganz offen vor sich sieht.

Mit Ihrem Vortrag „Darm mit Charm“ auf diversen Science Slams hat Giulia Enders die Zuhörer begeistert und auch in Schriftform kann sie für das eher ungewöhnliche Thema begeistern. Mir selbst haben Teil 1 und 2 des Buches besser gefallen. Der dritte Teil über die Mikroben war sehr lang und stellenweise hat es mich nicht so sehr interessiert, wie der nicht so mikroskopische Aufbau des Körpers.

Alles in allem aber ein sehr gutes Buch, welches mit Humor Wissen vermittelt.

Buch: 13 Reasons Why

Titel

13 Reasons Why

Autor

Jay Asher

Sprache

Englisch

Genre

Drama

Verlag

Penguin Books, 2009

Seitenanzahl

288

Hannah Baker hat sich umgebracht. Und Clay Jensen findet kurze Zeit später ein Paket mir Musikkassetten vor seiner Haustür, beschriftet mit den Nummern 1 bis 13. Als er sie abspielt, hört er Hannahs Stimme. 13 Gründe haben dazu geführt, dass sie sich das Leben genommen hat. 13 Personen haben ihr Leben so beeinflusst, dass für sie das der einzige Ausweg war. Clay verfolgt die letzten Monate des Mädchens über ihre Erzählung mit und fragt sich, welchen Teil er zu ihrem Tod beigetragen hat.

„13 Reasons Why“ (auf Deutsch „Tote Mädchen lügen nicht“) kennen manche vielleicht durch die gleichnamige Netflix-Serie. Vor allem wegen des Themas „Suizids“ wurde die Serie kontrovers diskutiert. Über das Buch haben 2007 nicht so viele Menschen gesprochen, scheint es. Da ich die Serie nicht gesehen habe, wollte ich zumindest das Buch lesen.

Ich finde es großartig, wie Jay Asher das Thema „Suizid“ angeht. Mögen manchen die Gründe, die Hannah aufzählt, wie Nichtigkeiten vorkommen, ist die Summe ausschlaggebend. Und diese können in der Folge bei einem psychisch vorbelastetem Menschen dann zu so einer Reaktion führen. Sehr gut finde ich auch, dass man beim Lesen selbst noch einmal reflektieren kann, wie sich die eigenen Handlungen auf andere auswirken.
Die Erzählweise wechselt zwischen Hannahs Stimme auf Band und Clays aktuellen Empfindungen und Erinnerungen zum Zeitpunkt des Anhörens. Auf die Art bekommt man zwei Perspektiven einzelner Situationen zu hören bzw. aus Clays Perspektive, das, was bei ihm angekommen ist.

Aus dem Grund fände ich es auch gut, wenn das Buch im Schulunterricht behandelt werden würde. Leider ist es meines Wissens nach an einigen deutschen Schulen nicht erlaubt, das Buch durchzusprechen, was ich sehr schade finde. So wie es früher auch Mobbing gab (wir nannten es damals noch Hänseln), gibt es dieses heute auch. Durch die digitale und anonymen Medien ist es sogar noch etwas einfacher geworden. Umso wichtiger wäre es, wenn Jugendliche auf die Auswirkungen ihrer Taten hingewiesen werden würden, um zu erfahren, dass dumme Sprüche oder irgendwelche Listen eine verheerende Wirkung haben können.

Mir hat das Buch jedenfalls sehr gut gefallen und ich kann es nur empfehlen. Die Serie soll ebenfalls sehr gut sein, auch wenn ich noch nicht zum Anschauen gekommen bin.

Buch: The Collected Stories of Philip K. Dick – Volume 2

Titel

The Collected Stories of Philip K. Dick – Volume 2

Autor

Philip K. Dick

Sprache

Englisch

Genre

Sci-Fi

Verlag

Citadel Twilight, 1990

Seitenanzahl

381

Philip K. Dick war einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts. Viele seiner Romane und Kurzgeschichten waren Vorlage für großartige Filme – was auch der Grund für den Kauf genau dieser Ausgabe war.

Zum einen hat mich die Geschichte „We sale your dreams wholesale“ interessiert, welche die Vorlage für den Film „Total Recall“ war (früher in einer guten Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger und später in einer eher nicht so guten mit Colin Farrell). Die Geschichte beschreibt dabei gerade einmal die ersten 15 Minuten des Films – und hat ein völlig anderes, ja sogar humoristisches Ende. Zum anderen hat mit der Film „Der Plan“ („Adjustment Bureau“) sehr gut gefallen, welches aus der Geschichte „The Adjustment Team“ entstanden ist. Aber auch hier greift der Film die Idee nur auf und zeigt diese für ein oder zwei Minuten. Das ist aber nicht schlimm, wie ich finde, da sehr gute Filme nur allein aufgrund der Ideen entstanden sind. Ohne die Geschichten von Philipp K. Dick gäbe es die Filme vermutlich so nicht.

Alle anderen Kurzgeschichten lesen sich ebenfalls sehr interessant, auch wenn nicht alle Ideen (für heutige, aber auch für damalige Verhältnisse) neu sind. Das Alter merkt man den Geschichten auch an. Weniger am Schreibstil, mehr an den gesellschaftlichen Bräuchen. So raucht grundsätzlich jeder in fast jeder Geschichte. Es gibt kaum Ausnahmen und selbst auf einer fernen Erdkolonie ist das erste, was die dortigen Bewohner einem Gast anbieten, eine Zigarre. Daneben merkt man die Zeit, aus der die Geschichten stammen, vor allem an der Rolle der Frau. So gut wie keine der Geschichten hat einen weiblichen Protagonisten. Wenn Frauen auftauchen, dann nur jemand, der daheim am Herd steht und für den Mann Abends das Essen kocht. Vielleicht war es für Dick doch zu viel Fiktion, dass sich das einmal ändern könnte.

Von den zwei Punkten abgesehen, die wiederholt auffallen, lesen sich die Geschichten sehr gut. Es gibt einige spannende, viele lustige, deren Auflösung ein Augenzwinkern verrät, aber auch ernste Geschichten, die sich mit dem damaligen Nachkriegsgeschehen und dem kalten Krieg auseinandersetzen. Insofern ist es einer sehr gute Sammlung, um einen Überblick über Philip K. Dicks Schaffen zu bekommen.

Buch: Spektrum

Titel

Spektrum

Autor

Sergej Lukianenko

Sprache

Deutsch

Genre

Sci-Fi

Verlag

Heyne, 2007

Seitenanzahl

702

Der Russe Martin Dugin arbeitet als Privatdetektiv in Moskau. Er wird beauftragt, die junge Irina zu suchen, die weggelaufen ist. Dabei sucht er nicht nur auf der Erde, denn durch ein gigantisches Teleportationsnetz können sich Menschen und Außerirdische frei durch den Weltraum bewegen. Einzig eine interessante Geschichte muss man den Wächtern der Tore, sogenannten Schließern, erzählen, um das Tor zu benutzen. Etwas, worin Martin ein Experte ist. Und so nimmt er die Spur nach Irina auf und reist von Planet zu Planet.

Dass ich Lukianenko sehr gerne lese, weiß man, wenn man in meinem Blog danach sucht. Die Wächter-Romane habe ich verschlungen, Weltengänger/Weltenträumer waren ebenfalls gut. „Spektrum“ stand deswegen auch recht weit oben auf meiner Leseliste, auch wenn das Buch bereits 15 Jahre auf dem Buckel hat (2002 ist es in Russland erschienen).

„Spektrum“ weicht in den Grundzügen wenig vom Lukianenkos Standard-Reportoire ab, was etwas schade ist. Männlicher, russischer Held (diesmal nur ohne russischen Namen) stößt auf ein Geheimnis, was nur er lösen kann, trifft auf seine große Liebe etc. (siehe auch Blogeintrag zu „Labyrinth der Spiegel“). Und wie fast alle Romane von Lukianenko ist es so interessant geschrieben, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will, denn die Planeten und Außerirdischen sind neuartig und nicht die Standardkost, die man in anderen Sci-Fi-Büchern vorgesetzt bekommt. Erinnert hat mich das Ganze dennoch zuerst an Weltengänger, in dem es ebenfalls Schließer (dort Zöllner genannt) gibt, die Tore zu anderen Welten bewachen. Aber es ist nicht das gleiche Universum, in der beide Geschichten spielen.

Die Hintergrundgeschichte der Tore und Schließer ist interessant und treibt einem zum Lesen an. Das Ende erwartet man so erst einmal nicht und darum gefällt mir das Buch auch so besonders. Vor allem habe ich das Gefühl, dass Lukianenko mit „Spektrum“ noch stärker in die Philosophie vordringt. Stellenweise lesen sich Gespräche und Gedanken wie bei Stanislaw Lem, wenn auch glücklicherweise nicht ganz so ausschweifend.

Das typische „Problem“ aller Lukianenko-Übersetzungen gibt es natürlich hier auch wieder: Ein, zwei Sätze klingen etwas seltsam und passen nicht ganz zur deutschen Sprache. Und dass mit Irina, Ira, Irotschka und Irinka immer die gleiche Person gemeint ist, weiß man vermutlich nur, wenn man die russische Kultur/Sprache gut kennt oder bereits mehr von Lukianenko gelesen hat. Verwirrend ist es dennoch immer wieder …

Alles in allem ist „Spektrum“ ein sehr gutes Buch, was ich sehr gerne gelesen habe.